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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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auf die Gasse hinaus.
    Der Dichter hatte das Ende der Gasse fast erreicht, als sich ihm plötzlich eine dunkle Gestalt in den Weg stellte. Mit einem Aufschrei machte der Unbekannte kehrt und rannte auf mich zu.
    Es war der Schrei einer Frau gewesen.
    Als der Dichter sich voller Angst nach dem Angreifer umsah, lief er mir fast in die Arme. Ich riss ihm die Maske vom Gesicht.
    »Eléna!«
    Aus geweiteten Augen starrte sie mich an. »Du!«
    Sie wirbelte herum, eilte die Gasse entlang und schlüpfte an Juan, dem lépero, vorbei, den ich an der Ecke postiert hatte.
    Kein Wunder, dass die Werke des Dichters mein Herz so angerührt hatten. Sie stammten aus der Feder der Frau, die ich liebte. Dass Eléna diese Gedichte verfasst hatte, verdatterte mich sehr. Allerdings überraschte es mich nicht, dass sie dazu in der Lage war. Schließlich hatte sie schon als junges Mädchen davon gesprochen, sich als Mann zu verkleiden, um Schriftsteller zu werden.
    Der kurze Moment, in dem wir uns so dicht gegenüber gestanden hatten, hatte mich für das mühsame Setzen der Gedichte entlohnt.
    Doch was hatte ihr Ausruf »Du!« zu bedeuten? War sie erschrocken gewesen, den lépero wiederzusehen, der sie auf der Straße angesprochen hatte? Oder hatte sie mich als den jungen Burschen aus Veracruz erkannt? Ich ließ mir das Wort ›du‹ auf der Zunge zergehen und stellte mir vor, wie sie es aussprach manchmal voll Vertrautheit, manchmal mit einem abfälligen Unterton.
    Schließlich wurde mir mit einem Seufzen klar, dass mein Wunsch, Eléna einst den Hof machen zu können, ebenso ein Hirngespinst war wie Mateos Kämpfe mit dem Drachen. Ich setzte mich an die Papiere, die sie mir gebracht hatte.
    Diesmal handelte es sich nicht um Gedichte, sondern um ein Theaterstück. Es trug den Titel Beatriz de Navarra und handelte von einer Frau mit einem eifersüchtigen Ehemann. Nachdem er ein Schreiben gefunden hat, das er für einen Liebesbrief hält, verdächtigt er seine Gemahlin der Untreue.
    Fest entschlossen, das Liebespaar auf frischer Tat zu ertappen, spioniert er seiner Frau auf Schritt und Tritt nach. Bevor er begonnen hat, ihr zu misstrauen, hat er sie leidenschaftlich geliebt. Doch während die Eifersucht an ihm nagt, verhält er sich kalt gegen sie und verschweigt ihr seine Zweifel, damit er sie überraschen kann. Immer wenn seine Frau sich ihm nähert, weist er sie zurück.
    Während er sich vor ihrem Schlafzimmer herumdrückt, hört er, wie sie jemandem in eindeutigen Worten ihre Liebe gesteht. In blinder Wut tritt er die Tür ein. Da er nur seine Frau im Zimmer vorfindet, nimmt er an, dass ihr Liebhaber bereits geflohen ist. Immer noch voll Zorn, kommt er zu dem Schluss, dass seine Frau ihn betrogen hat, zieht sein Schwert und stößt es ihr ins Herz.
    Als sie auf dem Boden liegt und langsam verblutet, sagt sie ihrem Mann mit ersterbender Stimme, dass sie ihm immer treu gewesen sei und ihn liebt. Sie habe ihre Liebe zu ihm in einem Gedicht verewigen wollen, doch nicht gewagt, es ihm zu zeigen, da er ihr das Lesen und Schreiben von Gedichten immer verboten habe.
    Nachdem sie den letzten Atemzug getan hat, nimmt er die Seiten von dem Tisch, an dem sie geschrieben hat. Als er das Gedicht laut liest, wird ihm klar, dass die Worte, die er draußen vor der Tür belauscht hat, nicht an einen Liebhaber im Zimmer gerichtet waren, sondern an ihn selbst.
    Er hatte an ihr gezweifelt, weil es seine Vorstellungskraft überstieg, dass seine Frau ihre Gefühle in einem Gedicht hätte ausdrücken können. Für ihn war es immer undenkbar und außerdem überflüssig gewesen, dass Frauen sich mit Literatur beschäftigen.
    Verzweifelt, weil er das Blut seiner Liebsten vergossen hat, fällt er neben ihr auf die Knie und fleht sie um Vergebung an. Dann stößt er sich seinen Dolch ins Herz.
    Berührte mich das Stück, weil es aus der Feder der jungen Frau aus der Kutsche stammte, die mir das Leben gerettet hatte und sich nach Bildung sehnte? Durchaus möglich, doch auch die Worte des Liebesgedichts von Beatriz an ihren Mann gingen mir sehr ans Herz.
    Da kam mir einer jener Einfalle, dank derer ich es immer wieder schaffe, Katastrophen heraufzubeschwören. Die Idee war sogar noch wahnwitziger als Mateos Prahlereien. Ich würde ein Stück aufführen, das Homer und Sophokles alle Ehre gemacht hätte. Mit dem durch die spektakuläre Seeschlacht von Cortés verdienten Geld würde ich Elénas Stück auf die Bühne bringen. Natürlich nicht in ihrem Namen, ich würde

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