Das Blut der Azteken
Anwesenheit gebremst, der sie überallhin zu begleiten schien. Inzwischen war allgemein bekannt, dass sie bald heiraten würden, ein Wissen, das mich schmerzte, als drehte jemand ein Messer in meinem Herzen herum.
Als ich den Vertreter der Inquisition bemerkte, der mit tränenden Augen und enthemmt grinsend hereinwankte, wusste ich, dass die Vorstellung gefahrlos beginnen konnte.
Während der Aufführung ruhte mein Blick mehr auf Eléna als auf den Schauspielern. Ich merkte ihr an, dass sie begeistert war. Luis hingegen schien sich zu langweilen. Eléna kauerte auf der Kante ihrer Bank und starrte gebannt auf die Bühne. Häufig bewegten sich ihre Lippen lautlos mit, während die Schauspieler sie aussprachen. Sie war strahlend schön, und ich war stolz darauf, ihr alles, was sie für mich getan hatte, auf diese Weise danken zu können.
Etwa nach der Hälfte des Stückes stürmten die anwesenden Geistlichen empört hinaus, da sie die Worte der Schauspielerin anscheinend als anstößig empfanden. Doch bis nach Puebla war es ein weiter Weg. Ich war sehr zufrieden mit mir.
Als die letzte Szene begann, die Schauspielerin sterbend auf dem Boden lag und gestand, das Gedicht selbst geschrieben zu haben, kam plötzlich eine Gruppe von Geistlichen und Vertretern der Inquisition herein. Entsetzt stellte ich fest, dass der Bischof der Inquisition sich unter ihnen befand.
»Das Stück ist abgesetzt«, verkündete der Bischof. »Der Verfasser wird sich sofort bei mir melden.«
Also war der Bischof doch nicht nach Puebla gereist. Eilig ergriff ich die Flucht. Mateo erwartete mich in meinem Zimmer.
»Die Inquisition hat unser Stück abgesetzt«, sagte er.
»Unser Stück?« Wovon redete er nur? Wusste er etwa von Elénas Stück?
Er rang die Hände, als wolle er sich bei Gott über dieses Unrecht beschweren. »Die größte Vorstellung meines Lebens. Der Bischof selbst hat sie abgebrochen, und die Eintrittsgelder hat er auch beschlagnahmt.«
»Er hat unser Stück abgesetzt? Aber warum denn?« Ich war entsetzt. Wie konnte der Bischof ein Stück verbieten, das dem Ruhm Spaniens gewidmet war?
»Wegen der Liebeszene mit Doña Marina.«
»Liebesszene? Es gibt keine Liebeszene mit Doña Marina.«
»Eine kleine Textänderung«, erwiderte Mateo.
»Du hast in die Schlacht um Tenochtitlán eine Liebesszene eingefügt? Bist du wahnsinnig?«
Er bemühte sich um eine reumütige Miene. »Nach der Schlacht muss ein Mann eine Frau in den Armen halten, um sich von den Strapazen zu erholen.«
»Am Schluss? Spielte deine Liebesszene etwa oben auf dem Tempel? Und was hast du mit dem Schwert und dem Kreuz gemacht?«
»Ich habe sie in der Hand behalten. Doña Marina war mir beruflich, indem sie in die Knie ging, als ich…«
»Ach, du meine Güte, und ich dachte schon, ich wäre mit meinem Stück zu leichtsinnig gewesen.«
»Deinem Stück?«
Ich tat, als hätte ich Mateo nicht gehört, und wollte zur Tür gehen. Doch er packte mich am Kragen und hielt mich zurück.
»Du verhältst dich in letzter Zeit sehr merkwürdig, Bastardo. Bitte setz dich und erkläre mir, was du getrieben hast, während ich die Azteken besiegt und damit unseren Reichtum gemehrt habe.« Seine Stimme klang so sanft wie das Schnurren eines Tigers, bevor er sein Opfer anfällt. Das Wort ›bitte‹ benutzte er nur, wenn er im Begriff war, mir an die Gurgel zu gehen.
Da ich die Lügen satt hatte, nahm ich Platz und beichtete ihm alles. Ich begann bei meiner Begegnung mit Eléna in der Kutsche vor vielen Jahren, erzählte ihm, wie ich herausgefunden hatte, dass sie die Verfasserin der erotischen Gedichte war, und gestand, dass ich das Stück aufgeführt hatte, um mich bei ihr zu bedanken.
»Wie viel von unseren Geld ist übrig?« fragte er.
»Ich habe alles ausgegeben, was ich hatte. Den Rest hat die Inquisition. Und du?«
Er zuckte die Achseln. Eine überflüssige Frage. Er hatte seinen Teil vermutlich beim Kartenspielen oder für Frauen verschwendet.
Ich rechnete mit Prügel für meine Unehrlichkeit und glaubte sogar, sie zu verdienen. Doch Mateo schien die Gegebenheiten mit stoischer Ruhe hinzunehmen und gebärdete sich nicht wie der reizbare Wahnsinnige, als den ich ihn kannte.
Er zündete sich ein stinkendes Tabakröllchen an. ,»Wenn du mich bestohlen hättest, um ein Pferd zu kaufen, würde ich dich umbringen. Doch einer Frau Juwelen zu schenken, und das hast du getan, ist eine andere Sache. Ich kann dich nicht töten, weil du eine Frau so sehr liebst,
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