Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
Krone, stationiert war. Unter Don Juan von Österreich war er zur See gefahren und hatte an der Schlacht von Lepanto unweit von Korinth gegen die türkische Flotte teilgenommen. Obwohl Cervantes an Fieber erkrankte, hatte er sich geweigert, unter Deck zu bleiben. Er wurde von zwei Schüssen in die Brust getroffen, ein dritter Schuss führte dazu, dass seine linke Hand für den Rest seines Lebens gelähmt war. Später kämpfte er in Tunis und La Goletta. Nach seiner Rückkehr nach Spanien wurde er zum Kapitän befördert. Korsaren kaperten das Schiff mit Cervantes und seinem Bruder Rodrigo an Bord. Die beiden wurden in Algerien, dem muslimischen Hauptumschlagplatz für christliche Sklaven, in die Sklaverei verkauft. Es war Cervantes' Pech, dass er ein Empfehlungsschreiben bei sich trug, das seinen Wert in den Augen seiner Gegner steigerte. Doch obwohl das Lösegeld für ihn dadurch erhöht wurde, bewahrte es ihn auch vor Tod, Verstümmelung oder Folter, als seine vier kühnen Fluchtversuche fehlschlugen.
    Allerdings brachten ihm die fünf Jahre Gefangenschaft im Kerker des Bey von Algier, die vier heldenhaften Fluchtversuche und seine großen Erfolge in der Schlacht keinerlei Vorteile. Als er nach Hause kam, musste er feststellen, dass Prinz Juan von Österreich in Ungnade gefallen und verstorben war. Die Beförderungsempfehlungen des Prinzen waren nichts mehr wert.
    Cervantes schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Er hatte eine Affäre mit einer verheirateten Frau und wurde Vater einer unehelichen Tochter, die er allein großzog. Später heiratete er eine fast zwanzig Jahre jüngere Bauerntochter. Das Mädchen besaß ein kleines Stück Land in La Mancha. Während seines Aufenthalts dort entstand die Idee zu seinem ersten veröffentlichten Buch, La Galatea, einer pastoralen Romanze, wie sie damals in Mode waren. Es sollte noch zwanzig Jahre dauern, bis er im Alter von achtundfünfzig Jahren sein Meisterwerk Don Quijote de la Mancha vollendete. In dieser Zeit verfasste er verschiedene Gedichte und Theaterstücke und betätigte sich als Steuereintreiber - einmal saß er wegen Unregelmäßigkeiten in seinen Steuerbüchern sogar im Gefängnis.
    »Erzähl mir von Cervantes und Mateo«, flehte ich Ana an.
    »Mateo war ein junger Schriftsteller, leitete eine Theatergruppe und…»
    »Dieselbe Theatergruppe, mit der du durchgebrannt bist?«, unterbrach ich sie.
    »Genau. Wie du schon vermutet hast, war er mein erster Liebhaber. Nicht der erste Mann, mit dem ich im Bett war, doch der erste, den ich wirklich begehrte.«
    »Und warum hasst er Cervantes?«
    »Cervantes schrieb Theaterstücke, doch er war damals noch nicht so berühmt wie nach der Veröffentlichung des Don Quijote. Mateo, der eine Theatertruppe leitete, wollte seine eigenen Stücke aufführen. Er zeigte Cervantes eines seiner Werke.«
    »Die Geschichte vom irregeleiteten Ritter?«, fragte ich. »Von dem alten Mann, der gegen Windmühlen kämpft?«
    »Ich wusste nie genau, wovon Mateos Stücke handelten. Er sagte, sie hätten Cervantes gefallen, und eine Weile waren die beiden Freunde.«
    »So gute Freunde, dass Mateo Cervantes vielleicht sein Herz ausgeschüttet hat? Dass er ihm von seinen Abenteuern und Fehlschlägen erzählte, die ihm bei der Jagd nach Wein, Frauen und Ruhm widerfahren sind?«
    »Ja. Mateo hat mir gesagt, der alte Mann habe Anleihen bei den Erlebnissen unseres Freundes gemacht. Und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln. Mateos Leben würde Bücher füllen. Aber es stimmt auch, dass Mateos Stücke über Ritter, Drachen und schöne Prinzessinnen beim Publikum gut ankamen, doch gleichzeitig alles verkörperten, was Cervantes verabscheute. In Don Quijote nimmt er deshalb Mateo und seine schriftstellerische Arbeit gnadenlos aufs Korn.«
    »Also hat Cervantes sein Leben ›beliehen‹ und ihn außerdem verspottet.«
    »Und das hat Mateo ihm nie verziehen.«
    »Ganz sicher nicht«, erwiderte ich. »Mateo bekommt einen Tobsuchtsanfall, wenn man den Namen Cervantes nur erwähnt. Ana, du sagtest einmal, dass Mateo kein Pícaro, sondern ein Edelmann sei. Natürlich hat er mir während unserer Wanderschaft und den Kämpfen mit den Piraten seine ganze Lebensgeschichte erzählt, doch ich frage mich trotzdem, ob er dir dasselbe…«
    »Er hat mir nie etwas anvertraut. Ich weiß es von jemandem, der Mateo kannte, als er Marqués war.«
    Ein Marqués! Ein Adliger, der zwischen einem Grafen und einem Herzog stand. Also ein wichtiger Mann. Selbst wer sein

Weitere Kostenlose Bücher