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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Areusa darstellte, und schleuderte eine Tomate nach ihr.
    Ana und Felicia waren nicht die einzigen, die den Text Zeile für Zeile auswendig kannten. Einige Lieblingsstellen -die meisten davon anstößig - wurden von den Zuschauern laut mitgesprochen.
    Rasch ließ ich mich mitreißen. Und bald warf auch ich mit Tomaten…
    Nach der Vorstellung fuhren wir zurück in Anas großes Haus. Unterwegs stellte ich fest, dass Felicia mir immer öfter zulächelte und mich mit kühnen, verführerischen Blicken bedachte.
    »Kommt, wir gehen schwimmen, um uns zu erfrischen«, wies Ana uns an, als wir zu Hause angekommen waren.
    Ihr Schwimmbecken war ein altrömisches Bad. Da es in der Stadt viele römische Ruinen gab, war Anas Haus nicht das einzige, das auf einem Bad oder einem anderen antiken Gebäude stand.
    Ich war schon öfter mit Ana in dem warmen Wasser geschwommen und ein wenig überrascht, als sie vorschlug, dass wir alle drei gemeinsam ein Bad nehmen sollten.
    »Felicias Liebhaber ist schon seit einem Monat in Madrid«, sagte Ana.
    Es handelte sich um keinen anderen als den jüngeren Bruder des Grafen, der angeblich Männer bevorzugte.
    »Doch er muss den Schein wahren«, fuhr sie fort. »Allerdings ist Felicia ein guter Schauspieler.«
    Ich verstand nicht, was Ana damit meinte, dass Felicia ein guter Schauspieler sei.
    Ana war schon im Wasser. Auch ich glitt ins Becken und legte mein Handtuch weg, als das warme Wasser mich umfing. Felicia saß, in ihr Handtuch gewickelt, am Beckenrand.
    Ana befreite sich aus meinen Armen und zog Felicia das Handtuch weg. Bevor sie ins Wasser sprang, begriff ich, was Ana mit ihrer Bemerkung über den guten Schauspieler gemeint hatte.
    Aber schließlich war es auch Catalina, der Banditin, gelungen, Könige und Päpste zu täuschen. Warum also sollte es Felicia oder wie er auch immer heißen mochte - nicht schaffen, die hohen Herren von Sevilla hinters Licht zu führen?

14
    Anas Begeisterung für Theateraufführungen, Feste und auch für die Liebe war unermüdlich, und sie hielt mich ständig auf Trab. Ich bedauerte nur, dass ich Mateo so selten sah. Anfangs sprach alles über ihn, den Caballero, der, die Taschen voller Gold, aus der Neuen Welt zurückgekehrt war. Bald war er eine Legende, und man erzählte die unglaublichsten Geschichten über ihn.
    Eigentlich hätte ich erwartet, dass sich Mateo sofort in die Schauspielerkreise Sevillas stürzen würde. Ich begegnete ihm zwar gelegentlich im Theater, doch inzwischen hatte er sich auf eine andere seiner Lieblingsbeschäftigungen verlegt.
    »Mateo hat eine Affäre mit einer Herzogin«, sagte Ana. »Einer Base des Königs.«
    »Ist sie verheiratet?«
    »Selbstverständlich. Ihr Gatte ist der Herzog, der gerade die Armee in den Niederlanden inspiziert. Also ist die Herzogin sehr einsam und nimmt einen Großteil von Mateos Zeit und Kraft in Anspruch. Mateo glaubt, dass er zum ersten Mal im Leben wirklich verliebt ist.«
    »Gibt es in Spanien eigentlich verheiratete Menschen, die keine Affäre haben?«
    Ana überlegte eine Weile. »Nur bei den Armen.«
    Hin und wieder machte Ana geheimnisvolle Andeutungen über Mateos dunkle Vergangenheit. Während eines Gesprächs über ein Stück von Miguel de Cervantes ließ Ana eine Bemerkung über ihn fallen. Und nach einer Weile erfuhr ich von ihr Dinge, die mich erstaunten und mein ganzes Bild von meinem Freund ins Wanken brachten.
    Natürlich kannte ich die kleine Episode aus seinem Leben, die seinen Hass gegen Cervantes geschürt hatte. Allerdings hatte dieser noch tiefer liegende Gründe.
    »Als Mateo Cervantes kennen lernte, war er noch sehr jung, während Cervantes bereits ein alter Mann war. Du kennst doch die Lebensgeschichte des Autors von Don Quijote.«
    Ana, die offenbar alles über die spanische Literatur seit der Zeit der alten Römer wusste, klärte mich rasch auf. Cervantes war in verhältnismäßig bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Er war das vierte von sieben Kindern eines Baders, der Knochenbrüche richtete, Kranke zur Ader ließ und kleinere Heilbehandlungen durchführte. Der junge Cervantes besuchte nicht die Universität, sondern wurde von Priestern erzogen.
    Nachdem ich erfuhr, dass Cervantes beim Militär gewesen war, wunderte ich mich über Mateos mangelnden Respekt vor ihm. Schließlich hatten sie beide in Italien gedient und gegen die Türken gekämpft. Cervantes war Soldat in einem spanischen Infanterieregiment gewesen, das in Neapel, einer Besitzung der spanischen

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