Das Blut der Azteken
Also mietete ich mir ein schnelles Küstenboot, um es einzuholen. Nach meinem Eintreffen in Veracruz hörte ich von einem glatt rasierten Mann mit einer Narbe auf der Wange, der eine Dame vor den Piraten gerettet hat, und dachte sofort an meinen alten Freund. Wer sonst wäre so dumm, gegen die Piraten zu kämpfen, anstatt sich ihnen anzuschließen?«
»Mateo, ich stecke in Schwierigkeiten.«
»Das ist mir auch schon zu Ohren gekommen, Don Carlos. Selbst die Mulattenhure wusste, dass du dem Vater deiner zukünftigen Frau die Mitgift gestohlen hast und geflohen bist. Das Mädchen hast du schwanger zurückgelassen.«
»Das habe ich getan? So eine Gemeinheit!«
»Es war mehr als eine Gemeinheit, nämlich feige und unehrenhaft. Hättest du den Vater im Duell getötet, die Männer würden dich in ihren Häusern vor den Häschern des Königs verstecken. Aber dem Vater die Mitgift zu stehlen? Und ihm einen Kerzenleuchter über den Kopf zu schlagen und dabei schwer zu verwunden? Einen Kerzenleuchter! Wie soll der Mann sich noch bei seinen Freunden blicken lassen, nachdem er von einem Kerzenleuchter niedergestreckt wurde? Es war ein silberner Kerzenleuchter, den du übrigens auch gestohlen hast. Oh, Don Carlos, du bist ein übler Bursche. Wenn Elénas Onkel nicht Vizekönig wäre, würdest du schon in Ketten liegen.«
Ich schilderte Mateo, was ich seit meiner Abreise aus Sevilla getrieben hatte, und erzählte ihm auch von Sotos Einladung zum Abendessen. »Die Ketten, die du gerade erwähnt hast, erwarten mich bereits. Am Samstag esse ich im Haus von Miguel de Soto zu Abend. Es wird noch ein anderer Gast da sein, ein alter Freund meiner Familie.«
»Welcher Familie?«
»Der Familie in Spanien.«
»Es gibt hier in Mexiko-Stadt jemanden, der Don Carlos kennt?«
»Ja, einen alten Mann, der über alle meine Sünden Bescheid weiß. Er soll zwar halb blind sein, doch um zu merken, dass ich ein Betrüger bin, muss er nicht sehen können. Offenbar habe ich zur Zeit eine Pechsträhne. An jeder Straßenecke könnte ich Freunden oder Opfern von Don Carlos in die Arme laufen, die mit dem Finger auf mich zeigen.«
»Ach, Bastardo, so was passiert eben, wenn man dir das Denken überlässt. Warum hast du mir nicht erzählt, dass du Rache üben willst? Dann hätte ich dich niemals allein abreisen lassen. Außerdem hätte ich mein Auge noch, und du hättest dir eine Menge Ärger erspart. Was hast du jetzt vor? Willst du den alten Mann töten? Oder ihm vor dem Abendessen die Augen ausstechen?«
»Ich habe mit dem Gedanken gespielt. Doch ich bringe es nicht übers Herz.«
»Wenn du den alten Mann beseitigst, bevor er der Welt von deinen Schandtaten berichten kann, machst du dich nur umso verdächtiger.«
»Auch daran habe ich schon gedacht. Ich habe mir überlegt, ob ich yoyotli -Staub verwenden soll, falls ich welchen auftreiben kann.« Ich erinnerte ihn daran, wie wir damit Isabellas Zofe ausgeschaltet hatten.
»Das wäre ziemlich riskant. Außerdem könnte er so nicht mehr bestätigen, dass du wirklich Don Carlos bist.«
»Glaubst du, der alte Mann würde das tun? Er hat Don Carlos zwar seit sieben oder acht Jahren nicht gesehen, doch ich kenne ihn, und ich habe nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihm. Er hat hellere Haut, Haare und Augen als ich. Der Alte brauchte nur an mir zu schnuppern, um zu wissen, dass ich nicht der Sohn seines guten Freundes bin.«
»Soto sucht einen Weg, sich abzusichern, um hinter dem Rücken seiner Kumpane Geschäfte mit dir machen zu können. Bis jetzt gefällt ihm, was er über dich gehört hat. Du bist ein Dieb und ein Gauner, und das kommt ihm sehr gelegen. Aber er muss mehr über dich wissen. Wenn er von dem alten Mann nicht genug erfährt, wird er weitere Nachforschungen anstellen. Und dir könnte Schlimmeres passieren als eine Begegnung mit einem Greis, der ohne sein Monokel nichts sehen kann.«
»Selbst mit Monokel wird er sofort feststellen, dass ich ein Hochstapler bin.«
»Mag sein. Doch was ist, wenn das Monokel zufällig zerbricht? Geschliffene Linsen sind selten und teuer. Hier in Neuspanien kann niemand sie herstellen. Es würde mindestens ein Jahr dauern, das Monokel zu ersetzen.«
»Ich weiß nicht so recht. Vielleicht ist es das Beste, wenn ich Luis und Alva einfach vergesse. Ich könnte Eléna ja in irgendein abgelegenes Paradies entführen.«
»Und in welcher deiner vielen Rollen würdest du dich bei ihr vorstellen? Als Mestize und Bandit, der auf den Straßen Neuspaniens
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