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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Angst und Schrecken verbreitet hat? Oder als nichtsnutziger Sohn eines Adligen, der einen alten Mann mit einem Kerzenleuchter niederschlägt, um die Mitgift seiner Tochter zu stehlen?«
    Ich ließ Mateo im Gasthof zurück und machte mich auf den Weg zum Palast des Vizekönigs.
    Ein Soldat begleitete mich von der Pforte in den Empfangssaal des Palastes und übergab mich dort dem Sekretär des Vizekönigs. Der Haushalt des Vizekönigs strahlte etwas Majestätisches aus. Teppiche und Wandbehänge waren prächtig und kunstvoll bestickt. Die gewaltigen silbernen Kerzenleuchter auf dem Kaminsims überragten mich fast. An einer Wand standen unbequem wirkende Stühle aus Mahagoni mit gerader Lehne und einem Sitz aus dunklem, schimmerndem Leder.
    Die meisten Menschen hätten beeindruckt nachgerechnet, wie viel Geld dieser Luxus wohl gekostet hatte. Ich hingegen fragte mich nur, wie viele Arbeitssklaven dafür ihr Leben hatten lassen müssen.
    Außerdem war es nicht überraschend, dass der Vizekönig residierte wie ein Monarch, denn genau genommen hatte er eine vergleichbare Rolle inne und herrschte mit fast absoluter Macht über ein Land, das fünfmal so groß war wie Spanien. Das oberste Gericht und der Erzbischof hatten zwar auch ein Wörtchen mitzureden, doch der Vizekönig konnte sie mit seinem Veto blockieren. Beschwerden über sein Verhalten mussten durch den Indischen Rat an den König in Madrid weitergeleitet werden. In dringenden Angelegenheiten dauerte das für gewöhnlich ein Jahr, bei weniger bedeutsamen Dingen eine halbe Ewigkeit.
    Ängstlich wartete ich darauf, zu ihm vorgelassen zu werden. Würde Eléna auch dabei sein? Würde sie mich verächtlich mustern? Offen gestanden verachtete ich mich inzwischen selbst: Mein ganzes Leben war nichts weiter als ein gewaltiges Lügengebäude, das jederzeit einstürzen konnte wie ein Kartenhaus. Nicht einmal ich kannte die ganze Wahrheit.
    Als ich spürte, dass jemand mich anblickte, drehte ich mich um und stellte fest, dass Eléna hereingekommen war. An der Tür blieb sie stehen und betrachtete mich besorgt. Dann näherte sie sich lächelnd und hielt mir zur Begrüßung die Hand hin, die ich küsste.
    »Doña Eléna, so sehen wir uns wieder.«
    »Don Carlos, ich freue mich, dass Ihr offenbar wohlauf seid. Mit Eurem plötzlichen Verschwinden von der Hacienda habt Ihr uns ziemlich erschreckt. Wir befürchteten schon, Ihr könntet Euch verirrt haben.«
    »Ich muss mich entschuldigen, meine Dame, ich habe mich heimlich aus dem Staub gemacht, da ich niemandem mehr zur Last fallen wollte.«
    »Ihr seid niemandem zur Last gefallen. Wir haben uns nur Sorgen um den Mann gemacht, der sein Leben für mich aufs Spiel gesetzt hat. Ich verstehe, dass Ihr allein sein wolltet. Mein Onkel hat erfahren, dass Ihr bei Don Miguel de Soto zu Gast sein werdet. Er hat Don Miguel gebeten, die Einladung zu verschieben, damit Ihr zu einem Empfang hier in den Palast kommen könnt.«
    Ich murmelte einen Dank und schaffte es, weiter zu lächeln. Doch innerlich zuckte ich bei der Vorstellung zusammen, sämtlichen Honoratioren der Stadt vorgeführt zu werden.
    Als wir einander in die Augen sahen, schmolz mein Herz. Sie wollte etwas sagen, geriet jedoch ins Stocken und wandte sich ab. Um ihren Hals hing ein Kreuz an einer Silberkette. Ich erschrak bei seinem Anblick, denn es war das Kreuz meiner Mutter, das der Anwalt der Inquisition mir abgenommen hatte. Es fiel mir schwer, die Fassung zu bewahren.
    Dann musterte sie mich wieder, und Tränen standen ihr in den Augen. Ihre Wangen hatten sich gerötet. »Die Schwierigkeiten, wegen derer Ihr aus Spanien geflohen seid«, meinte sie leise und in verschwörerischem Ton, »ich habe deshalb mit meinem Onkel gesprochen, und er wird Euch helfen.«
    »Eléna.« Ich nahm ihre Hand. Bei dem Gedanken, was sie wohl von mir halten mochte, zerriss es mir das Herz. »Es tut mir so Leid.«
    »Eléna!« Luis war in den Empfangssaal getreten.
    Kurz verlor ich die Fassung und griff unwillkürlich nach meinem Schwert. Ich hatte es schon ein Stück herausgezogen, als es mir gelang, mich wieder zu beherrschen.
    Luis' Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, doch seine Augen hatten sich seit unserer letzten Begegnung nicht verändert. Sie waren noch immer hart und ausdruckslos wie die einer Schlange. »Ich wollte Euch nicht erschrecken. Der Vizekönig wartet.«
    »Don Carlos, darf ich Euch meinen Verlobten Don Luis de la Cerda vorstellen?«
    Als wir uns voreinander verbeugten,

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