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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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fiel es mir schwer, mir nichts anmerken zu lassen. Das Wort ›Verlobter‹ löste Wut in mir aus.
    »Ganz Neuspanien dankt Euch für Eure Bemühungen um Doña Eléna. Und insbesondere gilt Euch der Dank ihres zukünftigen Gatten.«
    Wieder verbeugte er sich. Obwohl seine Worte sicher ehrlich gemeint waren, empfand ich jedes von ihnen als Qual. Ich bezweifelte nicht, dass Eléna seine Aufmerksamkeit auf sich zog, doch wie ich wusste, war dieser Mann nicht dazu in der Lage, eine Frau wirklich zu lieben. Ich hatte seine Äußerungen von damals, als ich mich unter der Sitzbank der Kutsche versteckt hatte, nicht vergessen.
    »Wir sollten den Vizekönig nicht warten lassen«, meinte Eléna.
    Eléna ging voran, Luis und ich folgten ihr. Mir standen die Nackenhaare zu Berge. Ich hatte etwas in Luis' Blick bemerkt, als er sich bei mir bedankte -Eifersucht. Offenbar war Luis nicht entgangen, dass Eléna mehr für mich empfand als bloße Dankbarkeit.
    Im Gegensatz zu mir hatte sich Luis äußerlich nicht verändert. Sein Bart verdeckte zwar einen Großteil der Pockennarben, doch seine Augen verrieten, dass er ein bösartiger, verdorbener Mensch war..
    Warum hatte Eléna ihr Vorhaben aufgegeben, in ein Kloster einzutreten? Wie ich vermutete, hing es damit zusammen, dass sie sich bei ihrem Onkel für mich verwendet hatte. In einem Kloster wäre sie vor dem widerwärtigen Luis sicher gewesen, und ich hätte weiter davon träumen können, sie zu entführen. Doch indem ich mich als spanischer Herr ausgab, hatte ich den Abstand zwischen uns vergrößert und sie in die Arme eines Schurken getrieben.
    Don Diego Vélez de Maldonato war klein gewachsen und kaum größer als Eléna. Allerdings machte er die mangelnde Körpergröße durch eine aristokratisch herablassende Art und einen stählernen, befehlsgewohnten Blick wett. Er trug Bart und Schnurrbart kurz gestutzt und das Haar geschoren wie das eines Mönches. Obwohl er bekanntermaßen mehrere Mätressen hatte, war er Witwer und kinderlos und hatte Eléna großgezogen wie seine eigene Tochter.
    Nachdem ich förmlich vorgestellt worden war, kam der Vizekönig um seinen vergoldeten Schreibtisch herum, um sich nach dem Zustand meiner Verwundung zu erkundigen.
    »Don Carlos, Ihr habt bewundernswerte Geistesgegenwart bewiesen und Kühnheit an den Tag gelegt. Hätte es in Veracruz noch ein Dutzend Männer wie Euch gegeben, wir hätten die Piraten dem Erdboden gleichgemacht.«
    »Gewiss waren viele an diesem Morgen tapferer als ich, Eure Exzellenz. Hätte Eure Nichte den Mann, der mir gerade den Kopf abhauen wollte, nicht erstochen, ich läge heute in Veracruz begraben, anstatt vor Euch zu stehen.«
    »Offen gesagt war nackte Gier, nicht mangelnder Mut der Grund, warum unsere Soldaten nicht ausreichend bewaffnet waren. Und was meine Nichte betrifft, habe ich ihr schon so oft gepredigt, dass es sich für eine Dame nicht schickt, einen Dolch bei sich zu tragen. Zum Glück für Euch beide schlägt meine Nichte meine Ermahnungen meist in den Wind. Allerdings kann sich bald ein anderer mit ihrem Ungehorsam herumärgern. Ich bin sicher, dass Don Luis Euch einen Ehrenplatz an seiner Hochzeitstafel gewähren wird.«
    Luis verbeugte sich. »Es wäre mir eine große Freude.«
    »Ich sehe dem Tag mit großer Freude entgegen«, erwiderte ich gemessen.
    »Und nun möchte ich Don Carlos unter vier Augen sprechen«, sagte der Vizekönig.
    Als Luis und Eléna fort waren, ließ er von den Höflichkeitsfloskeln ab und war auf einmal ganz Staatsmann.
    »Dass Ihr Eléna gerettet habt, war in vielerlei Hinsicht ein großes Glück. Erstens habt Ihr sie vor unaussprechlichen Gräueln und vielleicht sogar vor dem Tod bewahrt. Dass unsere Soldaten nicht genug Pulver und Kugeln hatten, um den Angriff abzuwehren, wird uns Schwierigkeiten mit Madrid einhandeln. Der Alcalde und der Festungskommandant werden ihre Strafe erhalten, wenngleich auch keine so schwere, wie das Volk es fordert. Die heldenhafte Befreiung meiner Nichte hat die Schande der Niederlage ein wenig abgemildert. Deshalb wird sie in dem Schreiben, das an den König gesandt wurde, auch an erster Stelle erwähnt. Sobald er die Nachricht erhält, wird sie sich bis in Eure Heimatprovinz herumsprechen.«
    Und dann würde man in Madrid sofort wissen, dass ich wegen eines Verbrechens gesucht wurde.
    »Ich habe Euren Heldenmut in den glühendsten Farben geschildert und Euch das Lob zukommen lassen, das Euch gebührt. Außerdem habe ich angedeutet, dass Euer

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