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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Sohn. Viele Menschen werden mit weniger Reichtum geboren und haben mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen als einem Vater, der das Geld zum Fenster hinauswirft.«
    »Natürlich, und Ihr seid einer davon. Eléna hat mir erzählt, wie Ihr Euch für Euren älteren Bruder geopfert habt.«
    »Ich… kennt Ihr Eléna?«
    »Ich bin ebenfalls Dichter, doch im Gegensatz zu Eléna kein guter. Aber unsere gemeinsame Neigung hat uns im Laufe der Jahre vielfach Gelegenheit zu Gesprächen gegeben. Inzwischen glaube ich, sie als Freundin betrachten zu dürfen.«
    »Wenn Ihr ein Freund seid: Wie können wir verhindern, dass sie diesen Schurken Luis heiratet?«
    »Ach, mein Lieber, Ihr seid neu in der Stadt. Wenn Ihr erst eine Weile hier seid, werdet Ihr feststellen, dass Luis alles bekommt, was er will. Er hat dem Vizekönig so manchen Dienst erwiesen, um Elénas Hand zu erringen, nachdem sie ihn einige Male abgewiesen hatte. Nein, ich fürchte, da kann man nichts machen. Hoffentlich ist Eléna mutig und entschlossen genug, um auch nach der Hochzeit darauf zu bestehen, weiter Gedichte zu schreiben.«
    »Wenn es eine Hochzeit gibt«, erwiderte ich mit finsterer Miene.
    Der Mann klopfte mir auf die Schulter. »So dürft Ihr nicht reden. Wenn Luis das erfährt, wird er Euch zum Duell herausfordern. Ihr habt in Veracruz zwar großen Mut bewiesen, doch ein Duell ist eine andere Sache. Luis ist nicht nur ein ausgezeichneter Fechter, sondern auch ein Gauner, der mit hinterhältigen Mitteln kämpft. Wenn er Euch nicht auf ehrenha fte Weise töten kann, wird er Euch von gedungenen Mördern umbringen lassen. Das sage ich Euch als Freund und Bewunderer von Eléna und als Mann, der Euch zu großem Dank verpflichtet ist.«
    »Ihr kennt Luis offenbar auch sehr gut«, stellte ich fest.
    »Das sollte ich auch; ich bin sein Vater.«
    Langsam trank ich meinen Wein und beobachtete die Tanzenden. Deshalb war er mir also vertraut erschienen. Er war Don Eduardo Montez de la Cerda. Nach einer Weile drehte ich mich wieder zu ihm um.
    »Seid nicht gekränkt«, meinte er. »Ich bin wirklich Elénas Freund. Ich liebe sie wie die Tochter, die mir nie vergönnt war.« Er wandte den Blick ab. »Ich liebe sie wie den Sohn, den ich mir wünsche - anstelle dessen, den ich verdient habe.«
    In seiner Stimme schwang kein Selbstmitleid mit, sondern nur Bedauern. Offenbar machte er sich Vorwürfe.
    »Ich spreche als Freund zu Euch, Don Carlos, weil ich weiß, dass Eléna Euch etwas bedeutet.« Er sah mir in die Augen. »Vielleicht ist sie auch -in einer Weise, die unausgesprochen bleiben muss - mehr als eine Freundin für Euch. Und wegen Eurer traurigen Familiengeschichte« - er prostete mir zu -»hat mir der Wein, den ich heute getrunken habe, ein wenig die Zunge gelöst. Ich wäre wirklich froh, wenn etwas geschehen würde, das eine Hochzeit verhindert, doch das ist unmöglich. Und ich gebe Luis nicht die Schuld daran, was aus ihm geworden ist. Luis hatte nie einen richtigen Vater. Und auch keine Mutter. Seine Mutter starb, als er noch ziemlich klein war. Seine Großmutter, meine Mutter, herrschte in unserem Haus. Mein Vater war ein schwacher Mensch und zeugte einen ebenfalls schwachen Sohn. Meine Mutter versuchte einen Ausgleich herzustellen, indem sie, nachdem sie bei mir gescheitert war, versuchte, Luis ihren rücksichtslosen Ehrgeiz einzuflößen. Währenddessen flüchtete ich mich in den Wein oder an den Kartentisch. Je stärker Luis wurde, desto mehr gab ich nach.« Wieder prostete er mir mit seinem Kelch zu. »Und das, Don Carlos, ist die traurige Geschichte meines Lebens.«
    Während er sprach, war mir etwas eingefallen. »Eléna hat Euch gebeten, mit mir zu reden. Sie hat Euch anvertraut, dass ich sie liebe.«
    »Ja. Sie liebt und achtet Euch sehr und will deshalb dafür sorgen, dass Euch ein langes und glückliches Leben beschieden ist. Und dazu wird es nicht kommen, wenn Ihr Luis weiter gegen Euch aufbringt, indem Ihr ihre Nähe sucht. Sie wird heute Abend nicht mit Euch tanzen und Euch auch nicht mehr unter vier Augen treffen. Das tut sie, um Euch zu schützen.«
    Als ich gerade erwidern wollte, ich hätte ihren Schutz nicht nötig, packte er mich am Arm.
    »Ach, meine Mutter hat uns beide bemerkt. Kommt, Ihr müsst sie kennen lernen.« Er führte mich zu einer alten Frau, die am anderen Ende des Raums in einem Sessel saß. »Ein paar Minuten mit ihr werden Euch mehr über Luis lehren, als wenn Ihr ein Jahr lang darüber nachgrübelt.«
    Ich folgte

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