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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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aufsässig. Wenn das Murren weiter anhält und die Leute auf die Straße gehen, werden die Verschwörer plötzlich und auf wundersame Weise weiteren Mais in den Lagerhäusern entdecken und eine geringe Menge zu einem angemessenen Preis verkaufen. Sobald der Mais aufgegessen ist, schränken sie das Angebot wieder ein und erhöhen erneut den Preis. Das Lagerhaus wird scharf bewacht. Doch Jaime hat mit einem Arbeiter dort gesprochen, der sagt, dass es von Mais überquillt.«
    »Amigo, ich sitze jetzt schon seit einer Ewigkeit herum, erst im Kerker und jetzt in diesem Haus. Wenn ich nicht bald hier rauskomme, sterbe ich an Langeweile«, meinte ich.
    »Ich verstehe. Deine Geliebte heiratet in ein paar Tagen einen Drecksack. Und du würdest ihn am liebsten an den Füßen aufhängen, ihm die Kehle durchschneiden und zusehen, wie er langsam ausblutet. Habe ich Recht?«
    »Etwas Ähnliches schwebte mir vor. Und Ramón soll daneben baumeln.«
    »Dann also los.«
    »Was hast du vor?«, fragte ich.
    »Was soll ich denn vorhaben?«
    »Du führst doch immer etwas im Schilde. Sicher hast du dir schon wieder eine Tragikomödie zusammengeschustert, deren Aufführung deine Fähigkeiten ganz bestimmt übersteigen wird.«
    »Bist du nicht dank meines schauspielerischen Talents dem Tod von der Schippe gesprungen?« »Das schon, aber ich bin immer noch in der Stadt, umzingelt von Hunderten von Soldaten. Und sobald Jaime, der lépero, jemanden auftreibt, der mehr für unsere Köpfe bezahlt als wir selbst, sitze ich wieder im Gefängnis.«
    »Bastardo…«
    »He, ich bin kein Bastard mehr.«
    »Für mich wirst du immer einer sein. Aber verzeiht, Señor Marqués.« Mateo stand auf und verneigte sich. »Ich vergaß, dass ich mit dem Oberhaupt eines der größten spanischen Adelshäuser sprach.«
    »Es sei dir vergeben. Dieses Mal wenigstens. Und jetzt erklär mir deinen Plan.«
    »Spitz dir Ohren, mein Freund. Dann wirst du wissen, warum spanische Prinzen und Herzöge meine Stücke im selben Atemzug mit der Bibel erwähnen. Weil du so voreilig warst, die schöne Eléna vor den Piraten retten zu müssen, hat man dich als den Lügner und Dieb enttarnt, der du nun einmal bist. Und da wir nun gesuchte Verbrecher sind, können wir uns nicht frei bewegen, die Verschwörer betrügen und sie finanziell ruinieren.«
    »Beabsichtigst du, mich zu Tode zu reden?«
    »Entschuldigt, Señor Marqués, ich habe vergessen, dass Ungeduld eine Eigenschaft von Sporenträgern ist.«
    Als Mateo mich wegen des Adelstitels hänselte, den ich nach dem Tod meines Vaters ›geerbt‹ hatte, musste ich an Anas Bemerkung denken, mein Freund sei in Wirklichkeit ein in Ungnade gefallener Adliger. Ich hatte ihn nie darauf angesprochen, denn es gibt Dinge, die auch einen Freund nichts angehen. Wenn Mateo es mir hätte erzählen wollen, hätte er es getan. Schließlich war er auch sonst kein Kind von Bescheidenheit. Doch sein verlorener Titel war etwas, womit er nie prahlte.
    Mateo tippte sich an die Stirn. »Überleg mal, Bastardo. Womit könnte man diesen Schweinen am meisten wehtun, wenn man die Möglichkeit außer Acht lässt, ihnen mit einem scharfen Schwert den Kopf abzuschlagen?«
    »Indem man ihre Geldschatullen plündert.«
    »Und wer hilft ihnen dabei, ihre Verbrechen zu vertuschen?«
    »Der Vizekönig.«
    »Ja, Bastardo, ich war offenbar ein guter Lehrer. Um diese Mistkerle angreifbar zu machen, müssen wir ihnen ihr Gold und den Schutz des Vizekönigs nehmen.« Er trank einen großen Schluck Wein, den er, wie ich längst wusste, für seine Inspiration brauchte. »Und nun verrate mir, wo all ihr Geld steckt.«
    »Sie haben damit Mais aufgekauft, um den Markt zu beherrschen.«
    »Richtig, ihr ganzes Bargeld ist in Mais angelegt. Außer ihnen besitzt niemand Mais.«
    Allmählich dämmerte es mir. »Wir übernehmen den Maishandel und kaufen alles auf, was in die Stadt kommt. Wir bieten der Recontonería einen besseren Preis. Dann verteilen wir den Mais an das Volk. Wir brechen den Würgegriff ihres Maismonopols und drücken den Preis, bis ihr Mais - und damit ihr Geld - im Lagerhaus verrottet.«
    In gespielter Enttäuschung schüttelte Mateo den Kopf. »Bastarde, Bastardo, ich dachte, ich hätte dir etwas Besseres beigebracht. Es ist ein wunderbarer Plan. Allerdings hat er einen großen Haken.«
    »Welchen?«
    »Es würde zu lange dauern. Wir würden Wochen brauchen, um von den Mengen, die die kleinen Bauern an die Recontonería liefern, genug abzuzweigen. In der

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