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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Lagerhauses entlang, um den Wachmann abzulenken. Jaime sprach den Wachmann an und offerierte ihm für einen geringen Preis die Dienste der Prostituierten. Wahrscheinlich würde der Wachmann ablehnen, denn er riskierte eine strenge Bestrafung, wenn er seinen Posten verließ. Und genau so kam es auch, denn Jaime teilte uns mit einer kaum merklichen Handbewegung mit, dass der Mann nicht auf das Angebot eingegangen war.
    Während Jaime den Wachmann in ein Gespräch verwickelte, näherten wir uns in unseren Kostümen.
    Der Wachmann begrüßte uns mit einem Lächeln, während Jaime ihn am Ärmel zupfte. »He, es ist ein guter Preis.«
    »Verschwinde, lépero… «
    Mehr brachte er nicht mehr heraus, denn Mateo schlug ihn mit dem Knauf seines Schwerts nieder.
    »Beeilung«, meinte er zu Jaime.
    Der Junge und die Prostituierte zogen los, um die Wachen vor dem Lagerhaus zu beschäftigen, während Mateo und ich die Hintertür aufbrachen. Danach leerte ich den mitgebrachten Sack aus, der ein Dutzend Pechfackeln enthielt. Mateo zündete Stroh an und setzte damit eine der Fackeln in Brand, mit der wir dann die übrigen ansteckten.
    Der gestampfte Boden war mit Stroh und Hülsen bedeckt; Maisstaub waberte durch die Luft.
    »So, mein Junge«, meinte Mateo grinsend, »das Gebäude ist ein einziges Pulverfass, das gleich in die Luft fliegen wird.«
    Noch während wir die Fackeln anzündeten, fingen die herumliegenden Abfälle Feuer. Und als wir die brennenden Fackeln auf die Säcke mit dem Mais warfen, schlugen die Flammen schon vom Boden empor. Wir hatten großes Glück, dass der Maisstaub in der Luft nicht explodierte wie Schießpulver und uns beide ins Jenseits beförderte. Als wir gingen, brannte das Lagerhaus lichterloh.
    Wir flohen aus dem Inferno und rannten um unser Leben, während die Flammen zum Himmel züngelten.
    Als wir in unseren Unterschlupf zurückkehrten, wurde es bereits dunkel. Hinter uns ha llte ein Donnern durch die Nacht, Flammen loderten, und Rauchwolken stiegen empor, als sich das riesige Lagerhaus in eine gewaltige Flammenhölle verwandelte.
    Inzwischen verbreiteten Jaime und andere Bettler, die wir dafür bezahlten, sicher schon das Gerücht, die Wachen des Vizekönigs hätten den Brand gelegt.
    »Was ist, wenn die Stadt niederbrennt?«, fragte ich Mateo.
    »Mexiko besteht im Gegensatz zu Veracruz nicht aus Holzhütten. Also wird schon nichts passieren. Und wenn doch« - er zuckte die Achseln - »ist es Gottes Wille.« Er war in bester Laune, und es kostete mich einige Mühe, ihn daran zu hindern, in eine Taverne zu gehen, in der er nur in Schwierigkeiten geraten würde. Im Gegensatz zu ihm hatte ich ein mulmiges Gefühl. Mitten in der Nacht schreckte ich hoch. Angst hielt mich im Griff. Ich lief in Mateos Zimmer und rüttelte ihn wach.
    »Steh auf. Wir müssen weg.« :
    »Bist du verrückt? Es ist noch dunkel.«
    »Genau. Bald werden die Soldaten des Vizekönigs hier sein.«
    »Was? Wie kommst du denn darauf?«
    »Woher weiß ich, dass die Sonne im Osten aufgeht? Ich spüre es in meinen Knochen. Schließlich war ich selbst einmal ein lépero. Vielleicht weiß der gute Jaime uns ja noch als Geldquelle zu schätzen, aber wenn nicht, wird er uns an den Vizekönig verkaufen. Wir sind für den kleinen Mistkerl ein Vermögen wert.«
    Er musterte mich eine Weile und s prang dann aus dem Bett. »Also los!« Wir verkleideten uns als Bettler und brachen auf.
    Als wir uns gerade vom Haus entfernten, näherte sich ein Trupp Soldaten zu Fuß und zu Pferde.
    Unter gewöhnlichen Umständen wären wir aufgehalten worden, da wir gegen die Ausgangssperre verstießen, die der Vizekönig für zehn Uhr angeordnet hatte. Doch in dieser Nacht wimmelten die Straßen wegen des Festes noch von Menschen, die dem Umzug folgten und sich auch ein weiteres Spektakel nicht entgehen lassen wollten: das Lagerhaus, das immer noch lichterloh brannte.
    Wir mussten von der Straße verschwinden und wussten nicht wohin. Also brachte ich Mateo an einen Ort, wo die Türen immer offen standen: in ein Armenhaus.
    Dieses hier war größer als die Hütte mit Lehmboden, in der ich in Veracruz gelebt hatte. Es gelang uns beiden, uns ein Bett mit einem Strohsack zu sichern, sodass wir nicht in einem Strohhaufen auf dem Boden schlafen mussten.

18
    Am nächsten Morgen warteten wir im Armenhaus, bis die Straßen voller Menschen waren. Für mich war es ein ganz besonderer Tag, denn heute sollte Eléna Luis' Frau werden. Anstatt eine große Hochzeit zu

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