Das Blut der Azteken
in Verbindung setzen konnte.«
In den nächsten beiden Tagen erschien Jaime jeden Tag, um uns die neuesten Nachrichten zu bringen und zusätzliche Bezahlung zu fordern. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er uns ohne Skrupel sofort an den Meistbietenden verkaufen würde, hätten wir ihn nicht so großzügig entlohnt.
Am ersten Tag meldete er uns, Cristo el Bandito und sein Komplize seien mit einem Indioboot aus der Stadt geflohen. Da jeden Tag Hunderte dieser Boote in der Stadt anlegten, war jedoch nicht festzustellen gewesen, welches genau wir benutzt und wo wir an Land gegangen waren.
Aber er hatte auch eine schlechte Nachricht für uns: Don Eduardo war seiner Verletzung erlegen. Die Schuld an seinem Tod schrieb man mir zu. Ich war gleichermaßen traurig und wütend. Wieder hatte ich einen Vater durch einen Dolch verloren. Und wieder warf man mir vor, sein Blut vergossen zu haben.
Täglich gab es neue Berichte über die Jagd nach Cristo. Man wollte ihn in allen vier Himmelsrichtungen gesehen haben. Es hieß sogar, er habe sich wieder seinem alten Betätigungsfeld zugewandt, überfiele Silbertransporte und schändete Frauen.
Auch über Eléna erfuhr ich etwas. Auf dem Markplatz erzählte man sich, die Nichte des Vizekönigs habe einem kranken Wachmann Essen bringen wollen und sich gerade in der Wachstube aufgehalten, als die Bombe hochging. Eines musste ich der spanischen Bürokratie lassen: Don Diego hatte dort eine Menge gelernt. Selbst mir, der ich mein Leben auf der Straße verbracht und mich mit den haarsträubendsten Lügen durchgeschlagen hatte, hätte nichts Besseres einfallen können.
Allerdings hörte ich auch etwas, das mich ziemlich bestürzte: Elénas Verlobung mit Luis wurde offiziell bekannt gegeben, und bald sollte die Hochzeit stattfinden, damit das junge Paar an Bord der nächsten Schatzflotte nach Spanien reisen konnte. Luis, dessen Mutter zu seiner Geburt nach Spanien zurückgekehrt war, um einen echten Sporenträger und keinen criollo zur Welt zu bringen, sollte wegen der Ernennung zu einem wichtigen Amt am Königshof in Madrid vorstellig werden.
Während ich niedergeschlagen im Haus herumsaß und keinen Schritt vor die Tür wagte, unternahm Mateo einen Ausflug und kehrte mit weiteren Nachrichten zurück.
»Auf der Straße herrscht eine angespannte Stimmung. Der Preis für Mais steigt täglich.«
»Jetzt drücken sie dem Volk die Kehle zu«, meinte ich.
»Richtig. Bezahlte Klatschweiber verbreiten auf den Märkten Gerüchte, die Maisernte sei von Dürre und Überschwemmungen vernichtet worden. Doch niemand glaubt ihnen. Die Leute, die die entsprechenden Gegenden bereist haben, schütteln nur den Kopf und sagen, das alles sei frei erfunden. Währenddessen weigert sich Miguel de Soto, Mais aus den Lagerhäusern der Regierung herauszugeben, und behauptet, diese seien fast leer. Der kleine Rest werde für den Notfall gebraucht.«
»Wie verhindern sie, dass einzelne Bauern ihren Mais in die Stadt liefern?«
»Durch die Recontonería. Sie kauft ihn auf und schafft ihn weg, statt ihn in die Stadt zu bringen. Dann wird er verbrannt.«
»Verbrannt?«
»Damit das Angebot gering bleibt und der Preis für den Mais in den Lagerhäusern nicht sinkt. Am schlimmsten trifft es die armen Leute, die Mestizen und die Indios, die ihr Brot als Arbeiter verdienen. Sie verdienen nicht genug, um Mais für ihre Familien zu kaufen. Viele léperos und die Ärmsten der Armen verhungern schon. Alle geben dem Vizekönig die Schuld.«
»Warum dem Vizekönig? Glaubst du, er hat wirklich die Hände im Spiel?«
Mateo zuckte die Achseln. »Dass er persönlich daran beteiligt ist, denke ich nicht. Doch er hat sein Amt für viel Geld beim König gekauft. Männer, die den für einen Posten geforderten hohen Preis bezahlt haben, müssen sich für gewöhnlich verschulden und sich anschließend genug zurückholen, um den Kredit zu tilgen. Und von wem hat der Vizekönig sich das Geld wohl geliehen?«
»Von seinem alten Verwalter und Geschäftspartner Ramón de Alva.«
»Und von Luis und den Sotos. Die gewaltigen Gewinne, die diese Banditen einstreichen, müssen mit den Krediten des Vizekönigs in Zusammenhang stehen.«
»Ebenso wie Luis' Hochzeit mit Eléna«, fügte ich erbittert hinzu. Auch wenn ich zugeben musste, dass Luis - solange er meinen Titel eines Marqués für sich beanspruchte - eine gute Partie war.
»Wird schon etwas unternommen?«
»Der Hunger macht selbst ruhige Menschen wütend und
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