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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Ruf.
    Der Palast war keine Festung. Die Stadt hatte keine Mauern, und die Mauern des Palastes waren eher als Sichtschutz als für die Abwehr von Feinden gedacht. Da die Stadt mitten in Neuspanien lag und eine gegnerische Armee mindestens eine Woche gebraucht hätte, um sie zu erreichen, war sie noch nie angegriffen worden, weshalb man eine Befestigung für überflüssig gehalten hatte.
    Die Tore des Vizekönigs hielten dem Ansturm der Massen nicht stand. Man packte einen Karren voller Steine, die zum Ausbessern der Straße bereitstanden, und rammte das Tor damit nieder. Auch die zahlenmäßig stark unterlegenen Palastwachen setzten sich nicht zu Wehr und ergriffen die Flucht, als zweitausend wütende Menschen auf sie zumarschierten.
    »Die Bank da!«, rief Mateo denen zu, die uns zum Eingang des Palastes begleitet hatten. »Damit brechen wir die Tür auf.«
    Ein Dutzend Hände hoben die schwere Holzbank hoch und stießen sie krachend gegen die große doppelflügelige Tür. Gefolgt von einer Armee von Plünderern ritten Mateo und ich in den Palast ein.
    Während die Leute durch die Eingangshalle stürmten, stiegen Mateo und ich ab und gingen die Treppe hinauf. Oben sah ich einige Personen aus den Gemächern des Vizekönigs kommen: Der Vizekönig, der Erzbischof und ein paar Höflinge eilten den Flur entlang. Hinter ihnen erschienen Ramón, Luis und Eléna.
    »Eléna!«, rief ich.
    Die drei wandten sich um. Mateo und ich grüßten die beiden Männer mit unseren Schwertern.
    »Verschwindet!«, brüllte Mateo. »Lauft weg wie die Weiber und holt Euch Nudelhölzer, um gegen uns zu kämpfen.«
    Ramón musterte uns gelassen. »Ihr zwei habt mir eine Menge Schwierigkeiten gemacht, und es wird mir eine Freude sein, euch zu töten.«
    Er und Luis kamen uns auf der Treppe entgegen. Ich warf Eléna, die ihr Hochzeitskleid trug, einen verzweifelten Blick zu und stellte mich dann meinen Gegnern.
    Mateo, der einen Schritt vor mir war, griff sofort Ramón an, während ich auf Luis zustürmte. Das Klirren der aneinander schlagenden Klingen übertönte das Toben der Menschenmenge im Erdgeschoss. Wir hörten Musketenschüsse. Offenbar hatten die Wachen des Vizekönigs beschlossen, endlich Widerstand zu leisten.
    Luis' Gesicht war hassverzerrt, doch seine Augen funkelten merkwürdig triumphierend.
    »Jetzt zeige ich meiner Braut, wie ein Caballero mit Abschaum wie dir umspringt«, sagte er.
    Er war ein ausgezeichneter Fechter, ein viel besserer, als ich es jemals sein würde. Ich konnte kaum fassen, dass ich mich blindwütig auf diesen ungleichen Kampf eingelassen hatte. Er würde mich in Elénas Gegenwart in Stücke hacken. Nur mein unbändiger Hass trieb mich weiter und verlieh mir eine Kraft und Schlauheit, wie ich sie nie für möglich gehalten hätte. Dennoch war ich hoffnungslos unterlegen. Er traf meinen Unterarm, schlitzte mir die rechte Schulter auf und öffnete erneut die Wunde, die mir der Pirat in Veracruz zugefügt hatte.
    »Ich werde dich nicht gleich töten, sondern dich in Stücke schneiden«, höhnte Luis. »Sie soll sehen, wie unreines Blut vergossen wird.«
    Sein Schwert traf mein Knie. Inzwischen war ich an vier Stellen verwundet, und er griff mich so gekonnt an, dass ich nicht die geringste Chance hatte. Mit dem Schwert tippte er sich an die frisch rasierte Wange, die ich ihm mit dem Federkiel aufgeschlitzt hatte.
    »Du hast mir das Gesicht zerschnitten, damit ich aussehe wie du, und dafür hasse ich dich noch viel mehr«, sagte er. Er drängte mich gegen die Wand, und seine Klinge traf mein anderes Knie. Mein Bein knickte ein, und ich fiel hin.
    »Jetzt die Augen und dann deine Kehle«, keuchte er.
    Doch plötzlich schnappte er nach Luft, als hätte er einen Stoß in den Rücken erhalten, der ihm den Atem verschlagen hatte. Aus aufgerissenen Augen starrte er mich an und drehte sich dann langsam um.
    Eléna stand hinter ihm.
    Als er sich umwandte, bemerkte ich den Dolch in seinem Rücken. Er war nicht sehr tief eingedrungen, und er zog ihn heraus.
    »Hure!«, kreischte er.
    Ich sprang ihn an und rempelte ihn mit der Schulter um, sodass er nach hinten taumelte und gegen das Geländer stürzte. Im nächsten Moment versetzte ich ihm noch einen Schlag, er brach durch das Geländer und fiel ein Stockwerk tief zu Boden. Ich schleppte mich zum Rand der Treppe und spähte hinunter. Luis lag auf dem Rücken, lebte aber noch und ruderte stöhnend mit Armen und Beinen. Doch er war kaum mehr bei Bewusstsein. Die Pockennarben

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