Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
sie keine großen Verteidigungschancen. Der Wald lag zwar ein Stück entfernt und auf dem restlichen Weg ins Lager gab es keine Deckung, aber sie waren wie Schatten. Sie konnten sich so langsam und leise durch die Nacht bewegen, dass manch einer sie erst bemerkte, wenn sie direkt vor ihm standen. Wichtig war, dass sie gegen die Windrichtung in das Lager kommen mussten, um den Wolf nicht zu früh auf sie aufmerksam zu machen. Sie wusste noch nicht, wie sie das der Gruppe begreiflich machen konnte, ohne den Wolf zu erwähnen, denn sie wollte nicht, dass irgendjemand von ihm wusste. Sie musste ihn allein für sich fangen und schnell an sich gewöhnen, um die Gruppe von ihrem Mann zu übernehmen. Vielleicht mit einem Netz. Es war schwer, ein Tier nieder zu strecken, ohne das Risiko, es schwer zu verletzen. Zum Glück schien es nur ein einziger Wolf zu sein, aber das wollte sie noch überprüfen.
Tiboo brachte unten am See den Göttern Opfer dar, um für die Gesundheit von Mattoo zu bitten. Ansonsten konnten sie nichts mehr tun. Nur warten und hoffen. Taba blieb bei ihrem Sohn und kühlte ihn, während Tamboo sich mit Telgar, Rogar und Lantan besprechen wollte. Doch Satoo und andere Jäger blieben in der Nähe und Pinaa und Tisgar entfernten sich auch nicht allzu sehr, da sie den anderen nicht trauten. So lag schon Unruhe in der Luft, bevor jemand etwas gesagt hatte.
Während Rogar begann, ihre gemeinsame Wanderung in die Berge zu beschreiben, ließ Satoo erneut verlauten, dass er nicht an die Ehrlichkeit von Telgars Sippe glaube und sie sicher nicht ohne Grund mit so vielen Mitgliedern und dem Wolf hier hergekommen waren. Zunächst schimpfte er eher leise vor sich hin, aber die anderen Jäger bestätigten ihn und er wurde lauter. Tisgar mischte sich ebenfalls ein und beschuldigte seinerseits Satoo, von Anfang an gegen die Zusammenarbeit gewesen zu sein und lieber allein nach den Steinen suchen zu wollen. Ohne die Vorfälle genau zu kennen und ohne Rogar ausreden zu lassen, würden Tamboos Jäger einfach die Gelegenheit nutzen, aus der getroffenen Vereinbarung zu kommen.
Tamboo versuchte, alle zu beschwichtigen, und Rogar versuchte zu erklären, wie es aufgrund des Unwetters zu der Auseinandersetzung zwischen Tiboo und ihnen gekommen war, doch es war zu spät. Als Tiboo noch dazu kam und weiter lautstark bekräftigte, dass Mattoo absichtlich gestoßen worden war, drohte die Situation zu eskalieren. Tisgar und Lantan waren mindestens ebenso wütend wie Satoo und die anderen Jäger. Telgar musste sie fast gewaltsam von Tamboos Leuten fernhalten. Pinaa musste Taro im Zaum halten, der nervös auf die geballte Erregung reagierte. Und Tamboo resignierte nach mehreren erfolglosen Versuchen, seinen Sohn zur Vernunft zu bringen. Er sah Telgar bedauernd an. "Wir werden unser Bündnis wohl beenden." sagte er laut und ob dieser Worte wurde es etwas ruhiger. "Und jeder wird einfach seiner Wege gehen." "Das ist gut." rief Tisgar. "Mit euch wollen wir nichts mehr zu tun haben." "Du lässt sie ungestraft ziehen?" fragte Satoo hitzig. "Sie haben meinen Sohn verletzt." Tamboo hob beide Hände. "Alle geben jetzt augenblicklich Ruhe!" brüllte er laut und augenblicklich herrschte Stille. Sogar der Wald schien kurz in Schweigen erstarrt. "Ihr wollt nicht hören, was passiert ist. Ihr wollt nicht glauben, dass diese Verbindung uns stark macht. Na gut." erklärte er. "Aber wir sind keine Wilden. Sie kamen in Frieden, um Mattoo zu helfen, und so die Göttin will, wird er gesund werden." Er machte ein glückbringendes Zeichen. "Und wir lassen sie in Frieden gehen. Und wir werden in Frieden nebeneinander leben." Er sah jeden einzelnen seiner Jäger eindringlich an. "Und wer sich nicht daran hält, den verbanne ich aus meiner Sippe, auch wenn er zu meiner Familie gehört." Er unterstrich seine letzten Worte mit einer Geste in Richtung seines Sohnes, der die Arme verschränkt und eine säuerliche Miene aufgesetzt hatte, aber nichts sagte.
Telgar nickte zustimmend und sah nun seinerseits seinen Sohn und seine Jäger an. "Das Gleiche gilt für uns." Er streckte die Hände aus und Tamboo ergriff sie. "Wir hoffen, dass es Mattoo bald besser geht." sagte er. "Und dass sich vielleicht einmal alles aufklärt." Damit wandte er sich zum Gehen und die Jäger, Pinaa und der Wolf folgten ihm. Tamboo sah ihnen einen Moment lang nach, dann drehte er sich zu Satoo und den anderen um. "Ihr könnt nun hoffentlich zufrieden einschlafen." Mit diesen Worten ließ
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