Das Blut der Berge (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
durch Taros Heulen geweckt worden, die anderen brüllte Lassan nun aus den Hütten. Die Jäger stürmten bewaffnet hinaus, die Frauen entzündeten Fackeln, um den Angreifern ihren Vorteil zu nehmen. Telgar blies durch einen sehr lauten lang gezogenen Pfeifton zur Vorbereitung zum Angriff und versuchte dann, sich einen Überblick zu verschaffen und seine Männer zu koordinieren. Lassan warf seine Fackel in die erlöschende Feuerstelle, nahm die erstaunlich leichte und scheinbar nur für den Kampf konstruierte Axt des inzwischen toten Gegners auf und zog sich unter eine Hütte zurück, um die Lage zu sondieren. Taro hatte wohl weitere Angreifer im Visier und rannte Richtung Wald. Erneut erklang sein lautes Heulen. Der Rest war unübersichtlich und doch beängstigend. Sie schienen bereits überall zu sein. Dunkle Gestalten, bei dem wenigen Licht kaum zu erkennen. Alle wirkten groß, viele hatten diese riesigen Äxte dabei und schwangen sie, als ob sie aus Federn wären. Einige kletterten die Pfähle zu den Hütten hinauf, andere kreisten diese von unten ein. Während Telgar und seine Männer sich durch Worte oder Geräusche verständigten und so versuchten, die bestmögliche Ausgangsposition für den Kampf zu finden, fanden die Angreifer scheinbar mühelos ihren gemeinsamen Weg durch die Dunkelheit. Telgars Jäger schossen einige Pfeile ab, doch kaum einer fand sein Ziel. Plötzlich sah Lassan, wie direkt vor ihm einer der Angreifer sich anschickte, auf die Hütte zu steigen. Er nahm den langen Stiel der Axt fest in beide Hände und holte aus.
Da war der Wolf. Er kam direkt auf sie zu. Sehr gut. Sie hatte die anderen nach vorn geschickt und war allein am Rand des Waldes zurückgeblieben. Fast alle waren bereits im Lager, einige erklommen schon die Hütten. Auch wenn die Gegner durch das Signal geweckt worden waren, waren sie doch längst dem Untergang geweiht. Die Schatten waren überall. Ausgeruht, stark und schnell. Sie würden sie besiegen. Und alles nehmen, was sie wollten. Sie wollte den Wolf. Und er wollte sie. Sie hatte das Netz schon in beiden Händen und konzentrierte sich jetzt voll auf den richtigen Augenblick. Sie hatte nur eine Chance. Durch das Netz war sie im Grunde unbewaffnet. Wenn der Wurf misslang, konnte sie sich kaum noch helfen. Sie sah nur noch den Wolf, wie er auf sie zustürmte. Es war dunkel und doch sah sie jede seiner Bewegungen, jeden angespannten Muskel. Sie sah in seine Augen und fühlte, wie er zum Sprung ansetzte. Und in diesem Moment warf sie das Netz.
Der Angreifer, den Lassans Axt mit vollem Schwung in die Seite traf, war eine Frau. Sie gab einen überraschten Schmerzenslaut von sich und fiel vom Pfahl. In diesem Moment gab Telgar das Signal zum Angriff und die Jäger sprangen von den Hütten auf die Gegner, um sie möglichst umzureißen und in eine bessere Kampfposition zu kommen. Lassan dachte nicht weiter nach. Er schlug mit der Axt auf die am Boden liegende Frau. Doch noch während des Schlages traf ihn etwas mit voller Wucht am Rücken. Er erwischte die Frau zwar noch, sodass sie keine Gefahr mehr darstellte, knickte dann aber ein und sank auf die Knie. Ein dumpfer Schmerz packte seinen gesamten Körper. Er versuchte aufzustehen, doch Arme und Beine schienen ihm nicht mehr zu gehorchen. Er hörte wie hinter ihm jemand zu einem weiteren Schlag ansetzte. Er hörte das Summen der herunterfallenden Waffe. Ein letztes Mal hob er seinen Blick. Und er sah nichts Gutes. Es waren zu viele Angreifer. Die Jäger kämpften auf verlorenem Posten. Seine Gedanken kehrten zum letzten Abend zurück und kurz bevor ihn der Schlag endgültig niederstreckte hatte er ein Bild im Kopf. Ein friedliches Bild.
Telgar wurde immer mehr bewusst, dass sie kaum eine Chance hatten, den Kampf zu gewinnen. Auf jeden seiner Männer kamen mindestens zwei Gegner, zudem hatten sie schwerere Waffen und auch ihre Frauen kämpften mit. Rogar war nicht da. Lassan hatte er auch nicht ausmachen können. Und andere waren schon gefallen. Sie wussten offenbar gut über seine Sippe und das Lager Bescheid. Ein genaues Bild von der Lage erhielt er nicht, denn nicht alles war zu sehen und er kämpfte selbst Seite an Seite mit seinem Sohn gegen die Angreifer, aber von überall her waren Schreie und Kampfgeräusche zu hören und er hatte schon einige Gegner, aber auch seine Leute zu Boden gehen sehen. Sie hatten jedoch keine Wahl als sich bis zum Letzten zu verteidigen, eine Flucht war unmöglich. Er konnte nur auf ein Wunder
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