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Das Blut der Lilie

Titel: Das Blut der Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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ganze
Zeit in der Luft lag. Die Angestellten hatten seit Tagen mit Streik gedroht,
aber ich hatte es nicht beachtet. Ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen,
den Entwurf für meine Arbeit fertigzustellen.
    Ich sehe mich in dem Zimmer um und frage mich, was ich die
nächsten zwei, drei Tage, wenn nicht gar die nächsten acht Jahre mit mir
anfangen soll, bis ich einen Flieger zurück nach New York besteigen kann. Der
Gedanke, nichts zu tun zu haben, nirgendwo hingehen zu müssen und Gott weiß wie
lange mit meinem Vater zusammen zu sein, löst einen Anflug von Panik in mir
aus. Ich bin vollkommen am Boden zerstört, weil ich morgen meine Mutter nicht
werde sehen können.
    Ich greife in meine Tasche nach meinen Pillen und schlucke
zwei. Die Qwells haben mich den Tag über ziemlich stabil gehalten – ich war
vielleicht ein bisschen benommen und ungeschickt, aber stabil. Als ich das
Fläschchen auf den Nachttisch stelle, sehe ich das Tagebuch. Es sind noch vier
Einträge übrig, die ich nach meiner Rückkehr vom Flohmarkt lesen wollte. Bevor
ich mir ein Taxi zum Flughafen gerufen hätte. Während ich danach greife, wird
mir klar, dass mir nicht genügend Zeit geblieben wäre, um es zu Ende zu lesen.
Ich war viel zu spät dran.
    Â»Bist du jetzt zufrieden?«, frage ich.
    Als ich es aufschlage, kommt Lili herein.
    Â»Ich gehe jetzt, Andi. Ich bin bloß ein paar Stunden weg.«
Nachdem sie sich verabschiedet hat, bleibt sie noch einen Moment in der Tür
stehen. »Weißt du«, sagt sie, »da gibt’s ein Lokal in der Rue Oberkampf. Ein
paar Straßen westlich von der Métro-Station Ménilmontant. G. und ich sind
früher immer dorthin gegangen. Als wir Studenten waren. Das Essen ist gut, und
am Sonntag gibt’s Livemusik. Es heißt Rémy’s. Ich bin überzeugt, es würde dir
gefallen. Es wäre doch schön, wenn du ein bisschen rauskämst. Ein bisschen
Musik hören könntest, vielleicht ein paar Leute in deinem Alter treffen und
Spaß haben würdest. Es kann gut sein, dass du noch ein paar Tage hier bleiben
musst, weißt du. Wir Franzosen lieben Streiks.«
    Â»Rémy’s heißt das?«, frage ich, als hätte ich noch nie von
dem Lokal gehört.
    Â»Ja. Überleg’s dir.« Sie küsst mich und geht.
    Ich bleibe noch eine Weile auf dem Bett sitzen, starre in die
Dunkelheit und hoffe, dass es noch nicht zu spät ist. Für Alex. Für Louis Charles.
Und für mich.
    Â Â 54  
    Ich eile die Rue Oberkampf hinunter. Es ist nach acht. Ich
    bin spät dran. Vermutlich haben sie bereits angefangen.
    Ich bin aufgeregt. Ich sollte es besser wissen, kann es aber
gar nicht erwarten, ihn wiederzusehen. Vielleicht habe ich doch nicht alles
vermasselt. Vielleicht können wir nach der Session einen Teller von Rémys
Gulasch essen und reden. Oder nicht reden. Wie wir es bei Sacré-Cœur getan
haben. Nicht reden wäre sehr schön.
    Ich öffne die Tür und stoße mit jemandem zusammen. Das Lokal
ist bis auf den letzten Platz besetzt. Sonntags ist offensichtlich immer viel
los. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und versuche, auf die Bühne zu
spähen. Virgil ist da. Er rappt. Und stolziert dabei auf und ab. Dem Publikum
gefällt es. Sie feuern ihn in zehn verschiedenen Sprachen an. Er ist bereits
fast am Ende von I’m
Shillin’ angekommen. Ich kenne es von seiner CD .

    â€¦ I ’m not somebody
    Till I’m wearing LV
    A pony, a gator
    A big shiny G
    Call me a sellout
    But I’ll make ya shell out
    Buy this watch, drink that tea
    You’ll be just like me
    Selling sneakers, selling coffee
    The money sweeter than toffee
    Selling jewelry, selling cars
    Yeah, it’s welfare for stars
    She was the shit
    Made arthouse a hit
    Just ask Brad Pitt
    Then she quit
    Now she’s pimpin’ vitamin water
    And tellin me I oughta
    Buy a bottle of skunkjuice
    From her girl Esther Lauder
    He had the beats, had the swagger
    He was more than a bragger
    Sold his rhymes
    Many times
    Now he’s rich as Mick Jagger
    He said, I had to get real
    Make a deal
    Work my spiel
    Get my face on the box
    Of your kid’s Happy Meal
    I bowed down to the clown
    Cuz I wanted the crown
    The silk dressing gown
    The penthouse uptown
    Now I’m a Bolivar smoker
    Playing craps, playing poker
    I’m a big power broker
    And Diddy’s a joker
    Sell your music, your art
    Sell your soul,

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