Das Blut der Medusa
wird?«
»Aber immer.«
»Ich kann dich ja nicht davon abhalten und bin nur froh, daß du Unterstützung hast. Allein wäre das mit dir nichts geworden, glaub mir.«
»Kann sein.«
»Hast du denn der Polizei deinen Namen gesagt.«
»Noch nicht. Das wird Suko vielleicht erledigen.«
»Ob sein Einfluß reicht?«
Bill drückte die Zigarette aus. »Das glaube ich nicht. Aber Sir James wollte sich einschalten. Du weißt ja, wenn es jemanden gibt, der überall die entsprechenden Leute kennt, dann ist er es.«
»Wir wollen es hoffen.«
Der Barmixer goß nach. Ein Rest befand sich noch in der Flasche, die er wieder mit einem eleganten Schwung in den Sektkübel beförderte. Dabei schaute er zum Eingang. Man sah ihm an, daß er einen neuen Gast begrüßen wollte.
Die beiden Conollys drehten sich um.
Suko stand in der Tür.
»Endlich!« rief Bill und rutschte vom Hocker. »Toll, daß du gekommen bist.« Er schlug dem Inspektor auf die Schulter. »Das Zimmer ist für dich gebucht. Wie ist es gelaufen?«
»Können wir das nicht oben besprechen?«
»Sicher, aber du kommst spät.«
»Das hatte auch seine Gründe.« Suko begrüßte erst Sheila, die später nachkommen wollte.
Diesmal fuhren sie mit dem Lift hoch. Suko schaute sich im Zimmer um und nickte. »Nobel«, sagte er, »sehr nobel, wirklich.«
»In London hause ich auch nicht in einer Hütte.«
»Wer es sich leisten kann.«
»Hör auf, komm zur Sache.«
Suko hatte sich gesetzt und seinen kleinen Koffer neben sich gestellt.
»Du hast mich in Teufels Küche gebracht, Bill. Du kannst dir vorstellen, wie begeistert die österreichischen Kollegen waren, als sie erfuhren, was hier los ist. Normalerweise hätten wir das so nicht durchziehen können, wie wir es vorgehabt haben.«
»Aber?«
»Du kannst Sir James demnächst einen Kasten kohlensäurefreies Wasser schicken. Er hat alles geregelt und mit den Kollegen telefonisch die Dinge abgeklärt. Der ist hochgelaufen bis zum Ministerium, und alles während meines Flugs.«
»Woher weißt du das denn?«
»Weil ich schon bei den Kollegen gewesen bin und mich vorgestellt habe. Die haben geschaut wie Mondkälber, aber man hat uns diese eine Nacht zugestanden. Wir können in die Räume hinein. Sogar mit der Versicherung mußte gesprochen werden.«
»Sind wir denn allein, oder ist noch ein Nachtwächter dabei?«
»Allein, Bill.«
Der Reporter atmete tief aus. »Das ist gut. Das ist sogar vorzüglich, Suko.«
»Sollte sich das Ganze jedoch als eine Finte oder Haarspalterei herausstellen, sind wir bis auf die Knochen blamiert. Und da ist ja noch dieser tote Erich Tarknet. Ich habe den Kollegen versprechen müssen, ihnen morgen eine Erklärung abzugeben.«
»Das machen wir alles, Suko. Du kannst mir glauben, wir laufen keinen Hirngespinsten nach. Dieses verdammte Bild lebt. Es besitzt die magische Kraft der Medusa.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil ich es gesehen habe. Du weißt doch, ich habe mir das Bild in einem Spiegel angesehen. Der Mund lächelte, die Schlangen bewegten sich. Das ist für mich Beweis genug.«
Suko nickte. »Kein Bild ohne Maler«, meinte er. »Wer ist hier der Künstler?«
»Ein gewisser de Greco.«
»Kenne ich nicht.«
»Ist auch nicht unser Jahrgang. Der hat im vorigen Jahrhundert gelebt und liegt schon längst unter dem Dorf. Aber dieses Bild ist unvergessen. Die meisten Besucher kommen nur, um sich die Medusa anzuschauen, weil sie einfach so lebensecht gemalt worden ist. Auch du wirst fasziniert sein, wenn du es siehst.«
»Aber nur zwei sind zu Stein erstarrt.«
»Ja.«
»Wie kommt das?«
Bill hob die Schultern. »Da mußt du mich etwas Leichteres fragen. Ich weiß es nicht.«
»Nun ja, wir werden sehen, wer recht hat.« Suko schaute auf seine Uhr.
»Wann sollen wir los?«
»So bald wie möglich. Wenn sie schließen, möchte ich eigentlich schon dort sein.«
Der Inspektor stand auf.
»Dann laß uns gehen.«
Auch Bill war bereit. An der Tür trafen sie Sheila. Sie hatte das Zimmer fast lautlos betreten, blieb stehen und stellte die Einkaufstüten ab. »Ihr wollt wirklich?« fragte sie leise.
»Natürlich.«
»Habt ihr wenigstens einen Spiegel mit, Bill?«
»Sogar zwei, wie ich Suko einschätze.«
»Das ist richtig Sheila.«
Sie verabschiedete sich von ihrem Mann. »Kommt gesund wieder, ihr beiden. Ich warte hier.«
»Wir werden unser Bestes tun«, erwiderte Bill, dem ebenfalls ein Kloß in der Kehle saß.
»Für eine Witwe bist du noch zu schön und zu
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