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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Sie hatte sich höchst erfreut gezeigt, als er sie angerufen und auf ein Wochenende nach Rom eingeladen hatte. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass noch Zeit für ein kurzes Gespräch mit dem Grafen blieb, der immerhin für einen Teil der Kosten des Unternehmens aufkam. Da er ihn über die geheime Nummer des Mobiltelefons nicht erreichte, wählte er die Nummer der Burg. Das konnte er unbesorgt tun, da seine Beziehung zum Grafen und ihre gemeinsame
Leidenschaft für die Geschichte allgemein bekannt war. Der Graf hatte mehrere seiner Vorträge besucht, und sie hatten aus ihren Zusammenkünften in den besten Restaurants von Paris nie ein Geheimnis gemacht.
    »Burg d’Amis.«
    Er lächelte, als er die Stimme des Butlers erkannte. »Guten Tag, Edward. Hier spricht Professor al-Bashir. Könnten Sie mich mit dem Grafen verbinden?«
    »Ich bedaure. Er ist zu einer Reise aufgebrochen und wird erst in einigen Tagen zurückkehren.«
    Unruhe erfasste al-Bashir, denn von einer bevorstehenden Reise hatte ihm d’Amis nichts gesagt. Nach kurzem Schweigen fragte er: »Darf ich fragen, wohin?«
    Edward schwieg unbehaglich, da er nicht wusste, ob er die Information weitergeben durfte. Angesichts dessen, dass der Professor ein guter Bekannter war, entschied er sich, ihm mitzuteilen: »Er befindet sich in Amerika. Seine Gattin, die dort lebte, ist überraschend gestorben.«
    »Das bedaure ich zutiefst. Wann erwarten Sie ihn zurück?«
    »Das weiß ich nicht. Aber er hat gesagt, er werde nicht lange bleiben.«
    »Falls er Sie anruft, übermitteln Sie ihm bitte mein tiefes Beileid und sagen Sie ihm, dass ich ihn gern sprechen möchte, sobald das möglich ist.«
    »Selbstverständlich.«
    Verärgert legte al-Bashir auf. Hoffentlich führte der Tod der Gräfin, von der d’Amis nie gesprochen hatte, nicht zu einer Verzögerung bei der Ausführung des Planes. Es wäre außerordentlich bedauerlich, wenn sich herausstellte, dass der Graf zu den gefühlsbetonten Menschen gehörte, die zur Pflege ihrer Seelenqual ihre Aufgaben vernachlässigen. Das würde das
ganze Unternehmen gefährden. Schon sonderbar, wie es überhaupt zur Verbindung zwischen ihm und d’Amis gekommen war. Doch immerhin hatten sie einen gemeinsamen Feind: das Kreuz. Der Graf hatte ihn aufgesucht, weil er wollte, dass er etwas tat, wozu er sich selbst außerstande sah: die katholische Kirche zu bestrafen. Genau das würden die Moslems tun, wenn auch aus gänzlich anderen Beweggründen.
    Eine scheppernde Lautsprecherstimme kündigte seinen Flug nach Rom an, wo ihm ein wunderbares Wochenende mit der Frau bevorstand, die ihm so treu ergeben war.

26
    Wie jeden Freitag verließen gegen Mittag die Mitarbeiter des Brüsseler Zentrums zur Terrorismusabwehr in Scharen ihren Arbeitsplatz voll Vorfreude auf das Wochenende.
    Andrea Villasante trat mit der Frage »Brauchen Sie mich noch?« in Hans Weins Büro.
    »Nein. Genießen Sie Ihr Wochenende. Ich werde hier noch eine Weile weiterarbeiten und hoffe, dann selbst auch etwas Ruhe zu bekommen.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern ein bisschen früher gehen.«
    »Tun Sie das. Es ist ja ohnehin bald Feierabend.«
    »Es ist nämlich…«
    »Sie brauchen mir nichts zu erklären«, fiel ihr der Leiter des
Zentrums ins Wort. »Sie machen so oft unbezahlte Überstunden, dass Sie sich nicht zu entschuldigen brauchen, wenn Sie einmal eine halbe Stunde früher aufhören. Also dann bis Montag.«
    Nachdem sie Hans Weins Büro verlassen hatte, suchte sie Laura White auf. »Für morgen musst du dir leider eine andere Squash-Partnerin suchen. Mir ist was dazwischengekommen.«
    »Macht nichts, Andrea; ich wollte dir gerade selber sagen, dass ich an diesem Wochenende nicht spielen kann und wir es auf ein anderes Mal verschieben sollten.«
    »Ihr scheint ja eine Menge vorzuhaben«, sagte Andreas Mitarbeiterin Diana Parker spöttisch.
    »Nicht so viel wie du. Du hast ja nie Zeit, mit uns zum Squash zu gehen«, gab Laura zurück.
    »Das liegt nicht daran. Ich will nur nichts mit eurem Verein zu tun haben, weil da dieselben Leute sind wie hier im Büro. Ich fühle mich zu Hause wohler und koche, während ihr Sport treibt. Das kommt euch ja auch zugute, wenn ich euch zu mir einlade. Jeder entspannt sich so, wie es ihm am liebsten ist.«
    Wortlos hörte Mireille Béziers zu. Sie fragte sich, ob auch ihr die Zukunft einer einsamen alten Jungfer bevorstand, die nichts kannte als ihre Arbeit und eine gelegentliche Beziehung zu einem Kollegen.

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