Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Geschäftsleute auftraten, den Saal verlassen.
In Omars Geländewagen schwiegen beide, bis sie die Stadt hinter sich hatten.
»Ein fantastischer Erfolg«, beglückwünschte ihn Omar.
»Danke. Ich habe dir ja gesagt, das ganze Geheimnis besteht darin, den Leuten zu sagen, was sie hören wollen.«
»Die Presse wird dir hymnische Besprechungen widmen. Ich habe zufällig gehört, wie begeistert sich einige Journalisten über deinen Vortrag geäußert haben.«
»Ja, bisher war das immer so.«
»Wir essen bei mir mit einigen unserer Leute zu Abend. Bei der Gelegenheit wirst du Mohammed und Ali kennenlernen, die auf deine Anweisungen warten.«
»An sich ist der Plan ganz einfach. Dennoch wird sich der Anschlag auf das Kloster stärker auswirken als die anderen, die zur selben Stunde an anderen Orten vorgesehen sind.«
Ohne den Blick von der Straße zu nehmen, sagte Omar: »Du leitest die Operation, trotzdem möchte ich sagen, dass meiner Ansicht nach der Schrecken den Ungläubigen noch mehr in die Glieder fahren würde, wenn die Anschläge an aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt würden. Stell dir vor: Da haben sie sich von dem einen Schlag noch nicht erholt, und schon kommt der nächste.«
»Das halte ich deshalb nicht für richtig, weil der gesamte Apparat zur Terrorabwehr in Alarmbereitschaft versetzt wird, sobald ein Anschlag erfolgt ist. Bis zum Vortag dieses Anschlags werden sie ihren Dienst ausüben wie immer, aber in dem Augenblick, wo er erfolgt, wird man die Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen, Bahnhöfen und allen anderen verwundbaren Orten verschärfen. Auf den Straßen wird es von Polizei und Soldaten nur so wimmeln, und außerdem wird man automatisch jeden verdächtigen, der arabisch aussieht. Das könnte dazu führen, dass der eine oder andere von uns rein zufällig bei einer Routinekontrolle festgenommen wird. Deshalb ist es besser, an allen drei Orten gleichzeitig loszuschlagen.«
Omar konnte nicht umhin, dieser Begründung beizupflichten. »Wer war eigentlich die Frau, die ziemlich weit vorne saß und mir mehrere Fragen gestellt hat, als die Diskussion eröffnet wurde?«, wollte al-Bashir wissen. »Sie ist offensichtlich Maghrebinierin, trug aber kein Kopftuch.«
»Das ist Mohammed Amirs Schwester Laila. Ich habe dir schon von ihr berichtet. Sie macht uns ziemlichen Ärger.«
»Sie hat mich mit ihrer Frage, ob es meiner Ansicht nach nicht ein Fehler des Propheten gewesen sei zu fordern, dass sich eine Frau dem Mann unterordnet und man Ehebrecherinnen auspeitscht und steinigt, ganz schön in die Enge getrieben…«
»Du hast sie aber doch sehr geschickt mit der Erklärung zum Schweigen gebracht, dass es bei deinem Vortrag um Politik und nicht um Theologie gehe, du aber gern bei anderer Gelegenheit über diese Frage sprechen würdest.«
»Ja. Trotzdem hätte sie mir fast das ganze Konzept verdorben. Zum Glück hatte ich die Zuhörer auf meiner Seite, und die haben die Frau als Provokateurin betrachtet. Mit ihr muss bald etwas geschehen.«
»Ich habe Mohammed bereits ein Ultimatum gestellt.«
»Wie können wir ihm vertrauen, wenn er nicht einmal mit seiner Schwester fertig wird?«
»Hassan hat ihn mir empfohlen. Er sagt, er sei sicher, dass Mohammed der richtige Mann für den Auftrag und bereit ist, für den Erfolg des Unternehmens sein Leben hinzugeben.«
»Mir ist egal, ob er stirbt oder nicht. Mir ist nur wichtig zu wissen, ob er fähig ist zu töten.«
»Das ist er unbedingt. Aber du musst dir darüber klar sein, dass es nicht einfach ist, die eigene Schwester zu töten.«
»Er soll sich an unsere Vorschriften halten. Sie wäre nicht die Erste, die stirbt, weil sie ihrer Familie Schande gemacht hat.«
»Das jetzt zu tun, wäre meiner Ansicht nach unklug. Sie ist in Granada ziemlich bekannt und gilt in der Stadt geradezu als Symbolfigur für eine in die spanische Gesellschaft integrierte freie Moslemin. Ich habe dir ja schon gesagt, sie ist Anwältin
und arbeitet in einer Kanzlei mit anderen Anwälten zusammen. Die würden mit Sicherheit eine Untersuchung durch die zuständigen Behörden verlangen. Das kann uns im Augenblick nicht recht sein.«
»Schaff das Problem so bald wie möglich aus der Welt.«
Als Dienstboten, Landarbeiter und Gärtner getarnte Mitglieder der Gruppe bewachten Omars Haus unauffällig. Ebenso wie der Leiter der Organisation in Spanien wussten auch sie, dass sie sich nicht den geringsten Fehler leisten durften, denn die Sicherheit des hohen Gastes hatte
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