Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Bischof Pelizzoli zu sprechen und sich wieder zu melden, falls sich im Archiv etwas über den Grafen d’Amis finde.
»Sie müssen da auf jeden Fall was haben, denn nach Aussage der französischen Ermittler hat der Vatikan deren Dienststelle in den dreißiger Jahren um Informationen und Unterstützung gebeten.«
»Ich rufe zurück, sobald ich mit dem Bischof gesprochen habe. Aber sagen Sie mir doch, was das Ganze mit dem Anschlag in Frankfurt zu tun haben soll?«
»Das wissen wir selbst noch nicht. Möglicherweise gar nichts, aber wir dürfen nichts ausschließen. Wir sind der Karakoz-Fährte nachgegangen und haben dabei diesen Zusammenhang entdeckt.«
»Ein Graf als Vorsitzender einer Stiftung, die sich mit den Katharern beschäftigt«, murmelte Sagardía.
»Das scheint mir nicht besonders verwunderlich, denn die Katharer sind ja mittlerweile zum Touristenmagneten für die ganze Ecke da unten geworden.«
Sagardía zögerte mit dem Anruf beim Bischof, da sich dieser bei einem Empfang in der spanischen Botschaft befand. Er
wollte ihn auf keinen Fall stören, solange dort die Mahlzeit nicht beendet war.
Während der Wartezeit rief er Domenico Gabrielli, der vor einer halben Stunde zum Essen gegangen war, auf dessen Mobiltelefon an, um festzustellen, ob er sich noch in der Nähe befand. Auf Sagardías Mitteilung hin, dass er einen eigentümlichen Anruf aus Brüssel bekommen habe, erklärte der Dominikaner: »Ich bin in fünf Minuten bei dir.«
Aufmerksam las Bischof Pelizzoli den Bericht, den ihm Sagardía auf den Schreibtisch gelegt hatte. Nach seiner Rückkehr vom spanischen Botschafter beim Heiligen Stuhl hatte er gesehen, dass sich die beiden Priester angespannt und besorgt mit dem Material beschäftigten, das vom Zentrum zur Terrorismusabwehr gekommen war.
Nachdem er den Bericht gelesen hatte, nahm er seufzend den Hörer ab.
»Geben Sie mir Pater Ignacio«, bat er seinen Sekretär.
Zehn Minuten später meldete sich Ignacio Aguirre mit gewohnt energischer Stimme. Der Bischof verlor keine Zeit mit Förmlichkeiten. »Sie müssen sofort herkommen. Bei der Untersuchung der Hintergründe des Frankfurter Anschlags ist man im Koordinationszentrum der Europäischen Union zur Terrorismusabwehr auf Raymond de la Pallissère, Graf d’Amis, gestoßen.«
Schweigen trat ein. Der Bischof konnte sich die Wirkung dieser Mitteilung auf den alten Jesuiten ausmalen. Unvermittelt sah sich dieser einer Vergangenheit gegenüber, von der er wusste, dass sie nie vollständig begraben sein würde.
»Damit soll nicht von vornherein gesagt sein, dass der Mann etwas mit dem Anschlag zu tun hat, aber bei der Überwachung
der Leitung des Waffenhändlers sind die Leute vom Zentrum … Ach was, das lässt sich am Telefon nicht gut erklären. Es wäre schön, wenn Sie so rasch wie möglich kommen könnten. Ja, Pater Ovidio arbeitet nach wie vor an dem Fall … Danke. Mein Sekretär wird dafür sorgen, dass am Flughafen von Bilbao ein Flugschein für Sie bereitliegt. Ich schicke Ihnen einen Wagen nach Fiumicino. Wir können heute Abend gemeinsam essen, leider nur hier bei mir im Büro.«
Nachdem der Bischof seinem Sekretär die nötigen Anweisungen gegeben hatte, bat er ihn, er möge Ovidio Sagardía und Domenico Gabrielli zu ihm schicken. Als die beiden Priester mit besorgter Miene eintraten, erklärte er ohne Umschweife: »Heute Abend trifft Pater Ignacio Aguirre hier ein und übernimmt den Fall. Sie beide werden ihm zuarbeiten.«
Verblüfft erkundigte sich Pater Ovidio nach dem Grund dafür und bekam zur Antwort: »Er kennt die Familie d’Amis seit Jahrzehnten. Damals hat der Vater des jetzigen Grafen unsere Kirche mit seiner Suche nach dem Gral und dem angeblichen Katharerschatz beunruhigt. Immerhin war es eine schwierige Zeit, unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg. Man hatte damals allen Grund zu vermuten, dass auch Himmler in die Sache verwickelt war. Niemand kennt sich besser mit der Materie aus als Pater Ignacio, vor allem aber weiß niemand mehr über die Familie dieses Grafen als er.
Ich werde umgehend Panetta in Brüssel anrufen. Ich denke schon, dass wir den Leuten helfen können, auch wenn ich noch nicht so recht weiß, wie.«
Hans Wein merkte gleich, dass es etwas Wichtiges gab, als Panetta in sein Büro trat. »Halt dich fest – der Vatikan hat eine ganze Menge Material über den Grafen d’Amis. Ein alter Jesuit,
ein gewisser Pater Ignacio Aguirre, kennt ihn persönlich und war mehrfach in der Burg.
Weitere Kostenlose Bücher