Das Blut der Unschuldigen: Thriller
heißt es. Wir werden ja sehen, was er uns zu sagen hat. Er kommt vom Flughafen auf direktem Weg hierher. In der letzten E-Mail aus Paris heißt es, dass der Graf nach seiner Rückkehr aus New York das Crillon aufgesucht und seither noch mit niemandem gesprochen hat«, sagte Panetta.
Ein Klopfen an der Tür ließ die drei Männer auffahren.
Automatisch rückte sich Hans Wein die Krawatte zurecht, während die beiden anderen zur Tür hinsahen.
Kaum hatte Wein »Herein« gesagt, als ein distinguiert wirkender hoch aufgerichteter älterer Herr mit festem Schritt eintrat.
»Ich bin Ignacio Aguirre«, stellte er sich in einwandfreiem Englisch vor.
»Treten Sie näher. Wir haben schon auf Sie gewartet«, sagte Wein, während er sich erhob und den Priester mit Handschlag begrüßte.
»Lorenzo Panetta, stellvertretender Leiter des Zentrums zur Terrorismusabwehr, und Matthew Lucas, unser Verbindungsmann zur Heimatschutzbehörde der Vereinigten Staaten«, sagte Wein mit einer erläuternden Handbewegung.
Überrascht spürte Lucas den festen Händedruck des alten Priesters.
Ganz wie bei der Sitzung im Büro des Bischofs Pelizzoli trug Aguirre seine Theorie ohne Umschweife vor. »Meine Herren, ich vermute, dass die Gruppe als Ziel für ihren nächsten Anschlag die katholische Kirche ausersehen hat, und halte es für möglich, dass sie zu diesem Zweck ein Bündnis mit dem Grafen d’Amis eingegangen ist.«
Verblüfft sahen ihn die drei Antiterrorspezialisten an. Die schlichten Worte hatten sie wie ein Hammerschlag getroffen.
»Worauf gründen Sie Ihre Vermutung?«, erkundigte sich der Leiter des Zentrums.
»Ich kenne den Grafen. Man hat ihn im Hass auf unsere Kirche erzogen. Er hält sich für den Hüter des Katharertums.«
»Ich will gar nicht bestreiten, dass Graf d’Amis Ihrer Kirche schaden möchte, aus welchen Gründen auch immer, aber Sie sind doch sicher wie ich der Ansicht, dass die Gruppe mit den Motiven des Grafen nichts zu tun hat?«, gab Lucas zu bedenken.
»Genau das muss in Erfahrung gebracht werden: ob eine Beziehung zwischen ihm und der Gruppe besteht, oder ob die beiden lediglich zufällig aus ein und derselben Quelle, nämlich von Karakoz, Sprengstoff und Informationen beziehen. In Rom hat man mir gesagt, Sie hätten ein Gespräch des Grafen
mit einem britischen Wissenschaftler syrischer Herkunft abgehört. Entspricht das den Tatsachen?«
»Ja. Bei dem Mann handelt es sich um einen gewissen Salim al-Bashir. Er ist Wissenschaftler von internationalem Ruf, gilt als gemäßigter Islamist und verfügt über beste Beziehungen bis in höchste Kreise. Gerade vorhin ist ein Bericht von den Briten hereingekommen, dem sich nicht der geringste Hinweis auf einen Verdachtsgrund gegen ihn entnehmen lässt. Immerhin zieht ihn die Regierung Ihrer Majestät bei Konflikten mit der islamischen Gemeinschaft regelmäßig zu Beratungen hinzu«, erläuterte Hans Wein mit einem Seitenblick auf Panetta und Lucas. »Wir müssen also davon ausgehen, dass er eine reine Weste hat.«
»Trotzdem würde ich nichts von vornherein ausschließen«, gab Aguirre zurück.
»Sie entschuldigen, aber der Bericht unserer britischen Kollegen lässt keinen Spielraum für Zweifel«, betonte Hans Wein verärgert.
»Sie haben bei diesen Dingen mehr Erfahrung als ich. Dennoch würde ich, wenn es meine Aufgabe wäre, nach dem Haupt oder den Häuptern der Gruppe zu suchen, das nicht in den Elendsvierteln der Städte tun, denn dort findet sich lediglich Kanonenfutter.«
Überrascht und nicht ohne Bewunderung verfolgten Panetta und Lucas das Gespräch zwischen dem alten Jesuiten und dem Leiter des Zentrums zur Terrorismusabwehr.
»Wollen Sie damit sagen, dass Ihnen der Bericht des britischen Auslandsgeheimdienstes nicht genügt?«, erkundigte sich Panetta.
»Es wäre mir unlieb, wenn Sie meine Worte falsch auslegten. Ich möchte lediglich anregen, dass man die Fährte zu diesem
Mann weiterhin im Auge behält und nicht von vornherein als unergiebig ausschließt.«
»Was Professor al-Bashir betrifft, gibt es keine Fährte.« In Weins Stimme lag unverkennbarer Groll.
»Selbstverständlich habe nicht ich darüber zu entscheiden, auf welche Weise Sie Ihre Arbeit tun. Ich werde mich also darauf beschränken, Ihnen zu sagen, was mir über den Grafen bekannt ist.«
Schweigend hörten die drei zu, während Aguirre in Einzelheiten seine sonderbare Beziehung zur Familie d’Amis beschrieb. Als er geendet hatte, öffnete er eine alte schwarze
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