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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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sprachen und den Vorstellungen der Nazis so nahe standen.
    Andererseits freute er sich über die Möglichkeit, der Öffentlichkeit Bruder Juliáns Chronik zugänglich machen zu können. Auch wenn dieser in der ersten Person abgefasste Bericht über die Belagerung von Montségur nichts Neues aussagte, war er von großem historischen Wert, vor allem durch die genaue Beschreibung der Protagonisten jenes Dramas.
    »Ach, gibt es dich auch noch?«
    Er lächelte, als Martine in sein Arbeitszimmer trat. Sie hatten einander mehrere Tage nicht gesehen. Gerüchteweise hatte er gehört, sie habe erneut einem Studenten wegen rassistischer Äußerungen Vorhaltungen gemacht.
    »Du fühlst dich offenbar zur Hüterin der republikanischen Werte berufen«, sagte er statt einer Begrüßung.
    »Leider habe ich dabei keinen besonderen Erfolg. Mit einem Mal sprießen die Faschisten hier an der Universität wie die Pilze. Vielleicht hatten sie sich bisher auch nur versteckt gehalten und zeigen sich jetzt offen. Aber wir dürfen derlei Umtriebe auf keinen Fall dulden. Hast du übrigens schon gehört …?«
    »Ja, du sollst wieder einen deiner Studenten vor die Tür gesetzt haben, weil er sich unflätig über die Juden geäußert hat.«
    »Der Rotzlöffel hat es gewagt, mir ins Gesicht zu drohen. Ich solle mich vorsehen und mich nicht wundern, wenn unsere Rollen sich demnächst umkehrten.«
    »Worauf du ihm mitgeteilt hast, dass er deinen Kurs nicht angerechnet bekommt.«
    »Ja. Er hat übrigens gleich zurückgeschlagen. Sein Vater hat sich im Rektorat beschwert, und jetzt verlangt man von mir,
dass ich meine Entscheidung zurücknehme. Ich denke aber nicht daran, vor einem solchen Grünschnabel in die Knie zu gehen. Fragt sich nur, ob man mich dazu zwingen kann. Wenn ja, gehe ich – entweder er oder ich. Wenn wir uns dadurch einschüchtern lassen, dass man unsere Autorität auf diese Weise untergräbt, ist es besser, wir machen den Laden hier dicht.«
    »Soweit ich weiß, steht die Fakultät geschlossen hinter dir – sogar die Leute, die dir sonst nicht grün sind«, fügte er scherzend hinzu.
    »Ja, das hat aber nichts mit meiner Person zu tun«, klagte sie.
    »Ich weiß.«
    »Und wie sieht es bei dir aus?«
    »Ganz gut, allerdings …«
    »Ja?«
    »Ich mache mir Sorgen um Miriam und David. Ich hatte dir ja schon von Davids Zusammenstoß mit dem Metzgerssohn und die Sache mit Miriams Tante erzählt … Jetzt will meine Frau unbedingt nach Berlin. Ich … ich weiß nicht recht. Das könnte gefährlich werden.«
    »Was sollte ihr zustoßen? Immerhin ist sie Französin.«
    »Ihr Onkel Isaak ist Deutscher, und trotzdem hat man seine seit drei Generationen im Familienbesitz befindliche Buchhandlung verwüstet. Du selbst hast dich genötigt gesehen, in nicht einmal zwei Monaten zwei Studenten auszuschließen, und das hier in Frankreich.«
    »Ja, es kommt mir ganz so vor, als ob unsere Welt in Stücke ginge«, räumte sie ein.
    »Das sollten wir nicht zulassen. Wir müssen kämpfen.«
    »Sind wir dafür tapfer genug? Haben wir nicht Angst, dabei unsere Privilegien zu verlieren?«
    »Sicher, wir sind Menschen und nicht aus dem Holz geschnitzt, aus dem man Helden macht. Doch das bedeutet nicht, dass wir tatenlos zusehen sollten. Du jedenfalls tust das nicht, Martine.«
    »Eine andere Haltung würde ich mir auch nicht verzeihen.«

5
    Paris, 20. April 1939
    »Überleg es dir bitte noch einmal«, bat Arnaud seine Frau.
    »Das brauche ich nicht. Ich bin entschlossen, nach Berlin zu fahren. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich das meinen Vater tun lasse. Ich will wissen, wo Onkel Isaak und Tante Sara sind und wie es den beiden geht. In der deutschen Botschaft hat man mir auf meine Anfrage gesagt, dass wir nichts von ihnen hören, weil sie vermutlich in die Ferien gefahren sind. Zyniker sind das, eiskalte Zyniker.«
    Schweigend hörte David zu. In letzter Zeit kamen ihm seine Eltern außerordentlich überreizt vor. Immer häufiger stritten sie miteinander. Den Vater schien überdies seine Arbeit an der Universität nicht mehr recht zu befriedigen. Hinzu kamen die Anrufe, mit denen ihn Graf d’Amis oder Professor Marburg aufforderte, etwas für sie in die Wege zu leiten. Danach, fand David, wirkte der Vater jedes Mal niedergeschlagen und reizbar. Er hatte die Burg noch einige Male aufgesucht, ohne ihn
zum Mitkommen aufzufordern, und David hätte das auch gar nicht gewollt.
    Ihm war klar, dass sich sein Vater nur deshalb zur Zusammenarbeit mit

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