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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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andere Weise könntet ihr hierhergelangen? Ohne Führer würdet ihr am Grunde einer Schlucht enden. Jetzt geh und denk über den wahren Gott und über den Augenblick nach, an dem du die Hülle verlässt, die dich umgibt.«
    Bruder Julián wollte auf begehren, aber sie war bereits verschwunden, ohne dass er gemerkt hätte, wohin. Einen Augenblick lang fühlte er sich verloren, und es kam ihm so vor, als hätte er all das geträumt, doch die Worte des Hirten zeigten
ihm bald, dass alles Wirklichkeit war. »Beeilt Euch. Euer Gespräch hat länger gedauert als vorgesehen, und bis zum Lager ist es ein gutes Stück Wegs.«

3
    Als sie sich dem Lager näherten, ließ sich die Morgendämmerung bereits durch die tief hängenden Wolken ahnen. Die Dunkelheit seines Zelts wurde von den glimmenden Glutresten im Kohlebecken kaum erhellt. Ermüdet legte er sich zum Schlafen nieder.
    »Wo warst du?«
    Fernandos volltönende Stimme ließ ihn auffahren.
    »Gott im Himmel, du hast mich erschreckt!«
    »Genauso ist es mir ergangen, als ich herkam und dich nicht fand. Ich habe dich im ganzen Lager gesucht, doch niemand konnte mir etwas sagen.«
    »Du bist verrückt! Was hast du nur getan?«, klagte der Mönch.
    »Beruhige dich und sag mir, wo du warst.«
    »Du würdest es nicht glauben.«
    »Mein lieber Bruder, das Leben hat mich gelehrt, dass das Unglaubliche Bestandteil der Wirklichkeit ist.«
    »Du warst kaum fort, als ich eine Mitteilung bekam.«
    Fernando sah ihn neugierig an. Mitleid erfasste ihn beim Anblick der Qual auf den Zügen des Bruders.
    »Und die hat dich veranlasst, dein Zelt mitten in der Nacht zu verlassen, krank wie du bist?«
    »Sie kam von deiner Mutter«, gestand Julián flüsternd.
    »Nun … Es war wohl damit zu rechnen, dass sie sich früher oder später mit dir in Verbindung setzte. Ist das die erste Mitteilung, die du von ihr bekommen hast?«
    »Der Herr steh uns bei! Du scheinst nicht zu begreifen, was ich gesagt habe. Deine Mutter ist in alle Geheimnisse eingeweiht, eine Vollendete , und auf Montségur womöglich die einflussreichste aller Frauen.«
    »Übertreib nicht. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass nur wenige es wagen, ihr den Gehorsam zu versagen. Jetzt sag mir aber, was in der Mitteilung stand.«
    »Ich sollte das Lager verlassen, um mit ihr zusammenzutreffen.«
    Mit breitem Lachen quittierte Fernando die Unerschrockenheit seiner Mutter. Dann setzte er sich neben Julián, um sich dessen Bericht anzuhören.
    »Sag mir alles, und vor allem die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit …? Ich weiß nicht mehr, was Wahrheit ist. Deine Mutter hat erfahren, dass du hier bist, und mich aufgefordert, dich zu ihr zu bringen.«
    »Eins nach dem anderen. Hast du sie heute zum ersten Mal gesehen? Und wieso weiß sie von meinem Hiersein, wenn ich erst vor wenigen Stunden angekommen bin?«
    »Péire Rotger de Mirepoix gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten in der Gegend und sorgt dafür, dass die Menschen auf Montségur genug zu essen bekommen. Er ist mit Raimond de Perelha verwandt.«
    »All das ist mir bekannt, und ich weiß, dass die Männer auf der Gegenseite tapfere und entschlossene Kämpfer sind.«
    »Wie kannst du es wagen, so von deinen Feinden zu sprechen ?«
    »Warum sollen wir nicht die Tugenden jener anerkennen, gegen die wir kämpfen? Sie treten für ihre Sache ein, und wir für die unsere.«
    »Und auf wessen Seite steht Gott?«
    Fernando versank in nachdenk liches Schweigen. Dann richtete er seinen Blick auf Juliáns schweißbedecktes Gesicht, erhob sich und schritt unruhig im Zelt auf und ab.
    »Schluss mit dem ausweichenden Herumgerede. Antworte auf meine Frage.«
    Ergeben senkte der Mönch den Kopf. Fernando kannte ihn gut. Trotz der Aufforderung der Mutter, dem Bruder nicht alles zu sagen, fiel es ihm schwer, ihn zu täuschen. Dennoch versuchte er, ihre Anweisungen so gut wie möglich zu befolgen.
    »Deine Mutter hat mir einen Mann geschickt, der mich zu ihr geführt hat. Ich bin am Ende meiner Kraft, denn bis zu unserem Treffpunkt können es ohne weiteres zwei oder drei Wegstunden gewesen sein. Mit einem Mal ist sie zwischen den Felsen hervorgekommen und hat mir im Verlauf unseres Gesprächs aufgetragen, dich nach Ablauf von drei Tagen zu ihr zu bringen. Das ist alles.«
    »Wirklich? Wie ich meine Mutter kenne, scheint mir das sehr wenig zu sein«, gab Fernando mit Argwohn in der Stimme zurück.
    »Nun ja, sie hat auch gesagt, dass sie unserem Vater einen Brief zukommen lassen

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