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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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geht, aber ich brauche jetzt erst einmal ein Bad“, sagte sie.
    „Darf ich dich begleiten?“, fragte Marcus.
    „Ich bitte darum“, erwiderte sie und lächelte ihn an.
    Im Badezimmer füllte sie die Wanne. Nachdem sie etwas von dem duftenden Badezusatz hineingegeben hatte, zog sie sich aus und ließ sich in das Wasser gleiten. Marcus kam herbei und gesellte sich zu ihr. Zärtlich seiften sie einander ein, reinigten ihre Körper von den Spuren des vergangenen Tages. Kristina inspizierte die geheilten Wunden auf seinem Rücken, strich über die feinen Linien und verfolgte ihren Lauf um seine Hüfte herum bis zum Beginn des Rippenbogens.
    „Ich danke dir“, sagte er plötzlich ernst. „Als du mir dein Blut gegeben hast, hast du dich einer großen Gefahr ausgesetzt. Ich war so ausgehungert und gierig und habe mehr getrunken, als ich sollte.“
    Kristina umschlang ihn mit ihren Armen. „Du hast mein Leben jetzt schon mehrmals gerettet, das war das Mindeste, was ich für dich tun konnte und ich würde es jederzeit wieder tun.“
    Er wandte sich um, umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen. „Das wirst du nicht!“
    Kristina hob überrascht die Augenbrauen. „Warum nicht?“
    „Ich könnte dich töten, Kristina, und ich würde es, sobald die Bestie in mir die Kontrolle übernimmt. Es grenzt an ein Wunder, dass du noch lebst.“
    Die Eindringlichkeit, mit der er die Worte sprach, verdeutlichte ihr, wie ernst es ihm war. Sie nickte stumm.
    „Versprich mir, mich nie wieder von dir trinken zu lassen“, forderte er.
    „Selbst wenn du dem Tode nahe bist?“
    „Gerade dann nicht! Versprich es mir!“
    „Okay. Ich verspreche es.“

24
     
    London. Wäre Leila nicht so schwach, hätte sie die Stadt sicher faszinierend und aufregend gefunden. Doch der Flug und alle damit verbundenen Strapazen waren extrem anstrengend gewesen.
    Während sie unter Tians Aufsicht vor der Ankunftshalle wartete, organisierte Uljana einen Mietwagen. Tian behielt sie ununterbrochen im Auge. Anscheinend lebte er in ständiger Angst, dass sie in aller Öffentlichkeit einen weiteren Anfall bekommen könnte.
    Wenig später fuhr Uljana mit dem Wagen vor, einem silberfarbenen SUV. Leila kroch erschöpft auf den Rücksitz. Tian gab die Zieladresse in das Navigationsgerät ein.
    „Okay, wir müssen nach Richmond“, sagte er. „Ich hoffe, du hältst noch eine halbe Stunde durch, Leila.“
    Uljana schlängelte sich durch den Stadtverkehr, als wäre sie in London geboren. Der Linksverkehr schien ihr nicht das Geringste auszumachen, im Gegenteil, sie überholte, wo sie nur konnte und auch dort, wo sie nicht konnte, wechselte fortlaufend die Spur und brauste mir halsbrecherischer Geschwindigkeit über die Straßen. Leila bekam von der wilden Fahrt nur wenig mit. Wie erschlagen saß sie auf dem Rücksitz, den Kopf an die Scheibe gelehnt, und sehnte sich nach Schlaf.
    Kaum eine halbe Stunde später hielten sie vor einem mehrstöckigen, weißen Haus, dessen von Säulen umrahmter Eingangsbereich über eine kleine Zufahrt zu erreichen war. Große Fenster zierten die von Efeu und wildem Wein umwucherte Vorderfront des Hauses. Akkurat gestutzte Büsche säumten den Weg. Mit quietschenden Reifen hielt Uljana vor dem Haus. Stöhnend richtete Leila sich auf. Sie war so bleich wie frisch gefallener Schnee und hatte rasende Kopfschmerzen. Tian öffnete die Tür und half ihr aus dem Wagen.
    „Ich glaube, es ist bald wieder so weit“, flüsterte sie.
    „Es ist okay, wir sind ja jetzt da. Bald hast du es hinter dir, dann wirst du stark und wunderschön sein“, versuchte Tian sie zu beruhigen.
    Leila lächelte schwach. „Bin ich jetzt etwa nicht wunderschön?“
    Tian grinste. „Natürlich bist du auch jetzt schon schön, allerdings siehst du momentan etwas mitgenommen aus.“
    Uljana verdrehte genervt die Augen und drückte energisch auf den Klingelknopf neben der Haustür. „Könnt ihr mit dem Gesülze aufhören? Das ist ja nicht auszuhalten.“
    Eine Frau öffnete. Sie war in einen weiten, purpurnen Kaftan gehüllt und trug einen akkuraten Pagenkopf. Mehrere klobige Ringe zierten ihre Finger. Sie sah aus wie Mitte fünfzig. Wobei fünfhundert wohl realistischer ist , dachte Leila. Die Frau lächelte freundlich.
    Hinter ihr trat ein distinguiert aussehender, älterer Herr hervor. Er trug einen sorgfältig gestutzten Bart und Halbglatze. Sein Gesicht war mit einem Netz feiner Fältchen überzogen. Ein maßgeschneiderter, hellgrauer Anzug vervollständigte

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