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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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schweiften durch den Raum. Zuerst einmal brauchte sie etwas Spitzes, eine Schere, einen Brieföffner oder irgendetwas in der Art. Sie ging in das Badezimmer, durchwühlte die Schubladen und fand eine Nagelschere. Sie war nicht besonders spitz, doch es würde reichen. Vielleicht holte ihn der Geruch des heraustropfenden Blutes aus seiner Bewusstlosigkeit. Sie setzte sich auf die Bettkante, hielt die Schere an die Fingerkuppe und stach zu. Es schmerzte heftig, erzielte jedoch nicht den gewünschten Erfolg, zu stumpf war die Spitze. Sie versuchte es erneut. Diesmal stach sie fester zu. Mit einem zischenden Laut sog sie den Atem ein, als sich die Spitze durch ihre Haut bohrte. Blut quoll hervor. Sie legte die Schere ab und drückte an der Wunde herum. Ein feiner Blutfaden lief über den Finger bis in ihre Handfläche hinein. Plötzlich kam sie sich lächerlich vor. Da saß sie neben einem bewusstlosen Vampir und stach sich in den Finger wie eine Zehnjährige.
    Schnell steckte sie den Finger in den Mund und lutschte das Blut ab. Als sie ihn wieder herausnahm, quoll sofort ein neuer Tropfen hervor. Sie warf einen flüchtigen Blick auf Marcus und erschrak. Regungslos lag er da, doch er hatte die Augen geöffnet und beobachtete sie stumm.
    „Du bist wach?“, fragte Kristina.
    „Was tust du da?“, krächzte er.
    Kristina lächelte entschuldigend. „Ich habe mich geschnitten.“
    „Warum?“
    „Ich wollte, dass du aufwachst.“
    Marcus schluckte schwer und wandte seinen Blick ab. „Verdammt Kristina, willst du, dass ich über dich herfalle?“
    „Nein“, sagte sie und versuchte entschlossen zu klingen. „Aber ich will, dass du von meinem Blut trinkst, damit du wieder zu Kräften kommst.“
    Er antwortete nicht, doch in seinen Augen loderte die Gier. Seine Fangzähne blitzten zwischen den leicht geöffneten Lippen hervor. Wie gebannt starrte Kristina auf die scharfen Spitzen. „Kannst du das?“, fragte sie.
    „Was? Dein Blut trinken?“
    „Ich meine, kannst du dich soweit beherrschen, dass du mich nicht tötest, sondern nur soviel trinkst, dass es nicht gefährlich für mich wird?“
    Marcus zögerte. Sein Verlangen nach Blut war so unbezähmbar wie ein Waldbrand. Außerdem war er geschwächt und hungrig wie nie zuvor. Es würde schwer sein, aufzuhören.
    „Hast du eine Flasche Wasser?“, fragte er.
    Kristina runzelte die Stirn. „Wieso?“
    „Du musst viel trinken, damit dein Körper den Blutverlust ausgleichen kann.“
    „Okay, ich besorge Wasser“, sagte sie und stand auf. Sie eilte nach unten in die Eingangshalle und rief nach Estelle, doch niemand antwortete. Sie erschrak, als der alte Butler plötzlich hinter ihr auftauchte.
    „Bonjour Madame, comment je peux vous aider?“
    „Oh, ich habe sie gar nicht gehört“, vor Schreck schlug Kristinas Herz heftig in ihrer Brust. „Äh … avez-vous … eau?“, fragte sie und machte eine Bewegung als würde sie etwas trinken.
    „Qui, un moment s’il vous plait.“ Der Butler deutete eine Verbeugung an und trottete zu einer Tür neben der Treppe, die Kristina bisher noch gar nicht aufgefallen war, so perfekt war sie in die holzverkleideten Wände eingepasst.
    Während sie ungeduldig auf die Rückkehr des Butlers wartete, versuchte sie, ihren aufgeregten Herzschlag zu beruhigen. Marcus würde es tun, er würde ihr Blut trinken und diesmal mehr als nur ein paar Tropfen. Ein wenig hatte sie Angst davor, dass er die Beherrschung verlieren und sie ganz aussaugen würde, doch sie beruhigte sich mit dem Gedanken an seine Liebe. Niemals würde er ihr etwas zuleide tun, oder?
    Der Butler kehrte zurück und reichte ihr eine Flasche Evian. Sie bedankte sich und eilte die Treppen hinauf. Marcus lag noch immer reglos da und blickte ihr erwartungsvoll entgegen.
    „Du meinst es also ernst?“, fragte er.
    „Oh ja, das tue ich“, entgegnete sie, öffnete die Flasche und begann, mit großen Schlucken zu trinken. Dann stellte sie die Flasche auf den Nachttisch und sah Marcus entschlossen an. „Okay, leg los.“
    Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht. Stöhnend setzte er sich auf und lehnte sich an das Kopfende des Bettes. „Gib mir deinen Arm.“
    Ängstlich hielt Kristina ihm ihren Arm hin. Seine Finger legten sich um ihr Handgelenk. Deutlicher als je zuvor spürte sie, wie kalt seine Haut war, und widerstand dem Impuls, ihren Arm wegzuziehen. Wenn sie auch nur den kleinsten Zweifel erkennen ließ, würde er es nicht tun.
    Marcus sah zu ihr auf. „Ich liebe

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