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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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ist die ideale Tarnung. Wer würde uns schon in dieser  Absteige vermuten?“, erwiderte Marcus.
    Das Zimmer war karg, die Tagesdecke auf dem Bett zerschlissen, der Teppich abgenutzt, doch war es zumindest sauber. Ein vergilbtes Bild an der Wand zeigte ein Rehkitz mit seiner Mutter. Es erinnerte Kristina an die Nacht im Wildpark, als sie Marcus beim Jagen beobachtet hatte. Erschöpft ließ sie sich auf das Bett fallen, zog ihr Handy hervor und versuchte, Leila zu erreichen, doch nur die Mailbox antwortete. Wie immer. Frustriert warf sie sich auf den Bauch und barg den Kopf in den Armen. Der Geruch nach Mottenkugeln und Staub schlug ihr entgegen. Sie seufzte laut.
    Marcus setzte sich neben sie und streichelte ihren Rücken. „So schlimm?“
    Sie stützte den Kopf auf die Hände. „Nein, es ist schon okay. Hauptsache, wir sind in Sicherheit und in Leilas Nähe.“
    „In wenigen Tagen wirst du eine Unsterbliche sein, dann kann uns nichts mehr trennen. Wenn das der Ältestenrat nicht akzeptiert, dann werden wir in die Verbannung gehen und irgendwo anders neu beginnen“, sagte er.
    „Hmhm“, murmelte Kristina.
    „Sobald die Sonne untergeht, mache ich mich auf den Weg nach Richmond. Du bleibst hier und wartest auf mich, während ich versuche, zu Leila zu gelangen.“
    Eigentlich hatten sie ihr Vorhaben schon zu Genüge besprochen, doch anscheinend fühlte Marcus sich dazu genötigt, ihren Plan zu wiederholen. Kristina wusste, dass er befürchtete, dass Leila unter strenger Bewachung stehen und er keine Gelegenheit haben würde, unbemerkt an sie heranzutreten. In diesem Fall müsste er das Haus bespitzeln und auf eine günstige Gelegenheit warten. Es war ungewiss, wie lange das dauern würde.
    Um ihn zu beruhigen, beteuerte sie, dass sie in Sicherheit sei. „Wie du sagtest, wer würde vermuten, dass wir in einer Pension abgestiegen sind?“
    „Wenn du irgendetwas Verdächtiges bemerkst, dann ruf mich an, okay? Zögere nicht, denn das könnte tödlich sein!“, instruierte er sie.
    Kristina nickte und versuchte dabei, entspannt und zuversichtlich zu wirken. Er sollte sich ganz auf seine Aufgabe konzentrieren und nichts Unbedachtes tun, nur weil er das Gefühl hatte, zu ihr zurückkehren zu müssen. Im Inneren jedoch war sie genauso angespannt wie er. So vieles hing von diesem Vorhaben ab, so vieles konnte schiefgehen. Sie wagte sich gar nicht vorzustellen, was wäre, wenn die Unsterblichen ihn schnappen, oder schlimmer noch, töten würden.
    Als die Sonne hinter dem Horizont versank, machte Marcus sich auf den Weg. Er hielt seinen Abschiedskuss absichtlich knapp, doch selbst in diesem kurzen Augenblick, als ihre Lippen sich berührten, weiteten sich seine Pupillen vor Gier und seine Fangzähne drohten, hervorzubrechen. Mit einem gequälten Ausdruck riss er sich von ihr los. „Verdammt, ich bin froh, wenn du endlich eine Unsterbliche bist.“
    Die knappe Verabschiedung schmerzte Kristina, doch sie tat so, als wäre alles in bester Ordnung und ließ ihn gehen. Als er fort war, schlenderte sie zum Bett, setzte sich und nahm die Fernbedienung zur Hand. Nachdem sie sich durch sämtliche Programme geschaltet hatte, machte sie den Fernseher aus und starrte in die anbrechende Nacht. Beobachtete die länger werdenden Schatten, und wie sich die Konturen des Mobiliars in Schwärze verloren. Als die Dunkelheit zu erdrückend wurde, knipste sie das Licht an. Ihr Blick fiel auf die Touristenbroschüre auf dem Nachttisch. Sights of London stand darauf. Darunter ein Bild von der London Bridge …
     
    Das Navigationsgerät geleitete Marcus zielsicher nach Richmond. Da er befürchtete, dass die Ältesten Beobachtungsposten aufgestellt haben könnten, parkte er hundertfünfzig Meter entfernt in einer Seitenstraße. So unauffällig wie möglich reihte er sich in eine Touristengruppe ein, die an der Themse entlang spazierte. Wenige Meter vor Blanche Ridwells Haus verließ er die Gruppe und huschte in den Schatten des benachbarten Gebäudes. Er duckte sich hinter einen großen Busch, von dem aus er das Haus relativ gut im Blick hatte, betrachtete die von Efeu und wildem Wein umwucherten Fenster. Im Erdgeschoss und im ersten Stock brannte Licht. Blitzschnell huschte er hinter eine Hecke, duckte sich und lauschte auf die Stimmen im Haus. Im Erdgeschoss unterhielten sich mehrere Unsterbliche. Marcus konnte mindestens fünf verschiedene Stimmen unterscheiden, seine Tochter war nicht dabei. Er konzentrierte sich auf die oberen Etagen, doch

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