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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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doch dann ermahnte er sich zur Ruhe. Zuerst musste er die Lage sondieren, schauen, wo die Sucher sich positioniert hatten. Er konzentrierte seinen Blick auf die nächtliche Landschaft, überprüfte die umliegenden Gebäude und die geparkten Fahrzeuge. Schließlich betrachtete er die kleine Pension. Das Fenster ihres Zimmers lag nach vorne zur Straße. Der Vorhang war zugezogen, dämmriges Licht schien hindurch. Äußerlich konnte er nichts Auffälliges entdecken. Dafür konnte es mehrere Gründe geben: Entweder, die Sucher waren schon im Hotelzimmer und erfüllten ihren tödlichen Auftrag oder sie hatten sich sehr gut versteckt, oder, wenn sie großes Glück hatten, waren sie noch nicht da. Er zweifelte jedoch keine Sekunde daran, dass die Sucher sie gefunden hatten. Mit einem aufmerksamen Blick in die Runde verließ er den Wagen und huschte über die Straße. Eilig durchquerte er den Eingangsbereich, passierte die Rezeption und sprang die Stufen hinauf in den zweiten Stock. Vor dem Flur hielt er inne und spähte vorsichtig um die Ecke. Der Gang war leer. Er richtete seine Sinne auf ihr Zimmer, schnupperte, konnte aber weder einen fremden Geruch noch ein auffälliges Geräusch wahrnehmen, nur Kristinas Herzschlag und ihre tiefen Atemzüge.
    Er huschte zur Tür und klopfte. „Kristina? Ich bin es, Marcus.“
    Kristina stieß einen freudigen Laut aus, sprang vom Bett, riss die Tür auf und fiel ihm in die Arme. „Gott sei Dank! Ich dachte, ich würde dich niemals wiedersehen. Ich hatte solche Angst.“
    Marcus schob sie rückwärts und stieß die Tür zu. „Mir ging es ebenso. Nachdem ich deine Nachricht gehört habe, war ich kurz davor, in kopflose Panik zu verfallen. Was ist geschehen?“
    Kristina erzählte ihm von dem seltsamen Anruf. In Verbindung mit der Information, dass sie auf der Liste der Sucher standen, war dies eine überaus alarmierende Nachricht.
    „Wir müssen sofort hier weg“, stellte Marcus fest. „Zieh deine Jacke an, ich nehme den Koffer. Beeil dich!“
    Kristina streifte ihre Schuhe über, schnappte den Kulturbeutel aus dem Badezimmer sowie ihre Jacke und folgte Marcus aus dem Zimmer, froh darüber, dass sie ihren Koffer erst gar nicht ausgepackt hatte. In Höhe des ersten Stockwerks hielt Marcus plötzlich inne und lauschte. Seine Nasenflügel blähten sich.
    „Was ist?“, wisperte Kristina.
    „Unsterbliche“, flüsterte er.
    Kristinas Herz setzte vor Schreck einen Schlag aus. „Wo?“
    „Draußen vor dem Eingang“, antwortete er. „Wir müssen durch den Hintereingang fliehen.“
    Er zog Kristina in den Korridor und rannte mit ihr an das andere Ende. So leise wie möglich stieß er eine Tür mit der Aufschrift employees only auf, hinter der sich eine schmale Treppe sowie ein Speisenaufzug befanden. Vorsichtig schlichen sie die Treppe hinab. Vor jeder Biegung lauschte Marcus mit konzentrierter Miene in die dämmrige Dunkelheit.
    Unten angekommen folgten sie dem Korridor Richtung Küche und hielten vor der Schwingtür inne. Marcus reckte den Hals und spähte durch das Bullauge. „Okay Kristina, durch die Küche kommt man zum Hintereingang. Sobald wir draußen sind, müssen wir so schnell wie möglich zu meinem Wagen rennen. Leider können wir nicht vermeiden, dass sie uns entdecken, sobald wir auf der Straße sind, denn sie haben mit Sicherheit einen Wachposten zurückgelassen. Es ist enorm wichtig, dass du genau das tust, was ich dir sage, versteht du?“
    Kristina nickte, vor Angst war ihre Kehle wie zugeschnürt.
    Langsam öffnete Marcus die Tür. Die Küche war leer. Riesige Töpfe, eine Steige Eisbergsalat, zahllose Konservendosen und ein Messerblock standen auf einem langen Tisch aus rostfreiem Edelstahl und es roch durchdringend nach kaltem Frittierfett und Desinfektionsmittel. Sie durchquerten den Raum. Die Hintertür war abgeschlossen. Marcus versuchte, die Fenster zu öffnen, doch sie waren ebenfalls abgeschlossen und konnten nur gekippt werden. Er fluchte leise. Wenn er die Tür eintrat, würden die Sucher sofort auf sie aufmerksam werden und es war fraglich, ob sie es dann rechtzeitig zum Wagen schaffen würden. Er lauschte. Ein Fahrzeug näherte sich. Vielleicht war das ihre Chance. Sicher wollten die Sucher keine Zeugen haben. Er fischte den Wagenschlüssel aus der Jeans, lauschte und wartete, bis der Wagen fast auf Höhe der Pension war.
    „Mach dich bereit, es geht los“, flüsterte er.
    Er schnappte den Koffer, griff nach Kristinas Hand, trat die Tür ein und

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