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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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begleiten. Eigentlich hätte er schon längst wieder auf dem Weg nach New York sein können, doch er wollte sichergehen, dass du einen guten Lehrer bekommst“, sagte sie.
    Leila warf Tian einen amüsierten Blick zu und versuchte erst gar nicht, den Spott in ihrer Stimme zu verbergen.. „Wie selbstlos von ihm.“
    Blanche, die einen smaragdgrünen, mit Lurexfäden durchwirkten Kaftan trug, öffnete die Haustür und winkte sie nach draußen. Ein silberfarbener Chrysler wartete vor dem Haus. Der Chauffeur stieg aus und öffnete die Tür zum Rücksitz. Leila stellte überrascht fest, dass es sich um einen Sterblichen handelte.
    Sie verließen Richmond und fuhren auf die Autobahn Richtung London. Gebannt betrachtete Leila die nächtliche Stadt, bewunderte die vielen Lichter, die sich auf der Themse spiegelten. Häuser und Bauwerke wurden abgelöst von hohen, glänzenden Bürogebäuden und schließlich von Fabrikschornsteinen, riesigen Lagerhallen und flachen, grauen Gebäuden. Knapp zwanzig Minuten später hielten sie vor einem etwas abseits gelegenen, riesigen Gebäude mit schmalen, rechteckigen Fenstern. Über dem ganz in schwarz gehaltenen Eingang prangte ein roter Neonschriftzug:
    NIGHTMARE.
    „Das Treffen findet in einem Nachtklub statt?“, fragte sie erstaunt.
    „Ja. Der Club gehört Nahum Akech. Sein Privatloft und der Ratsraum befinden sich in der oberen Etage“, erklärte Blanche und deutete auf die Reihe verdunkelter Fenster im zweiten Stock.
    „Wow, ich war noch nie in einem Nachtklub. Meine Mutter hat es mir bisher nicht erlaubt, da ich noch nicht volljährig bin“, erwiderte Leila.
    Ein breitschultriger Türsteher mit Glatze und Nadelstreifenanzug wartete vor der Tür und öffnete sie, sobald er ihrer ansichtig wurde. Wie bei dem Chauffeur handelte es sich auch bei ihm um einen Sterblichen. Leila fragte sich, ob die Menschen, die für Nahum arbeiteten, wohl etwas über seine wahre Natur wussten. Neugierig musterte sie den Mann, versuchte herauszufinden, ob er wusste, wen er vor sich hatte, doch sein Blick blieb ausdruckslos und unbeteiligt. Er bemerkte Leilas Starren und sah sie einen Augenblick lang direkt an, und da geschah es. Leilas Pupillen weiteten sich und ihr Blick glitt wie durch einen Tunnel in ihn hinein. Ein Bild blitzte vor ihrem geistigen Auge auf. Er stand vor einem großen, schwarzen Unsterblichen, streckte ihm den Arm entgegen und sah dabei zu, wie dieser die Speichenarterie an seinem Handgelenk einritzte und eine flache Schale unter die blutende Wunde hielt.
    Ein zufriedenes Lächeln huschte über Leilas Gesicht. Er wusste also, für wen er arbeitete. Und sie hatte soeben zum ersten Mal eine ihrer besonderen Fähigkeiten erprobt.
    Der Türsteher schüttelte den Kopf und blinzelte verwirrt. Dann führte er sie in das Innere des Gebäudes. Im Eingangsbereich befand sich eine schwarz getäfelte Theke mit zwei Bildschirmen, Tastatur und daran angeschlossenen Scanpistolen. Linkerhand gab eine offene Tür den Blick in eine weitläufige Garderobe frei. Sie traten durch einen schweren, dunkelroten Samtvorhang und bogen in einen schmalen Gang. Neugierig blickte Leila sich um. Die Tanzfläche befand sich auf einer Plattform in der Mitte des Raumes. Vier Gänge teilten die riesige Halle in ebenso viele Sitzbereiche. Die würfelförmigen Tische leuchteten von innen heraus in einem sanften, roten Licht und wurden umrahmt von schwarzen Sesseln und Hockern. Abstrakte Fratzen und Tribals verzierten die von grünen Neonlampen beschienenen Wände, was dem Raum etwas Gespenstisches verlieh. Am hinteren Ende der Halle befanden sich die Bar und das mannshohe Podest für den DJ.
    Der unverputzte Gang, dem sie folgten, machte einen Knick nach rechts und endete vor einer steilen Treppe, die von zwei Absperrpfosten begrenzt wurde. Ein kleines Schild wies darauf hin, dass sich im oberen Bereich die VIP-Lounge befand. Der Türsteher öffnete das Zugband und führte sie die Treppe hinauf in einen langen, schmalen Gang. Von dort aus betraten sie einen Raum, der mit roten Polsterecken bestückt war. Davor standen kleine Tische aus dunklem Edelstahl und schwarze Sessel. Der Boden war mit dunkelgrauem Holz getäfelt, in dem, zu Leilas Erstaunen, runde Glasböden eingelassen waren, durch die die Gäste auf die darunter liegende Tanzfläche blicken konnten.
    „Es gibt nichts Schöneres, als die jungen, schwitzenden Leiber der Sterblichen zu beobachten, während man an einem Kelch Blut nippt“, sagte Blanche mit

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