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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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ihr wenigstens hätte berichten können, was er in dieser Nacht getan hatte, streifte ihr Bewusstsein. Sie vertraute ihm und wollte ihn nicht ausfragen, trotzdem wünschte sie sich, dass er ein wenig mitteilsamer wäre. Missmutig warf sie sich auf den Rücken. Wo hatte er sich nur herumgetrieben?
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihn mit Arbeitskollegen in einem Stripklub sitzen und Geldscheine in die Slips der Tänzerinnen stecken. Unwillkürlich musste sie grinsen. Das passte so gar nicht zu ihm. Sie gähnte herzhaft, rollte sich in ihre Bettdecke ein und war wenige Minuten später wieder eingeschlafen.

6
     
    Marcus hatte eine erfolglose Jagd hinter sich, obwohl die Nacht durchaus vielversprechend begonnen hatte. Zwar war er keinen Kriminellen begegnet, dafür hatten sich einige Frauen überaus interessiert gezeigt. Seltsamerweise hatte er sich nicht dazu durchringen können, eine von ihnen zu töten. Sobald er nur daran dachte, seine Zähne in ihren Hals zu schlagen, erschien Kristinas Gesicht vor seinem geistigen Auge. Letztendlich hatte er es aufgegeben und sich eine streunende Katze geschnappt, um wenigstens den größten Hunger zu stillen. In der folgenden Nacht wollte er es mit einem Mann versuchen, was weitaus schwieriger war. Nur wenige nicht homosexuelle Männer ließen sich auf ein Gespräch mit einem fremden Mann ein. Wenn er Pech hatte, war er gezwungen seine Beute allein durch Beobachten, Belauschen und Verfolgen auszuwählen.
    Den folgenden Tag verbrachte er im Hotelzimmer, wo er durch die Fernsehkanäle zappte und alle zwei Stunden Kristina anrief. Sie klagte über Müdigkeit und Unterleibsschmerzen, was ihm Sorgen bereitete. Hatte er sie zu sehr ausgelaugt? Er wusste wohl, dass es Konsequenzen haben konnte, wenn er heimlich von ihr trank und sie durch seine Küsse immer wieder mit seinem Gift in Berührung kam. Zudem war er nachtaktiv, was für sie permanenten Schlafmangel bedeutete, und obwohl er sich beim Sex zurückhielt, konnte es durchaus sein, dass er sie verausgabte. Er nahm sich vor, nach seiner Rückkehr noch vorsichtiger zu sein, und mehr Rücksicht auf ihre menschlichen Bedürfnisse zu nehmen.
    Am Abend studierte er den Chemnitzer Stadtplan und bereitete sich auf die nächtliche Jagd vor. Er beschloss, sich auf die zwielichtigen Spelunken der Umgebung zu konzentrieren, in denen sich seiner Erfahrung nach immer irgendwelche Drogendealer, Zuhälter oder Kleinkriminelle aufhielten.
    An der Ecke einer Seitenstraße entdeckte er eine heruntergekommene Kneipe. Der Eingangsbereich roch nach abgestandenem Bier, Urin und kalter Asche. Die Stufen zur Eingangstür waren ausgetreten und übersät mit Zigarettenstummeln, die gelblichen Butzenglasfenster verstaubt und schmutzig. Er öffnete die Tür und betrat den Schankraum, der seinen ersten Eindruck bestätigte. Speckige Tische aus dunklem Holz, wackelige Stühle, ein Flipper - und zwei Geldspielautomaten bildeten das gesamte Mobiliar. An den Fenstern standen halb verdorrte Pflanzen neben leeren, eingestaubten Blumenkübeln. Auch der Tresen hatte eindeutig schon bessere Zeiten gesehen. Marcus ließ seinen Blick umherschweifen. Für einen Samstagabend war die Kneipe nicht gut besucht. Drei Männer spielten an den Automaten. Zwei stark geschminkte Frauen mittleren Alters saßen mit einem Mann, den Marcus für ihren Zuhälter hielt, an einem der Tische, tranken billigen Schnaps und rauchten lange, dünne Zigaretten. Ein einzelner Mann hockte am Tresen. Der Wirt war nirgendwo zu sehen.
     „Der Thilo is’ auf’m Scheißhaus“, rief einer der Männer, der bei den Automaten stand. „Das kann dauern.“
    Die anderen stimmten ihm lachend zu.
    „Kein Problem, ich warte“, sagte Marcus und musterte den Mann, der am Tresen saß. Er hatte einen kahl rasierten Schädel, tätowierte Hände und trug eine grün wattierte Jacke zu ausgeblichenen Jeans und schwarzen, klobigen Stiefel. Offensichtlich hatte er dem Alkohol zugesprochen, denn er saß vornüber gebeugt und schwankte leicht. Marcus vermutete, dass es sich um einen Skinhead handelte.
    Betont lässig schlenderte er zur Bar und stellte sich direkt neben den jungen Mann, so nah, dass dieser auf jedem Fall auf ihn aufmerksam werden würde. Wie erhofft blickte der Skinhead auf und stierte ihn aus wässrig blauen Augen an.
    „Ey, schieb deinen Arsch hier weg“, nuschelte er.
    „Wie bitte?“, fragte Marcus.
    Der Skinhead musterte ihn eingehend. „Bist du taub? Du sollst dich verpissen. Für Abschaum

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