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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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quollen zwischen den Bäumen hervor. „Da brennt etwas.“
    „Das ist Frank. Die Unsterbliche hat versucht, ihre Spuren zu verwischen, indem sie ihn in Brand gesetzt hat. Zum Vergraben seiner Leiche blieb ihr keine Zeit“, erklärte Marcus.
    Kristina schlug sich die Hand vor den Mund und gab einen erstickten Laut von sich. „Oh Gott, das ist alles meine Schuld.“
    „Ich muss ihn vergraben, Kristina“, sagt er.
    Sie nickte, sank in die Knie und barg schluchzend ihren Kopf in den Händen.
    Marcus preschte in den Wald, grub ein ausreichend tiefes Loch und rollte den verkohlten Frank hinein. Anschließend bedeckte er den Leichnam mit Erde, Laub und losem Geäst. Fünf Minuten später stand er wieder neben Kristina. „Lass uns gehen.“
    „Bitte gib mir noch einen Moment“, wisperte sie.
    Er seufzte. „Wir müssen zurück. Die Gefahr ist noch nicht gebannt. Sie werden wiederkommen. Soll ich dich tragen, dann geht es schneller?“
    Kristina war zu schwach zum Widersprechen und so ließ sie es zu, dass er sie auf den Arm nahm und zum Wagen trug. Die ganze Zeit schluchzte sie leise vor sich hin. Nachdem er sie auf den Beifahrersitz verfrachtet hatte, startete er den Motor und brauste los.
    „Was ist mit Vincent? Muss er nicht auch vergraben werden?“, fragte sie unvermittelt.
    „Ich bin überrascht, dass du praktische Überlegungen anstellst“, antwortete er. Noch immer klang er ein wenig ungehalten. „Um den Körper eines Unsterblichen musst du dir keine Gedanken machen. Seine Überreste werden innerhalb weniger Stunden zerfallen und sich auflösen.“
    „Entschuldige“, sagte Kristina tonlos. „Ich habe uns alle in Gefahr gebracht.“
    Marcus enthielt sich einer Erwiderung. Kristina zog ihr Handy aus der Jackentasche. „Ich rufe schnell Leila an und gebe ihr bescheid, dass wir auf dem Rückweg sind. Sie macht sich sicher schon Sorgen.“
    Marcus bremste abrupt und sah sie an. „Ich muss dir etwas sagen.“
    Kristina hielt das Telefon ans Ohr und sah ihn fragend an. „Was denn?“
    Er räusperte sich. „Leila ist nicht mehr zu Hause. Sie wurde von zwei Unsterblichen abgeholt. Aber es geht ihr gut“, fügte er schnell hinzu.
    Kristinas ließ das Handy sinken, blankes Entsetzen im Gesicht. „Was? Woher weißt du das?“
    „Ich bin in deinem Haus gewesen, bevor ich in den Wald gefahren bin. Es gab keinen Kampf, sie ist freiwillig mitgegangen. Sie werden ihr nichts tun, Kristina. Glaube mir.“
    Er versuchte, ihre Hände zu nehmen, doch sie zog sie weg.
    „Nein. Das kann nicht sein. Du lügst!“
    „Du musst jetzt stark sein und mir glauben, wenn ich dir sage, dass Leila nichts geschehen wird“, beschwor er sie.
    „Ich will zu meiner Tochter“, wisperte Kristina. „Bitte. Sie kann nicht fort sein, das ist unmöglich.“
    „Ihr wird nichts geschehen“, wiederholte Marcus.
    Kristina schüttelte fassungslos den Kopf. Dicke Tränen quollen aus ihren Augen, kullerten die Wange hinab und tropften auf das Sweatshirt. „Es ist alles meine Schuld. Warum habe ich sie nur alleine gelassen?“
    Marcus legte seine Hände an ihre Wangen und zwang sie, ihn anzusehen. „Ich werde Leila finden, das verspreche ich dir. Ihr wird nichts geschehen! Sie ist eine der wenigen geborenen Unsterblichen und wird irgendwann eine hohe Stellung innehaben.“
    „Woher willst du das wissen?“, schluchzte sie.
    „Ich selbst stand lange Zeit in den Diensten eines Geborenen. Alle, die so sind wie er, sind reich und mächtig. Sie ist ein Geschenk für die Unsterblichen, glaube mir.“
    „Ist das die Wahrheit?“, fragte sie flehend. „Wehe du lügst mich an.“
    „Ich schwöre es, Kristina, bei meinem Leben. Leila ist etwas Besonderes. Sie werden ihr nichts tun. Glaubst du, ich würde so ruhig bleiben, wenn sie sich in ernsthafter Gefahr befände?“
    Kristinas Zwerchfell krampfte sich noch einige Male zusammen. Sie schluchzte trocken, fasste sich jedoch langsam wieder. Marcus sprach die Wahrheit, das spürte sie, und auch, dass es Leila gut ging. Zumindest im Augenblick.
    Zuhause begutachtete Marcus die Wunde an ihrem Arm, desinfizierte sie und wickelte einen Verband darum. Anschließend hetzte Kristina durch das Haus und schleuderte wahllos Hosen, Oberteile und Unterwäsche in einen hellgrünen Schalenkoffer. Nachdem sie auch ein paar von Leilas Kleidern eingepackt hatte, ging sie in das Badezimmer, wo sie den halbgefüllten Kulturbeutel ihrer Tochter nahm und den Inhalt mit Zahnbürste, Shampoo, Faltencreme und einem

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