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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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herauszufinden.

20
     
    Tian, Uljana und Leila näherten sich dem Frankfurter Flughafen.
    „Wo fahren wir hin? Werden wir fliegen?“, fragte Leila.
    Tian drehte sich zu ihr um. „Nein. Heute nicht. Wir werden hier übernachten. Erst wenn deine neuen Dokumente fertig sind, fliegen wir nach New York, wo du dem Ältestenrat vorgestellt wirst. Dieser wird dich deinem zukünftigen Lehrer zuteilen, der dir während der Verwandlung beistehen und dich anschließend unterrichten wird.“
    „Und wo ist meine Mutter? Wann werde ich sie sehen?“
    Tian warf Uljana einen kurzen Blick zu. Sie nickte, woraufhin Tian sich wieder Leila zuwandte. „Hab noch etwas Geduld, du wirst deine Mutter in New York sehen.“
    „Warum erst in New York? Warum nicht hier?“
    „Du musst lernen, deine jugendliche Ungeduld zu zügeln. Eure Wege werden sich kreuzen, aber nicht heute und nicht hier“, antwortete er.
    „Können wir nicht gemeinsam fliegen?“, bohrte Leila weiter.
    Uljana stöhnte genervt. „Sei still jetzt. Dein Geplapper verursacht mir Kopfschmerzen.“
    Leila verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg. Sie überlegte, ob und wie sie es schaffen könnte, zu fliehen. In einem Hotel befanden sich viele Menschen und die Unsterblichen wollten sicher kein Aufsehen erregen. Unauffällig tastete sie nach ihrem Handy in der Hosentasche. Sobald sie im Hotelzimmer waren, würde sie versuchen, ihre Mutter anzurufen, denn sie hatte das sichere Gefühl, dass Tian und Uljana gelogen hatten, was ihre Entführung betraf. Nervös rutschte sie auf dem Rücksitz herum, während Uljana den Mercedes in die Tiefgarage des Hotels steuerte.
    Da sie menschenleer war, bewegten sich die beiden in ihrer natürlichen Geschwindigkeit. Leila versuchte, sie nachzuahmen und stellte erstaunt fest, dass sie schon annähernd mithalten konnte.
    Tian beobachtete sie lächelnd. „Wunderbar, deine Verwandlung ist schon in vollem Gange. Ich würde sagen noch zwei oder drei Monate, dann wirst du eine Unsterbliche sein.“
    „Ich kann es kaum erwarten“, erwiderte Leila verächtlich.
    Mit dem Fahrstuhl fuhren sie in die oberste Etage, wo Uljana zielstrebig auf eine Doppeltür am Ende des Ganges zusteuerte. Leila kannte nur lange Hotelgänge mit unzähligen Türen. Dieser Gang war zwar lang, es gab jedoch nur drei Flügeltüren, jeweils eine auf der linken und rechten Seite sowie eine in der Mitte. Uljana fischte eine Karte aus der Jackentasche und zog sie durch den Kartenschlitz an der Tür. Leila betrat die Suite und blickte sich staunend um. Die Möbel aus poliertem, dunklem Holz sahen hochwertig und teuer aus. Flauschige Teppiche schmückten den Parkettfußboden. Am beeindruckendsten war jedoch das Panoramafenster, das einen fantastischen Blick auf den Wald und die in der Ferne liegenden Hochhäuser bot. Fasziniert inspizierte Leila die Räumlichkeiten. Das Badezimmer war mindestens viermal so groß wie das in ihrem Zuhause und verfügte sogar über ein kleines Dampfbad.
    „Unserer Halbwüchsigen scheint die Präsidentensuite zu gefallen“, sagte Uljana. Leila zuckte mit den Schultern und tat unbeeindruckt, was ihr jedoch nur bedingt gelang.
    Tian rief den Zimmerservice an, um etwas zu essen und zu trinken zu bestellen. „Für deine letzten menschlichen Bedürfnisse“, sagte er an Leila gewandt.
    Auf seine Frage, was sie zu essen wünschte, reagierte sie mit einem gleichmütigen „ist mir egal.“ Sie hatte sowieso keinen Appetit.
    Auf dem Bett im Schlafzimmer entdeckte sie einen Koffer. Sie öffnete ihn und fand darin Kleidung und Unterwäsche in ihrer Größe sowie Hygieneartikel. Die Jeanshosen stammten von namhaften Designern, genau wie die T-Shirts und Blusen. Leila war wider Willen beeindruckt. Präsidentensuite, Designerkleidung, Zimmerservice, Mercedes Limousine. Sie fragte sich, ob das Leben als Unsterbliche immer solche Annehmlichkeiten bot. War Marcus ebenfalls reich? Wenn ja, warum hatte er ihrer Mutter dann nicht etwas Geld zukommen lassen, nachdem er seinen Tod vorgetäuscht hatte?
    „Gefallen dir die Sachen?“, hörte sie Uljana hinter sich fragen.
    „Ja, sie sind genau mein Geschmack“, antwortete sie. „Aber wer hat das alles bezahlt?“
    Uljana schmunzelte. „Wenn man unsterblich ist, Leila, dann hat man unendlich viel Zeit und unendlich viele Möglichkeiten Reichtum zu erlangen. Die Menschen lassen sich außerdem nur allzu leicht um ihr Hab und Gut bringen. Die Ratsmitglieder sind sehr vermögend, für sie ist es eine

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