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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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Selbstverständlichkeit, eine geborene Unsterbliche gebührend zu empfangen. Schließlich sollst du dich in deinem neuen Leben wohlfühlen.“
    Während sie das sagte, trat sie auf Leila zu, so nah, dass sie sich beinahe berührten. „Lass das menschliche Dasein hinter dir“, flüsterte sie an ihrem Ohr. „Die Regeln der niederen Existenzen haben keine Bedeutung für uns, sie sind nur Staub unter unseren Füßen.“
    Leila erschauerte. Sie klang so verlockend, diese Welt jenseits ihrer Vorstellungskraft. Doch in ihrer Welt gab es eine Mutter und Freunde und Nico. Sie waren Menschen. Menschen, die ihr etwas bedeuteten, die sie liebte. Es war völlig unmöglich sie als Staub unter ihren Füßen zu betrachten.
    „Uljana, du bist zu lange schon eine Unsterbliche“, hörte sie Tian sagen. „Sie hängt noch an den Menschen, sie ist ja selbst noch ein halber Mensch. Gib ihr etwas Zeit, dann wird sie ihre wahre Natur erkennen und den Sterblichen entsagen. So ging es uns allen am Anfang.“
    Uljana schnaubte. „Pah, mir nicht. Ich war froh, der Geisel des Menschseins entflohen zu sein. Ich kann Unsterbliche wie deinen Vater nicht verstehen, die sich entgegen unserer Gesetze mit einer Sterblichen einlassen.“
    „Die Liebe befolgt keine Gesetze“, brauste Leila auf. „Mein Vater und meine Mutter liebten einander, sie tun es noch, und dabei ist es völlig egal, wer oder was sie sind.“
    Uljana winkte ab. „Liebe, was bedeutet schon die Liebe. Sie ist nur Selbstbetrug, eine vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit, aber keinesfalls etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um einen Menschen handelt.“
    Leila ballte die Hände zu Fäusten. Wieso sprach Uljana so abwertend über die Menschen? Hatten sie ihr je etwas zuleide getan? Zornig drehte sie sich um, stürmte in das Badezimmer und warf die Tür zu. Vielleicht mussten die Unsterblichen so über die Menschen denken, sonst wären sie wohl kaum in der Lage, sich von ihnen zu nähren. Leila war sich allerdings sicher, dass sie die Menschen nie würde als Beute betrachten können, auch wenn das bedeutete, dass sie sich zukünftig nur von Tierblut würde ernähren können.
    Sie schloss die Badezimmertür ab, fischte das Handy aus der Hosentasche und suchte hektisch nach der Nummer ihrer Mutter. Es klingelte, doch sie nahm nicht ab. Ungeduldig wartete Leila, bis die Mailbox antwortete.
    „Mama, hier ist Leila“, wisperte sie. „Bitte ruf mich an. Es geht mir gut, ich bin im Steigenberger Hotel am Flughafen. Ich hab dich lieb.“
    Sie legte auf und wählte Marcus’ Nummer. Er hob nach dem dritten Klingeln ab. „Hallo?“
    „Marcus, hier ist Leila. Wo ist meine Mutter?“
    Marcus atmete hörbar auf. „Leila, ich bin so froh, von dir zu hören. Wo bist du? Geht es dir gut?“
    „Ja, ja, mir geht es gut. Ist Mama bei dir?“
    „Sie sitzt neben mir, willst du sie sprechen?“
    „Ja, gleich. Wieso haben meine Entführer behauptet, dass die Unsterblichen sie in ihrer Gewalt hätten?“
    Marcus schnaubte. „Das sieht ihnen ähnlich. Sie haben gelogen, um dich gefügig zu machen. Wo bist du?“
    „Ich bin im Steigenberger Hotel am Flughafen. Ich soll demnächst nach New York fliegen. Ich will aber nicht nach New York. Was soll ich tun?“
    „Bleib ganz ruhig. Dir wird nichts geschehen. Ich dachte mir, dass sie dich nach New York bringen. Adalar Thanel, der Oberste des internationalen Rats, hat großes Interesse an dir. Ich werde dorthin kommen und dir beistehen, Leila. Bis dahin musst du dich zurückhalten. Tu, was man dir sagt, hast du verstanden?“
    „Okay, wo seid ihr?“, fragte Leila.
    „Wir sind auf dem Weg zu einem Freund.“
    „Könnt ihr nicht hierher kommen? Bitte“, flehte sie.
    „Du weißt, dass das nicht möglich ist. Die Gefahr für deine Mutter wäre zu groß“, erwiderte Marcus.
    Leila schluckte, daran hatte sie nicht gedacht. „Ich will Mama sprechen.“
    Marcus reichte das Telefon an Kristina weiter, die es ihm förmlich aus der Hand riss. „Leila? Geht es dir gut? Oh Gott, ich bin so froh, dass du anrufst.“
    „Mama, ich hab dich lieb“, Leila konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme weinerlich klang. Der Kloß in ihrem Hals schwoll zu einem schmerzhaften Klumpen an.
    „Weine nicht mein Schatz. Wir werden bald bei dir sein, ich verspreche es“, versuchte Kristina sie zu beruhigen.
    „Bitte pass auf dich auf Mama und … “, es klopfte an der Badezimmertür. Erschrocken blickte Leila auf.
    „Mit

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