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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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Verstand zweifeln lassen. Jetzt war sie die Verrückte. Zu ihrer Linken huschte ein Schatten vorbei. Kristina stoppte abrupt. Schon traten die beiden Gestalten vor ihnen auf den Waldweg. Hatte sie bisher Zweifel gehabt, so waren diese nun endgültig beseitigt. Es waren Unsterbliche. Ein Mann und eine Frau.
    Mittlerweile konnte sie auch ihre Gesichter erkennen. Die Frau hatte kurzes, tiefschwarzes Haar und schmale Augen. Sie trug eine hautenge, schwarze Lederhose und eine eng anliegende Jacke. Sie sah aus wie eine Amazone. Der Unsterbliche neben ihr war hellblond und von zierlicher Statur. Sein Gesicht mit den eisblauen Augen kam ihr vage bekannt vor. Sie durchforstete ihre Erinnerungen. Frank blickte verwirrt auf den Waldweg zurück. Er konnte nicht verstehen, wie es den beiden gelungen war, sie so schnell einzuholen.
    „Guten Tag“, hörte sie den Unsterblichen sagen. „Wohin des Weges?“
    „Wer seid ihr? Was wollt ihr von uns?“, fragte Frank.
    Die beiden lachten höhnisch. Kristina fiel ein, woher sie den Mann kannte. Es war der seltsame Kerl von Susannes Party. Wie hieß er noch gleich?
    „Vincent!“, stieß sie hervor.
    Vincent grinste herablassend. „Oh, du erinnerst dich an mich. Wie nett! Da habe ich wohl Eindruck hinterlassen. Ihr beiden habt doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ihr uns entwischen könnt, oder?“
    Kristinas Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Sie musste ihn irgendwie hinhalten. „Was wollt ihr?“, fragte sie.
    „Wir wollen euer Leben. Mehr nicht. Nur euer wertloses, schwaches, hilfloses, kleines Menschenleben.“
    Wieder lachten die beiden Unsterblichen und entblößten ihre Fangzähne.
    Franks Augen weiteten sich. „Verdammte Scheiße, das gibt’s doch nicht“, stieß er hervor und wich zurück. „Wer zur Hölle seid ihr?“
    Im Bruchteil einer Sekunde stand die Frau vor ihm und leckte demonstrativ über ihre Fangzähne. „Wir sind dein schlimmster Albtraum.“
    Frank gab einen unartikulierten Laut von sich, ergriff Kristinas Arm und riss sie herum. Kristina stolperte und stürzte. Frank ließ sie los.
    „Frank, nicht“, rief sie. Doch er hörte nicht auf sie. In kopfloser Panik stürzte er in den Wald hinein.
    Die Unsterbliche lachte und setzte zur Verfolgung an. Leichtfüßig sprang sie ihm nach, scheuchte ihn kichernd zwischen den Bäumen umher. Frank keuchte wie ein lungenkranker Kettenraucher, und versuchte verzweifelt, die Unsterbliche abzuhängen. Kristina rappelte sich auf und blickte zu Vincent, der die Verfolgungsjagd amüsiert beobachtete. „Glaubt er denn wirklich, er könnte ihr entfliehen?“, sagte er, mehr zu sich selbst als zu Kristina.
    So unauffällig wie möglich blickte sie sich um und entdeckte eine kleine Holzhütte, die seitlich zwischen den Bäumen stand. Wenn sie es schaffte, die dreißig Meter bis zur Hütte zu überwinden, könnte sie sich darin verbarrikadieren. Sie spannte ihre Muskeln und flitzte los.
    Vincent seufzte theatralisch. „Du willst also spielen?“, rief er ihr nach. „Also gut, dann spielen wir.“ Er lachte.
    Kristina hechtete zu der Hütte und rüttelte an der Tür. Sie war verschlossen. „Scheiße“, fluchte sie, rannte um die Hütte herum und rüttelte an den Fensterläden. Keiner ließ sich öffnen. Ein verzweifeltes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Schwer atmend drückte sie sich gegen das raue Holz und schob sich langsam an den Rand. Vorsichtig spähte sie um die Ecke.
    Der Waldweg war leer. Vincent war nirgendwo zu sehen. Schnell zog sie ihren Kopf zurück. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Irgendwo im Wald brüllte Frank. Seine Schreie klangen panisch und schrill, wie die eines verwundeten Tieres. Dann war es plötzlich still. Jemand sprang auf das Hüttendach. Angstvoll blickte sie nach oben.
    „Wo bist du, Kristina? Wo hast du dich versteckt?“ Vincents Stimme ertönte abwechselnd mal von der rechten und mal von der linken Seite. Kristina folgte dem Klang mit ihrem Kopf. Er spielte mir ihr.
    „Marcus wird gar nicht erfreut sein, wenn sein Menschenliebchen tot ist“, kicherte er. „Wie schade. Da dachte er, er könnte dich retten, dabei warst du schon in dem Moment rettungslos verloren, als du ihm begegnet bist.“
    Seine Stimme veränderte sich, nahm einen gehässigen Klang an. „Ich freue mich schon auf sein Gesicht, wenn er erfährt, dass seine verzweifelten Bemühungen letztendlich vergebens gewesen sind.“
    Mittlerweile lief Vincent so schnell auf dem Dach umher, dass Kristina kaum noch

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