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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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in dem Feuer, das Tashina im Zelt schürte und hütete. Es roch nach geröstetem Fleisch. Die Gäste wurden eingeladen, Wakiya-knaskiya, Untschida und die Zwillinge. Zwar gab es nicht ein Kilo für einen jeden, sondern nur einen Bissen, aber es war Wildfleisch.
    Inya-he-yukan hatte in der Nacht noch ein Wiesel gefangen und es zum Frühstück abgehäutet. Das Fell hing an einer Zeltstange, das Fleisch röstete am Spieß über dem Feuer. Der Herr des Zeltes übergab Untschida die Schlange mit dem zertretenen Kopf. Die alte Frau verstand es, die Haut aufzubereiten, so daß sie als Stirnband eines Mannes dienen konnte. Ungewöhnliche Beute hatte diese Nacht gebracht.
    Nach dem Kalender der Geister, die sich weiße Männer nannten, war es nun Montag. Wakiya brauchte sich darum nicht zu kümmern, denn die lange Ferienzeit hatte begonnen. Was ihm oblag, war die Sorge um die Pferde. Tashina und Inya-he-yukan gingen mit ihm zusammen zu den Tieren, den beiden Hengsten, dazu einer älteren und vier jungen Stuten und zwei Füllen. Wakiya-knaskiya schwang sich auf eine der Stuten und trieb die übrigen vier samt den Füllen zur Weide. Kräftig und schnell fegten sie über die Prärie mit flatternden Mähnen und wehenden Schweifen. Queenie lebte in diesem Bild. Sie nahm den dunkelbraunen Hengst, Inya-he-yukan holte sich den Schecken; sie ritten ohne Sattel hinüber zu dem Gelände der Schulranch, wo in den Ferien nur ein Mädchen und zwei Jungen arbeiteten. Tashina lernte die drei kennen, alle freuten sich, und das Mädchen gefiel ihr besonders; sie hatte muntere Augen und einen verschmitzten Zug um den Mund.
    Drüben auf der Booth-Ranch kam Mary aus dem Kaninchenstall. Queenie winkte hinüber, und Mary hob grüßend die Hand. Der Morgen war heiß und hell, und noch hatten Inya-he-yukan und Tashina einander nichts berichtet. Sie lebten einen Tag, freund mit Menschen und Tieren, als ob es der erste der Schöpfung und alles Leben noch im Paradiese sei.
    Aber schon am Abend dieses Tages drang die Welt des Schweißes in das Zelt des seligen Friedens ein.
    Alex Goodman kam. Queenie erschrak.
    Sie war von dem veränderten Aussehen des jungen Burschen überrumpelt. Er hatte den verstörten Blick des Angetrunkenen. Seine Haare standen wirr. Alex hatte bei Joe dem Trinken völlig abgesagt gehabt. Was war jetzt auf einmal über ihn gekommen?
    Der junge Cowboy blieb unschlüssig mit dem Rücken zum Eingang gewandt, im Zelt stehen, bis Joe ihn höflich bat, sich zu setzen.
    Alex nahm Platz, stand aber gleich wieder auf, da die sitzende Haltung seiner Stimmung nicht angepaßt sein mochte. Er begann laut zu reden, fast zu schreien.
    »Der Alte ist bei mir gewesen, der Saufkerl!«
    Queenie hörte ihren Mann mit ruhiger Stimme antworten, aber es war eine gespannte Ruhe.
    »Du sprichst von deinem Vater, Alex, und in diesem Zelt hier sprichst du mit Achtung von ihm, gleich, was er getan haben mag.«
    »Achtung, vor dem? Wie kommst du mir denn vor, Joe? Wer hat das Saufen auf der Ranch hier verboten, du oder ich?«
    »Ich habe nichts verboten, Alex, aber ich habe mir Leute gesucht, die nicht Brandy trinken, sondern arbeiten wollen.«
    »Aber ich soll vor dem alten Saufkerl Respekt haben! Weißt du, was er im Schild führt? Viertausend Dollar will er von dir erpressen als Lohn für mich für zwei Jahre Arbeit, und er will das Geld nehmen und es versaufen! Bis er krepiert, denn soviel Geld und soviel Brandy auf einmal ist der alte Goodman nicht gewohnt.«
    »Wir hatten mit deinem Vater und mit dir abgemacht, daß du auf zwei Jahre unser Lehrling bist, und du hast alles erhalten, was dir zugesagt war. Die viertausend Dollar wird dein Vater wohl nicht bekommen.«
    »Schweinerei! Wennschon, dann gehört das Geld mir und nicht ihm. Du bist aber schon knieweich geworden, Joe, wenn du überhaupt über die Sache reden willst. Warum denn auf einmal! Du hast mich gehalten wie deinen jüngeren Bruder, wir haben zusammen gearbeitet und das gleiche gegessen - und mehr Kleider als ich hast du auch nicht. Also war es gerecht. Aber mit dem Stier und mit dem Schecken werde ich bis heute nicht fertig! Du hast einen ersten Preis in Calgary, ich einen zweiten in New City, und also hast du als mein Lehrmeister noch immer etwas vor mir voraus.«
    »Wir werden hören, Alex, was dein Vater übermorgen bei Nick Shaw vorbringt. Du bist dabei und kannst antworten.«
    »Am liebsten würden sie mich gar nicht dabei haben, aber ich geh' hin. Der Alte hat ja nun geschwätzt, und

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