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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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von dem Anschein einer nicht einwandfreien Atmosphäre gesprochen, Mister Shaw. Ich kann Ihr Verhalten in dieser Sache nicht als einwandfrei gelten lassen.«
    »Wenn Sie die Absicht haben, mich als Beamten zu beleidigen, Mister King, werden wir uns vor Gericht wiedertreffen.«
    »Es wäre Ihre erste Pflicht, Mister Shaw, den Schreiber der anonymen Schmutzbriefe festzustellen und zur Rechenschaft zu ziehen. Sie greifen nach der falschen Seite an.«
    »Ich werde das meinem Vorgesetzten vortragen, Mister King, und Sie werden Weiteres hören.«
    »Ich hoffe, daß ich erfahren werde, seit wann die verantwortliche Verwaltung es für richtig hält, anonyme Verleumdungen zu ihrer eigenen Sache zu machen.«
    »Unser Gespräch ist abgeschlossen. Verlassen Sie den Raum.«
    »Ich gehe. Aber die Sache ist damit nicht abgeschlossen, Mister Shaw.«
    Joe King verließ mit Mary und Queenie das Zimmer. Haverman, erschreckt und verlegen, wollte erst bleiben, entschloß sich dann jedoch, aus der unangenehmen Atmosphäre zu flüchten, und verabschiedete sich im Sekretariat von Queenie, die ihm die erwünschte Gelegenheit zu dieser Höflichkeit gab.
    »Es tut mir leid für Sie, Missis King. Mister Shaw war sehr erregt. Aber Sie sind ja nun hier - man sollte diese Schmutzzettel einfach verbrennen. Ich gebe Ihnen den Fetzen, den ich selbst erhalten habe. Sie haben das meiste und ein berechtigtes Interesse daran, die Angelegenheit zu klären.«
    Joe mochte die Worte gehört haben. Er wandte sich in diesem Augenblick nach seiner Frau um und sah, wie sie den Zettel nahm. Er konnte es nicht mehr verhindern.
    Queenie begriff, daß ihr Mann ihre Unterredung mit Haverman beendet sehen wollte, aber sie gehorchte dem unausgesprochenen Wunsche nicht. Sie hatte andere Pläne. Sie dachte daran, daß Shaw beim Superintendent ungünstig, vielleicht sogar, durch seine Abneigung gegen Joe King verführt, falsch berichten würde. Joe konnte dem nicht zuvorkommen; der Superintendent würde ihn nicht, jedenfalls nicht ohne Beisein von Shaw empfangen. Aber vielleicht gelang Queenie ein Vorstoß.
    »Würden Sie mich bitte beim Superintendent anmelden, Mister Haverman?«
    »Er hat viel zu tun. Aber ich versuche es.«
    Gleich darauf wurde Queenie King empfangen.
    Vor ihr an einem Schreibtisch, der um eine Nuance ansehnlicher war als derjenige Nick Shaws, saß der Vater der Reservation, grauhaarig, in der Haltung eines Grandseigneurs vergangener Zeiten. Er stammte aus dem Süden; alle wußten, daß auch in seinen Adern ein Schuß Indianerblut rollte. Seine Augen waren groß, lagen tief, und es fiel auf, wenn er sie mit den Lidern halb bedeckte. Um seinen Mund spielte ein Rest von Menschenfreundlichkeit mit der skeptischen Resignation langer Dienstjahre.
    »Missis King - was führt Sie zu mir?«
    »Die Tatsache, Sir, daß eine erbärmliche anonyme Verleumdung gegen meinen Mann und damit auch gegen mich ausgenutzt wird, und zwar nicht nur von unverantwortlichen Personen, sondern auch von Ihrem Stellvertreter, Mister Shaw. Sie kennen diese Zettel aus kariertem Papier?«
    Dem Superintendent war die Frage sehr peinlich.
    »Ja...«
    »Mein Mann und ich erwarten, daß man versucht, den anonymen Schreiber zu fassen, falls amtlicherseits überhaupt etwas getan werden soll.«
    »Das Interesse, den Schreiber zu entlarven, liegt bei Ihnen, Missis King, und bei Ihrem Mann.«
    Queenie antwortete in geschliffener Form mit heißer Erregung.
    »Gut. Aber wir erwarten, daß aus den Verleumdungen von seiten der Agenturverwaltung keinerlei Schlüsse gezogen werden, weder gegen uns noch gegen Miss Booth, noch gegen die ökonomisch nützliche und sozial notwendige Einrichtung einer Schulranch auf unserem Nachbargelände.«
    »Anonyme Anzeigen sind für mich nicht vorhanden, Missis King. Wenn keine vertretbaren Klagen vorgebracht werden, haben wir keine Veranlassung, uns in Stammesangelegenheiten einzumischen.«
    »Würden Sie Mister Shaw darüber bitte noch einmal informieren?«
    »Ich veranlasse alles Notwendige und werde selbstverständlich die Auffassung von Mister Shaw zu der Sache hören.«
    Damit hätte die Unterredung enden können. Aber Queenie dachte an Alex, und der Zorn über alles, was geschehen war und geschah, schäumte in ihr über. Sie wollte den resignierten Mann im Armstuhl in Unruhe versetzen.
    »Erlauben Sie mir noch etwas zu sagen, Sir?«
    »Bitte.«
    »Ist Ihnen bekannt geworden, daß wieder mehr und mehr Brandy auf die Reservation geschmuggelt wird?«
    »Das ist

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