Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
leider nicht zu bestreiten. Ich bin machtlos dagegen; das Gebiet ist zu weit und zu einsam - wie sollen wir kontrollieren, wenn der Stamm das nicht selbst tut?«
»Sie geben den Kampf auf?«
Peter Hawley hob müde die Hand und ließ sie wieder sinken.
»Ich bekämpfe dieses Laster selbstverständlich. Aber ich finde nicht genügend Unterstützung.«
Queenie witterte eine Möglichkeit, den Superintendent zu gewinnen.
»Mein Mann trinkt nicht und sorgt dafür, daß auf unserer Ranch überhaupt nicht getrunken wird. Mein Mann unterstützt Sie also, Sir.«
Hawley lächelte über Queenies jugendlichen Eifer.
»Ich erkenne das an. Allerdings muß ich sagen, daß Ihr Cowboy und Lehrling, Alex Goodman, dem Brandy fürchterlich zugesprochen hat. Die Polizei fand ihn heute morgen sinnlos betrunken auf der Straße.«
»Aber nicht als unseren Cowboy und nicht als unseren Lehrling. Erst nachdem sein Vater ihn aufgehetzt und ihm wieder einmal Brandy zugeschmuggelt hatte, Sir - „
Hawley lächelte noch offener.
»Sagen wir, erst als er sich schon freiwillig zu den Rangern gemeldet hatte - und insofern wird die Sache niedergeschlagen.«
Der Superintendent wechselte den Ton.
»Ist Ihr Mann noch hier, Missis King?«
»Ich nehme doch an.«
Hawley ließ Joe King rufen.
»Mister King, wir sind hier eben auf das leidige Thema Brandy gekommen. Wir haben zur Zeit sechs Fälle vor Gericht, alle wegen Trunkenheit oder im Zusammenhang mit Trunkenheit. Eliza Bighorn, die Mutter Ihres Pflegesohnes Byron, ist leider auch darunter. Sie verliert ihre Stelle in der Angelhakenfabrik und kommt ins Gefängnis. Die Brandyquellen fließen offenbar wieder ziemlich ungehemmt, und alle Spuren weisen in eine bestimmte Richtung, ohne daß wir das Geringste zu beweisen vermögen. Könnten Sie uns unterstützen?«
»Ich habe Brandy Lex und Black and White erschossen. Was erwarten Sie noch weiter von mir, Sir?«
»Sie sind ein Zyniker, King. Aber Ihren bitteren Scherz beiseite, läßt sich nichts tun?«
»Das Trinkverbot aufheben.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Ich kann keine Verbote verteidigen, Hawley, die unser Volk als minderwertig stempeln. Ich kann aber die Partei der Nichttrinker energisch führen, wenn mir dabei niemand Steine an die Füße hängt.«
Der Superintendent zuckte zusammen, als er nach der einfachen Anrede >King< mit der ebenso einfachen, den gleichen Rang ausdrückenden Anrede >Hawley< angesprochen wurde. Er erlebte das von seiten eines Indianers, also eines >Unmündigen<, zum erstenmal. Doch wäre es ihm selbst lächerlich erschienen, in irgendeiner Form zu protestieren; er hatte Joe King die Handhabe nun einmal gegeben.
»Was für Steine werden Ihnen in den Weg gelegt?«
»Zum Beispiel karierte Schmierzettel, von der Verwaltung aus ernst genommen, der Aufbau der Schulranch gestört. Menschen, die mit uns im Hause leben, nicht als Mitbewohner anerkannt und wir gezwungen, jetzt zu sechs und bald zu sieben Personen in zwei Betten zu schlafen!«
»Sieben?«
»Wir erwarten nächstes Jahr noch ein Kind.« »Das ändert die Lage natürlich.«
»Aber vielleicht heißt es dann, eine Familie, die in ihrer Blockhütte Platz hat, noch fremde Kinder aufzunehmen, braucht offenbar für sich selbst nicht mehr Wohnraum.«
»Mister King, lassen Sie sich bitte nicht zu solchen Verdächtigungen hinreißen.«
Queenie schaute erstaunt auf ihren Mann. Die Formulierungen kamen ihr bekannt vor.
»Ich war heute morgen bei Missis Carson. Meine Frau scheint nach mir auch dort gewesen zu sein und Ähnliches erfahren zu haben. Missis Carson schikaniert aber nicht persönlich. Sie muß Anweisung für ihre Entscheidung gehabt haben.«
Hawley wurde rot.
»Lassen wir das. Was Sie mir soeben mitgeteilt haben, Mister King, ist zu berücksichtigen. Ich werde die Entscheidungen überprüfen lassen. Vielleicht können wir das Haus der Bighorns spätestens bis zum Herbst zu Ihnen versetzen.«
»Was hat Eliza angerichtet?«
»Getrunken - die Kinder geschlagen - schlecht gearbeitet - den Manager der Angelhakenfabrik verprügelt - „
Joe unterdrückte trotz des Ernstes der Vorgänge nur mit Mühe ein Lächeln.
»Eliza Bighorn geht für vier Jahre ins Gefängnis. Sie ist von einem weißen Gericht außerhalb der Reservation verurteilt worden, da sich ihre Straftat gegen einen Weißen gerichtet hat, der nicht zur Reservationsverwaltung gehört, und da die Firma darauf bestand. Es ist das ein Präzedenzfall; Mister Crazy Eagle wird sich mit dem
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