Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
schwierigen Problem befassen müssen. Wir können nicht Gefahr laufen, daß die Angelhakenfabrik von der Reservation abgezogen wird. Das nebenbei.«
Das Lächeln verschwand vom Gesicht des Indianers.
»Wollen Sie mich gegen den Alkoholschmuggel unterstützen, Mister King?«
»Sir! Wenn ich jetzt ein Wespennest ausbrenne, so ist das Geschlecht der Wespen damit noch nicht beseitigt. Es bildet sich bald ein neues Nest.«
»So ist das bei Ungeziefer im allgemeinen, Mister King. Wir räuchern trotzdem.«
Joe King überlegte. Während er die Augen fast ganz schloß, mochten Bilder an ihm vorbeiziehen, wie Hawley sie nie in seinem Leben gesehen hatte, und er mochte Gefahren überdenken, die Peter Hawley nicht kannte.
Dann hatte er seinen Entschluß gefaßt. Er runzelte die Stirn, was er zu tun pflegte, wenn der Weg in die Schlußlinie führte.
»O. k.«
Joe und Queenie verließen zusammen die Agentur. Queenie gab Joe die Zettel, die sie von Haverman und Missis Carson erhalten hatte, und er steckte sie ohne ein Wort ein.
Als die beiden Kings zu ihrer Ranch kamen, sahen sie zuerst Bob, der in Marys Wagen mit heimgefahren war. Er trieb Vieh und knallte mit der Peitsche hinter allen Gedanken her, die ihn an Alex erinnern wollten.
Mary war bei den Schülern der Schulranch.
Nur Wakiya-knaskiya ließ sich nirgends sehen; er war auch nicht zu Hause. Als Queenie nach ihm fragte, hörte sie, daß er zu seiner Mutter geritten sei.
Joe aß einen Bissen. Dann nahm er seinen Halfter mit einer Pistole um die Hüften, steckte das Stilett in den Stiefelschaft, holte seinen Schecken und schwang sich auf.
»Was nun, Queenie, wenn ich statt eines Buben drei Kinder mitbringe?«
»Du bist, wie du bist, Inya-he-yukan. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Aber ich liebe dich. Ich kann mir nicht helfen.«
Joe sah seine Frau an, ohne Mißtrauen, auch nicht prüfend. Sie spürte seinen Dank und hatte Angst um ihn.
Joe Inya-he-yukan King
W akiya-knaskiya war in Unruhe. Seine Gedanken kreisten um Hanska, den Bruder, der sich noch nicht hatte sehen lassen. Hanska träumte im Wachen und Schlafen davon, bei Inya-he-yukan reiten zu lernen. Das hatte er Wakiya in zwei fehlerhaften, aber eindrücklichen Sätzen geschrieben. Wenn er in den Ferien nach Hause kommen durfte, war sein erster Weg gewiß der zu Wakiya und zur King-Ranch. Durfte er nicht heimfahren, so schrieb die Schulverwaltung an die Mutter, Eliza Bighorn, und der Brief war spätestens zu Ferienbeginn da. Wakiya wollte erkunden, wie es sich mit Hanska verhielt. In den beiden letzten Schulwochen hatte er die Mutter nicht mehr getroffen, wie es sonst oft der Fall war, wenn sie auf dem Weg zu und von der Angelhakenfabrik die kleine Schwester zur Schule brachte und wieder abholte. Wakiya-knaskiya glaubte den Grund zu kennen. Die kleine Schwester war krank geworden.
Er war in Sorge und trieb die Stute an. Es wurde dennoch Nachmittag, bis er den Paßweg zwischen den Weißen Felsen hinter sich gelassen hatte und auf der ebenen Prärie dem Hause zugaloppierte, dessen hellblaue Wände ihm schon als Phantasiebild vor Augen gaukelten. In alter Erinnerung lenkte er sein Tier zu der Anhöhe, auf der er sich als kleines Kind sein Versteck eingerichtet hatte. Dort gab es auch eine Stelle, von der aus man das Haus sehen und das Ausundeingehen seiner Bewohner beobachten konnte.
Wakiya-knaskiya hielt an.
Auf den von Hitze und Wassermangel ausgedörrten vergilbten Wiesen stand das Haus, nicht mehr so leuchtend hellblau wie im ersten Jahr, sondern schon abgebleicht und angeschmutzt, aber doch noch ein auffallender fremd- und neuartiger Fleck in der graubraunen Wildnis. Von Mutter und Geschwistern war noch nichts zu entdecken. Die Tür aber stand offen.
Also mußte jemand zu Hause sein.
Die Wassereimer befanden sich nicht an ihrem Platz, jedenfalls nicht an ihrem gewohnten Platz. Irgend jemand war wohl Wasser holen gegangen.
Wakiya wunderte sich schon, wo der alte Hund geblieben war, als das Tier hinter ihm auftauchte, mager wie immer, voller Freude, seinen jungen Freund zu finden.
Aus der Gegend der Wasserstelle kam Hanska mit zwei Eimern in Richtung des Hauses über die Prärie. Wakiya erkannte ihn schon aus weiter Entfernung. Die Luft war klar, und Wakiya hatte gute Augen. Hanska trug kurze Hosen und lief barfuß. Auch Wakiya hatte bei der Hitze nach seiner Gewohnheit keine Schuhe und Strümpfe an. Er überlegte jetzt, daß er dem Bruder entgegenreiten und ihm beim Wassertragen helfen
Weitere Kostenlose Bücher