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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Abspringen Selbstmord war. Er bemerkte, daß er wegen Überschreitung der Geschwindigkeitsgrenze notiert wurde, doch das war eine Frage, die sich später regeln ließ.
    Er bremste kurz und kreischend, was er nur bei äußerster Dringlichkeit zu tun pflegte, und hielt, Esmeraldas Wunsch entsprechend, vor der Kneipe O'Connor. Er hielt mitten in dem Polizeikordon, der sich für seinen Wagen geöffnet hatte, mochte das in einer geistesgegenwärtigen Anordnung des Sheriffs oder in der bis zum letzten Augenblick unverminderten Schnelligkeit des Wagens begründet gewesen sein.
    Esmeralda wurde von Zivilisten mit Ausweis höflich in Empfang genommen und um einige Zeugenaussagen gebeten.
    Sie spuckte nochmals, zielgerichtet, traf jedoch daneben.
    Joe grüßte mit der erhobenen waffenlosen Rechten, wendete und fuhr ungehindert aus dem Polizeikordon hinaus.
    Er lenkte in das Zentrum der Stadt zu dem Laden, in dem Russell Verkäufer war. Russell hatte sich einen Vertreter beschafft und war selbst nicht anwesend.
    Joe wartete eine gute Stunde. Es war die Zeit, in der er Stimmung und Gedanken wieder in andere Bahnen lenken konnte. Schließlich tauchte der von ihm Erwartete auf und löste den Vertreter ab.
    Joe King verlangte ein Halstuch, Russell legte eine Auswahl vor. Die beiden waren allein im Laden.
    »Du bist gefahren, Joe, als ob du ein Rennen gewinnen wolltest.«
    »Hab' es gewonnen. Die Vorentscheidung wenigstens. Endlauf mit Esmeralda steht vielleicht eines Tages noch bevor. Wie seid ihr denn auf den Gedanken gekommen, Mac Lean zu Hawley zu schleppen? Und wie habt ihr das zustande gebracht?«
    »Krause und ich verstehen uns ganz gut, und er hat ebenso wie ich einen Narren an dir gefressen, weil er dich noch für Wildwestzubehör hält. Er exponiert sich nicht gern als Geschäftsmann - immerhin, für dich hat er's schon mal getan, und es hat ihm damals nicht geschadet. Also Krauses Mutterwitz ergab die Sprengladung, und ich machte die Zündschnur - und dann krachte es, und Mac Lean überzeugte sich, daß es alles in allem noch das beste sei, wenn er den stinkenden Blödsinn, den er angerichtet hatte, an amtlicher Stelle selbst offenbarte. Wir haben ihm nach ein paar weiteren Whisky klargemacht, daß das in der Versöhnung unbedingt einbegriffen war.«
    »Gut gearbeitet. Was kann ich für euch tun?«
    »Wenigstens das bessere Halstuch hier kaufen. Ich brauche Umsatz. An deinen Jagdgewehren wird ja nichts zu reparieren sein. Aber besuch' Bill Krause, und laß ihn das Faß seines Gemüts aufmachen, ohne zu spotten. Falls dir ein ernstes Gesicht mal möglich sein sollte.«
    »Ich tue mein Bestes.«
    Joe kaufte sich ein gelbes und ein schwarzes Halstuch.
    Es entsprach nicht Joes Stimmung, seiner Dankespflicht gegenüber Krause noch an diesem Tage durch Andacht für Wildwestgeschichten Genüge zu tun, doch zwang er sich selbst dazu. Er saß auf dem Werkstattisch, baumelte leicht die langen Beine und betrachtete wieder einmal die Museumsstücke alter Rifles und Guns sowie die in Reparatur befindlichen Waffen. Krause, seit langem Witwer, fühlte sich seelisch aufgeweicht.
    »Du hast es gut, Joe. So jung noch und lebst schon im Blockhaus wie ein Pionierpatriarch vor hundert Jahren! Großmutter, Frau, Kinder, Pflegekinder, Cowboys, Ranchschüler, Pferde, Büffel - um dich kann es nicht einsam werden. Aber ich wache morgens allein auf, ich arbeite allein, ich lösche des Abends einsam das Licht, und ich liege allein im Bett. Es ist zum Heulen.«
    »Liegt nur an dir, Krause. New City hat Mädchen genug.«
    »Keine mehr so, wie meine Frau es gewesen ist. Mehr Kinder hätte ich habe sollen. Der einzige Sohn ist gefallen - Wie geht's denn Alex Goodman?«
    »Wir haben nichts von ihm gehört.«
    Joe, der Ranchpatriarch, der Pionierpatriarch, rauchte anstandshalber eine zweite Zigarette und machte sich dann auf den Weg, um Queenie abzuholen und mit ihr heimzufahren. Die beiden blieben nicht allein im Wagen auf der leeren Straße, einige Gespenster fuhren mit. Ihre Namen waren Maskengeist, Gangster, Verräter, Mörder, vergammelter Ochse, Pionierpatriarch - und noch so jung.
    Im Postamt der Agentursiedlung fragte Joe der Ordnung halber nach etwaigen Eingängen und erhielt ein Schreiben der Superintendentur, Dezernat für Wohlfahrtswesen, gerichtet an Mr. und Mrs. Joe King. Joe nahm sich die Zeit, das amtliche Schreiben genau zu lesen und unterrichtete seine Frau.
    »Die Kinder Eliza Bighorns sollen einen Vormund erhalten. Missis Carson

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