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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Sache mit den Briefen zustande, wie, kann ich auch nicht mehr genau sagen. Mister Mac Lean wollte nicht schreiben. Er hat uns nur die Adressen genannt. Ich habe meine Tochter schreiben lassen. Das Mädchen ist unschuldig und dachte, sie tut ein gutes Werk. Das war alles.«
    Hawley mußte die Mitteilung erst in sich verarbeiten, ehe er sein Urteil abgab.
    »Das war alles? Das genügt auch, Missis Horwood. Sie werden wegen Verleumdung klagen, Mister King?«
    »Mein weiteres Vorgehen mache ich von der Bereitschaft von Missis Horwood abhängig, mir etwa in anderer Form Genugtuung zu geben. Ich erwarte, daß sie ihre Aussage hier protokollieren läßt und daß das Protokoll allen Personen zur Einsicht vorgelegt wird, die die anonymen Briefe erhalten haben. Wenn das geschieht, sehe ich von einer Strafverfolgung ab.«
    Esmeralda formte eine Schnute, äugte und zeigte sich schließlich einverstanden.
    George Mac Lean hustete. »Was heißt - allen Personen vorgelegt wird?«
    »Außer dem Superintendent und seinem Stellvertreter, die bereits informiert sind: Mister Haverman, Missis Carson, Miss Bilkins und natürlich Ihrem Vater, Mister Mac Lean senior.«
    »Ist das nötig?«
    »Ihre Frage ist überflüssig, Mister Mac Lean. Ich empfehle Ihnen auch, sich Farmland außerhalb der Reservation zu beschaffen. Sie bringen Ihre sehr ehrenwerte Familie hier nur in schlechten Ruf.«
    »Sie können überzeugt sein, Mister King, daß mir diese Reservation bis zum Halse steht.«
    »Nettes Bild, Mister Mac Lean.«
    Der Superintendent ließ Esmeraldas Aussage protokollieren und von allen Anwesenden unterschreiben. Krause, Russell und King gaben das Geplauder beim Versöhnungsfest bekannt und unterzeichneten auch diese Aussage zusammen mit dem sauer gestimmten George Mac Lean. Joe King übergab Hawley die Kassenquittung mit der Schriftprobe von Esmeraldas Tochter zu den Akten.
    Der Superintendent konnte die erstaunliche Zusammenkunft beenden. Seine Miene wirkte jetzt belebter, während auf Nick Shaw mitten im Sommer Rauhreif gefallen zu sein schien.
    Als die Besucher die Superintendentur wieder verließen, dirigierte Joe King Esmeralda Horwood zu seinem Cabriolet. Sie stieg ein, da sie genau wußte, daß ihr nichts anderes übrigblieb, und gab sich neuer Todesangst hin.
    Joe ließ den Motor an und begann die Fahrt in Richtung New City.
    »Wohin willst du jetzt, Esma?« »Zur Kneipe O'Connor.«
    »Was wirst du machen, sobald du wieder aus dem Gefängnis herauskommst?«
    »Verräter! Stinkhorn! Hast du die Flasche zu den Bullen gebracht oder nicht?«
    »Ruhig. Du kannst nichts dafür, daß du den alten Black and White zum Vater gehabt hast und eine grünäugige Spezialnudel geworden bist. Sonst hätte ich dich gezwungen, die ganze Flasche >Coca-Cola< auf einmal auszusaufen.«
    »Nichts als Plärre, du vergammelter Ochse.«
    »Dein Zorn ist Flötenmusik für mich, Esma.«
    »Ich kann dich anzeigen. Es ist noch nicht alles verjährt.«
    »Bitte.«
    »Du hast schon gewußt, warum du nie in New City arbeiten wolltest, Indsman, dreck.«
    »Ssst. Nimm dein Taschentuch hinter die Zunge, damit du nicht noch mehr Dummheiten ausspuckst---Rosina Rodgers.«
    »Drohen auch noch, du Gangster?«
    »Nur Sie beschwichtigen, Missis Horwood. Sie waren als Gangsterbraut von Leo Lee einmal ein zacker Zahn, jetzt sind Sie eine matsche Kuh geworden, dabei immer noch hinterhältig wie eine Dasselfliege. Geben Sie das Gewerbe lieber auf. Sie sind dem nicht mehr gewachsen.«
    Das Gesicht der Frau veränderte sich. Sie war durch Angst und Mißerfolg ermüdet gewesen, dann hatten sich Ärger, Zorn und endlich Wut in ihr gesammelt. Jetzt schlug der Haß wieder durch, und während sie selbst Furcht empfand, konnte sie Furcht erregen, die Furcht davor, wohin ein Mensch zu gelangen imstande war. Joe vermied es, in das verzerrte Gesicht zu sehen, obgleich er mit äußerster Aufmerksamkeit auf jede Bewegung gefaßt war.
    »Du hast meinen Alten umgebracht. Ich geh nicht vor Gericht. Was hab ich mit denen zu schaffen. Aber der Alte ruht nicht. Er holt dich noch unter die Erde. Merk dir das. Leo Lee kommt wieder.«
    »Esma-Rosina - ich sage dir das eine: Wenn du aus dem Knast wieder herauskommst, so gehe außer Landes. Ein zweites Mal schon ich dich nicht. Du hast Alex Goodman auf dem Gewissen.«
    Esmeralda wollte Joe anspeien. Als sie jedoch sah, wie er eine Hand vom Steuerrad nahm, spuckte sie nach draußen.
    New City kam in Sicht. Joe trieb den Wagen in ein Tempo, bei dem

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