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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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schreibt nicht, wer dazu bestellt wird. Es scheint, du, Queenie. Von mir erwartet Missis Carson wohl nur das Einverständnis dazu.«
    Queenie hörte den Unterton bei dieser Mitteilung Joes, und er hatte wohl auch nicht beabsichtigt, diesen Unterton in seinen Empfindungen zu verbergen. Queenie wurde traurig. Joe hatte die Kinder geholt. Queenie sollte über sie bestimmen - denn noch immer war Joe in den Augen der Verwaltung der >Vorbestrafte<.
    Als Inya-he-yukan und Tashina nach der Fahrt durch das Tal der weißen Felsen auf ihrer Ranch anlangten, fanden sie alles in Ordnung und geregeltem Gang. Es gab weder besonders angenehme noch besonders unangenehme Nachrichten. Die Kinder, Bob, Untschida freuten sich. Queenie fing an, mit den Zwillingen zu spielen. Joe hatte vor, zu den Büffeln zu reiten. Hanska stand umher.
    Wakiya-knaskiya und Rotadlermädchen fanden sich zusammen und gingen Hand in Hand hangaufwärts zu den Kiefern, Inya-he-yukans Lieblingsplatz. Dort ließen sie sich miteinander nieder. Wakiya-knaskiya bewegte eine schwere Frage in seinem Bubenherzen, und er mußte sie mit der Schwester besprechen, die ihm nun schon vernünftig genug erschien.
    »Wir werden also beraten, Rotadlermädchen. Hanska hat mir eine wichtige Frage vorgelegt.«
    »Sprich, mein großer Bruder.«
    »Hanska ist ein Pferdemensch. Wenn er achtzehn Winter alt ist, kann er vielleicht schon auf einem Rodeo über die Geister siegen und unserem Stamme Ruhm bringen. Er wird ein Rancher werden, wie Inya-he-yukan es ist, er wird Pferde züchten und die Büffel bändigen, Hau.«
    »Hau, Wakiya-knaskiya. Du aber wirst reden lernen wie einst unsere großen Häuptlinge, und du wirst die Menschen verteidigen.«
    »Hau. Noch lerne ich nicht genug. Aber dafür muß ich selbst sorgen. Hanska kann nicht selbst dafür sorgen, daß er weiter reiten lernt und alle Tage reiten darf. Wir müssen ihm helfen. Ich sage dir meinen Plan: Wir beide gehen morgen zu dem bösen Geist; das ist eine Frau, und sie heißt Miss Bilkins. Sie braucht Kinder für das, was sie ein Internat nennt, wie ein Wolf Kälber braucht, um satt zu werden. Wenn wir ihr ein Kind wegnehmen, müssen wir ein anderes dafür geben. Ich bin bereit, mich für Hanska von dem Internatswolf schlucken zu lassen.«
    »Das kann ich tun. Ich gehe für ihn in das Internat.«
    »Rotadlermädchen! Dazu bist du noch zu klein und auch zu schwach. Du wirst dahinsiechen wie eine Blume in der Dürre.«
    »Nein, Wakiya-knaskiya. Ich will dir ein Geheimnis gestehen. Ich habe immer Angst auf unserer Reservation. Ich weiß, daß der böse Mann Jack Butchart tot ist und daß der böse Mann Teddy Wolve auch tot ist. Ich vertraue Untschida, und Inya-he-yukan ist stark, das ist gewiß. Aber dennoch verfolgen mich die Geister der Toten in meinen Träumen, solange ich in der Prärie wohne. Ich möchte weit, weit fort von hier.«
    »Ist das wahr, Rotadlermädchen?«
    »Es ist wahr.«
    »Es ist gut, daß du mir das gesagt hast, Rotadlermädchen.«
    Während Wakiya-knaskiya und seine kleine Schwester bei den Kiefern saßen und miteinander berieten, fand bei der Büffelherde ein anderes Gespräch statt. Als Joe sich mit Lasso und Treibstock zu den Büffeln aufmachen und seinen Schecken eben antreiben wollte, hatte sich Hanska bei ihm eingefunden.
    »Darf ich mit?« fragte das Kind.
    Joe überlegte einen Augenblick. Dann gab er die Erlaubnis. Vielleicht handelte er leichtsinnig. Aber der wieselschnelle Bub rechtfertigte ein besonderes Zutrauen in seine Geschicklichkeit und Geistesgegenwart. Inya-he-yukan und Hanska trieben die Büffel auf eine neue Weide, Inya-he-yukan den Stier, Hanska die Kälber; die Kühe liefen von selbst mit. Nach zwei Stunden, als sie ihre Arbeit getan hatten, rasteten sie am Hang. Es war Nachmittag, die Sonne schien prall, der Boden war warm. Die beiden konnten zu der King- Ranch und zu der Schulranch hinübersehen, wo emsig gearbeitet wurde. Sie erkannten Haus, Zelt, Kleinviehställe, Menschen. Hanska hatte von Natur ebenso scharfe Augen wie Inya-he-yukan; er mußte sich nur im Beobachten und Kombinieren noch weiter üben.
    »Vater Inya-he-yukan?« »Ja?«
    »Darf ich jetzt ganz bei euch bleiben?«
    »Was soll das heißen, >ganz    »Ich meine, überhaupt?«
    »Was soll das heißen, >überhaupt    »Ob ich nicht mehr in das Internat gehen muß?«
    »Das weiß ich nicht, Hanska.«
    »Warum weißt du das nicht; Vater Inya-he-yukan?«
    »Weil ich es nicht entscheiden kann.«
    »Warum kannst du das

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