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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Es war ganz vergeblich, und mir graut noch immer vor einem solchen zerstörten Menschen. Elizas Kinder müssen gut behütet werden. Man soll sie nicht quälen.«
    »Fährst du nach Washington, wenn das Bild von Rotadlermädchen ausgestellt wird?«
    »Ich könnte das tun. Aber ich will dir gestehen, Wambeli-wakan, daß ein Freund von Doctor Eivie dort schon nachgefragt hat. Die Zentrale kann sich nicht um ein einzelnes Kind kümmern. Man hat telefonisch Berichte angefordert. Die Bezirksdirektion hat ihre Meinung dargelegt. Sie gibt Miss Bilkins natürlich recht. Es begreift auch niemand, was hier geschieht, sowenig wie du es zuerst begriffen hast.«
    »Was wirst du tun?«
    »Ich werde Krause bitten, daß er Hanska adoptiert. Ein weißer Vater kann sein Kind in die Schule schicken, wo er will.«
    »Tashina! Was für Gedanken!«
    »Warum? Würdest du das verhindern?«
    »Nein - aber dann verliert ihr Hanska auch, nur auf einem andern Weg.«
    »Warum?«
    »Weil Krause ihn für sich haben will.«
    »Meinst du? Hanska würde bei Krause wohnen und in New City in die Schule gehen. Die Schwester meines Mannes mit ihren Kindern wohnt in New City.«
    »In den Slums.«
    »Ja, in den Slums. Aber ihre Kinder gehen in die gleiche Schule, in die Hanska dann gehen würde. Jedes Wochenende und in den Ferien aber könnte Hanska bei uns sein. Sooft Krause mit ihm zu uns kommen will, mag er das tun. In New City reitet Hanska jeden Morgen und jeden Abend, wenn er Lust dazu hat. Krause besitzt ein Pferd und ein Pony.«
    »Krause und ihr wäret verrückt genug!«
    »Wir wären es, Wambeli-wakan, sicher. Würdest du uns daran hindern?«
    »Was sagt dein Mann dazu?«
    »Es ist sein Gedanke.«
    »Tashina, geht ihr da den rechten Weg? Ist es nicht nur Angst, die eure Gedanken lenkt? Angst ist immer ein schlechter Ratgeber.«
    »Krause gegen die >Grundsätze<, Ed Crazy Eagle. Ein Scherzgeist als Verbündeter im Kampf um einen Menschen. Wir wissen uns tatsächlich keinen anderen Rat mehr.«
    »Wenn ihr Krause für euren Plan gewinnt - verliert Hanska als sein Adoptivsohn alle Reservationsrechte! Vergiß das nicht. Er muß später Steuern zahlen wie jeder Amerikaner. Er verliert sein Recht auf Reservationsland. Ihr stoßt ihn aus seinem Stamm aus.«
    »Er gewinnt seine Freiheit, und er findet in New City ein paar tausend Stammesgenossen - in den Slums. Er kann mit ihnen leben und ihnen helfen, oder er kann auf der Reservation Land pachten -wie ein Weißer. Es steht ihm alles offen. Nur weil er kein registrierter Indianer mehr sein wird.«
    »Weiß Hanska selbst schon von seinem unglücklichen Glück?«
    »Nein. Aber er wird sich entscheiden dürfen.«
    »Nun, ich werde helfen, Tashina, obgleich mir schwindelt. Die Vorbereitungen können schnell gehen. Peter Hawley wird nicht widersprechen. Krause ist kinderlos und ein angesehener Bürger. Er ist ein vermögender Mann: Wißt ihr das?«
    »Es ist mir gleichgültig.«
    »Du bist eine Indianerin, Tashina!«
    »Ja.«
    »Kann Joe einmal zu mir kommen?«
    »Er ist mit den Kindern nach Canada gefahren.«
    »Auf der Flucht vor sich selbst und vor unseren Verhältnissen hier?«
    »Vielleicht.«
    »Er wird also jetzt nicht handeln. Er hat es dir überlassen?« »Ja.«
    »Das widerspricht seinem Charakter. Der Riß in ihm geht tief.«
    »Auch ein Stein hat Bruchstellen, Wambeli-wakan, und wer mit der Axt auf diese Bruchstellen schlägt, kann den Stein spalten.
    Was Joe tut, tut er ganz, und so könnte es sein, daß er sich auch ganz auseinanderreißt. Die Angst, dieser schlechte Ratgeber, flüstert und spinnt auch um meine Ohren und Augen, so daß ich nicht mehr frei hören und sehen kann; meine Gedanken verwirren sich in klebrigen Fäden - wie in einem Spinnennetz, und die Spinne kommt schon heran.«
    Während Tashina mit Wambeli-wakan sprach, hatte das Sportcabriolet mit seinen drei Insassen die Bad Lands noch nicht hinter sich gebracht. Der Wagen parkte an der Straße, die sich durch das eigentümliche Gelände wand. Rechts und links erhoben sich die bizarren, völlig kahlen Erdformationen, Reich der Geologen und Archäologen, Wüstenei ohne Gras, ohne Strauch, ohne Haus, ohne Vieh, aber in Urzeiten bewohnt gewesen von Tieren, die längst ausgestorben waren. Es war eine Landschaft des Todes, brüchig und gefährlich. Aber sie reizte den Menschen durch ihre Absonderlichkeit und ihre Erdfarben, die vom Rot über das Gelb bis zum Braundunkel gingen. Wakiya-knaskiya und Hanska staunten über die Macht der

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