Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
Miss Lawrence und Frau Margot Adlergeheimnis wollten mitkommen, um Mrs. Whirlwind zu unterstützen und Ordnung zu halten. Wakiya-knaskiya stieg also zum erstenmal in seinem Leben in einen Bus ein, zusammen mit vielen Kindern, die täglich den Schulbus benutzen konnten. Er schaute sich nicht nach den anderen um, saß stumm und still an seinem Platz und glitt im Bus über die endlose, graue plattgetretene Schlange, die die Geister durch die Prärie gelegt hatten.
Die Agentursiedlung kannte er schon. Dort wohnte der Mann mit der Schere.
Der Bus hielt an einer Ecke an dem großen Laden, in dem die Mutter Mehl, Brot und Fett in einem Korb einzukaufen pflegte. Die Kinder stiegen alle aus und warteten gespannt. Mrs. Whirlwind erklärte ihnen, daß sich jedes Kind der Reihe nach einen Korb nehmen und von einer der vielen guten Sachen, die es in dem Laden gab, etwas in seinen Korb legen dürfe, um es dann mit nach Hause zu nehmen. Aber nur dann dürfe ein Kind etwas in seinen Korb legen, wenn es auf englisch darum gebeten habe. Das machte die Aufgabe bedeutend schwieriger. Erst waren die Kinder der zweiten Klasse daran, unter ihnen auch Susanne und David, der Wakiya verborgen zulächelte.
Es schien alles gut zu gehen, wenn die Lehrerin und Mrs. Whirlwind nur da und dort einmal aushalfen. Dann kamen die Schüler der ersten Klasse mit den Körben an die Reihe, unter ihnen auch Wakiya.
Wakiya wollte Fleisch für die Mutter einkaufen. Fleisch war teuer. Vielleicht durfte sich Wakiya nicht das teure Fleisch auswählen.
Es war in einer besonderen Ecke des großen Ladens gestapelt. Zögernd ging das Kind mit seinem Korb umher.
Da stand auf einmal ein Mann mit toten Augen bei ihm. Wakiya sah nichts als die Lider über den toten Augen. Er sah nicht, ob der Mann groß oder klein, ob er gut oder schlecht angezogen war. Die Augen des Mannes waren tot! Seine Haut war braun, sein Haar schwarz. Der Mann trug einen Korb in der Hand, aber er konnte ja nicht sehen, was es alles in den Korb zu legen gab.
»Bitte, Byron Bighorn, hilf mir. Meine Augen sind tot.«
Wakiya nahm den Mann an die Hand. »Was brauchst du?«
Die Stimme des Kindes zitterte. Was für eine Aufgabe, diesem Mann helfen zu dürfen, und gerade er, Byron Bighorn, von Gestalt der Kleinste und Jämmerlichste, wurde dazu ausersehen.
»Was gibt es denn Gutes für euch hier, Byron? Was würdest du mir in den Korb legen?«
»Fleisch.« Das war Wakiya herausgefahren, weil er die ganze Zeit daran gedacht hatte. »Aber Fleisch ist teuer. Weißt du das?«
»Führe mich bitte hin, Byron, und lies mir vor, was das Fleisch kostet.«
Wakiya führte den Mann zu der Ecke des Ladens, wo die Fleischwaren abgepackt lagen, und las die Preise vor. Er hatte jetzt schon gesehen, daß der Mann gute Schuhe und gute Kleidung trug; sicher konnte er auch viel Geld ausgeben. Wakiya stotterte hin und wieder, wenn er die komplizierten Zahlen vorlesen mußte, doch machte er wohl keinen Fehler. Miss Lawrence, die die Klasse mit Mrs. Whirlwind zusammen begleitete, nickte in ihrer freundlichen Art.
Endlich hatte sich der Mann mit den toten Augen entschieden, daß er Rindfleisch kaufen wollte. Er ließ sich vier Pakete geben, und Wakiya durfte ihn zu der Kasse bei der Tür des Ladens führen und ihm bezahlen helfen. Die blonde Frau an der Kasse lächelte und begrüßte den Mann.
»Mister Crazy Eagle, wieder einmal auf Besuch bei uns? Hat die Universität auch schon Ferien?«
Sie gab Geld heraus. Wakiya zählte es bedächtig und legte es dem Mann mit den toten Augen in das geöffnete Portemonnaie. Dabei schossen die Gedanken wie sich kreuzende Blitze durch Wakiyas Kopf. Crazy Eagle? War das Davids Vater, der fern von der Reservation noch das Studium der Rechte begonnen hatte und nur in den Ferien und selbst da nur selten zu seiner Frau Margot und seinem Sohn David heimkommen konnte? War der Mann mit den toten Augen dieser Ed Adlergeheimnis, von den Geistern >Verrückter Adler< genannt, da sie um die Geheimnisse nicht wußten?
Warum ließ er sich nicht von seinem Sohn David helfen, der doch hier war?
Was wollte er von Wakiya?
Der Blinde ließ sich Wakiyas Korb reichen und legte zwei von den bezahlten Fleischpaketen in diesen.
»Das ist für deine Mutter, Wakiya, für dich und für deine Geschwister. Du hast deine Sache gut gemacht.«
Wakiya stieg das Blut bis zu den Schläfen. Er schaute auf die beiden Fleischpakete. Soviel Fleisch auf einmal hatte es in der Hütte daheim noch nie gegeben. Wie
Weitere Kostenlose Bücher