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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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gefürchtet und gehaßt. Margot wußte das. Fragend schaute sie auf David, der sie verstand und ihr zu Hilfe kam.
    »Warum denkst du denn jetzt an den, Wakiya? Er unterrichtet nur von der siebenten bis zur zwölften Klasse, nicht bei uns Kleinen.«
    »Er ist ein böser Geist. Weißt du das nicht mehr, David?«
    Die Kinder sprachen jetzt in ihrer Muttersprache.
    David erinnerte sich wie mit einem Schlag. »Aber er hat Miss Lawrence doch nicht angezeigt, und uns hat er schließlich gelobt.«
    Wakiya betrachtete David lange stumm.
    Margot Adlergeheimnis fing an sich auch zu erinnern. »Du kannst das dem Vater erzählen, David. Ich glaube, wir haben ihm das nie erzählt.«
    David fand Spaß daran, dem Vater die Geschichte zu berichten. Er sprach jetzt wieder englisch, da er mit seinem Vater überhaupt nur englisch sprechen konnte. Die Stammessprache des Vaters hatte er nicht gelernt. David besaß nicht nur ein gutes Gedächtnis. Die Begegnung mit Teacock und das Ergebnis hatten ihm großen Eindruck gemacht, und er konnte sich noch an alle Einzelheiten und an alle Worte, die dabei gesprochen wurden, genau erinnern.
    »... zum Schluß aber sagte Mister Teacock noch: Schüler, die nicht Englisch lernen wollen, sind auf einem falschen Wege. Sie werden nur zu leicht Diebe und Mörder, wie es Joe King geworden ist, der die schöne Sprache unserer Welt dann im Gefängnis zu lernen hatte und nun ein Auswurf der Menschheit geworden ist.«
    David war sehr stolz, daß er alles richtig zu Ende gebracht hatte.
    Wakiya spannte seinen Willen an, der in dem geschwächten und kranken Körper trotz allem mächtig war. Es war ihm bewußt, daß er in diesem Augenblick oder nie genau erfahren würde, was Teacock über Inya-he-yukan zu sagen gewagt hatte.
    »Ich habe nicht alles verstanden.«
    David wiederholte die ganze Unterredung, alle Worte Theodore Teacocks geduldig in der Stammessprache. Menschen waren nicht so hastig und ungeduldig wie die Geister.
    Wakiya merkte genau auf und schrieb alles in sein eigenes Gedächtnis wie ein Krieger seine Nachrichten auf Büffelhaut. Er schrieb mit der unverwischbaren Farbe des Schmerzes.
    Ed Crazy Eagle hatte am Ende des englischen Berichts aufgehorcht, er hatte schweigend die Übersetzung abgewartet. Nun fragte er:
    »Wer ist das, Joe King?«
    »Ein Verbrecher, der leider von unserer Reservation stammt.«
    Margots Stimme war traurig wie immer, wenn sie etwas Bösem oder einem Hindernis des Guten begegnete. »Er sitzt jetzt wieder in Untersuchungshaft unter schwerem Mordverdacht.«
    Wakiya war aschfahl geworden, und Margot fürchtete einen neuen Anfall. Aber das Kind blieb ruhig. »Ich habe wieder nicht genau verstanden.«
    »Das brauchst du auch nicht alles zu wissen, Byron. Das sind Angelegenheiten der Erwachsenen, und sie sind trübe genug.«
    Wakiya hatte wie jedes in alter Tradition erzogene Indianerkind gelernt, den Erwachsenen nicht zu widersprechen. Aber sein ganzes Gesicht flehte, und niemand wollte die Verantwortung dafür übernehmen, ihn aufzuregen. David fragte seine Eltern stumm um Erlaubnis und erklärte:
    »Joe King ist ein böser Mensch. Er soll jetzt einen Geist getötet haben. Darum ist er in Gefangenschaft bei den Geistern.«
    Wakiyas bleiches Gesicht wurde plötzlich dunkel. Was sollte er jetzt tun, was sagen? David hatte die schändlichen Worte Teacocks wiederholt, er hatte einen Wehrlosen das zweitemal berührt, und auch Margot Adlergeheimnis hatte Inya-he-yukan beschimpft. Jene Augen, die wie die Nacht waren mit unbekanntem Licht, schauten Wakiya an, wenn er die Lider schloß. Durfte er schweigen? War das feige? War das Verrat? Was mußte er tun, um nicht das Gesicht jener Augen für immer zu verlieren? Alles wollte er hergeben, auch sein Leben, aber nicht die Augen, die er wiedergefunden hatte. Er wollte ganz und in allem bei seinem Bruder sein, dem er begegnet war.
    »Ich lerne auch nicht gut Englisch.« Wakiya sprach die Sprache der Geister, damit ihn alle sogleich verstehen konnten. »Ich werde auch einmal Menschen töten.« Und er dachte an Theodore Teacock und war zugleich voll schmerzlicher Verzweiflung über Margot Adlergeheimnis, die Wakiya geholfen hatte, als es ihn schleuderte und schüttelte, und die mit ihrem Antilopenblick und ihrem weichen Mund sich doch nicht schämte, Inya-he-yukan zu verleumden und den Geistern, die ihn jetzt gefangenhielten, recht zu geben. Inya-he-yukan war gefangen! Seine Augen stießen sich an den Mauern, die die Geister um ihn errichtet

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