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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Geister, alle Schliche und Tücken. Aber er hat mich nicht ins Gefängnis geschickt. Ich brauche nicht ins Gefängnis zu gehen. Er wird das an die Schule schreiben.«
    Wakiya atmete tief auf und klammerte sich an die Mutter.
    »Noch etwas, hör zu, Wakiya. Ich habe es gehört, als ich beim Superintendent wartete. Inya-he-yukan, den die Geister Joe King nennen, ist wieder frei. Sie sollen ihn Tag und Nacht befragt haben, so daß er nicht schlafen konnte. Aber er ist ein tüchtiger Bursche, das ist das Blut der Inya-he-yukan. Sie haben ihm nichts bewiesen, und er ist frei.«
    »Mutter - kommt er wieder in die Prärie?«
    »Wie soll ich das wissen, Wakiya, er geht und kommt wie der Wind. Aber seinen alten Vater wird er doch einmal besuchen, obzwar sich die beiden immer schlagen, wenn sie beisammen sind. Der Alte trinkt zuviel von dem Zauberwasser der Geister.«
    Die Mutter hatte keinen anderen Vertrauten mehr als Wakiya, und wenn sie überhaupt sprechen mochte, sprach sie mit ihm.
    In der Schule herrschte in den nächsten Tagen große Aufregung. Die Schüler flüsterten und munkelten, und im Lehrerzimmer wurde diskutiert. Das Bild, das Wakiya gemalt hatte, war bekannt geworden, niemand wußte recht, auf welche Weise. Theodore Teacock hatte den Toten als sich selbst identifiziert; er fühlte sich getroffen und ermordet und beschwerte sich über Lehrerin und Schüler bei der Rektorin. Die Zeichenlehrerin und Wakiya wurden zusammen auf das Rektorat gerufen. Theodore Teacock stand schon dort.
    »Sehen Sie sich dieses Bild an! Das ist die Schule des Joe King. Ich bitte, diese Angelegenheit auf das strengste zu untersuchen! Auch Joe King hat mich schon als Schüler bedroht. Jetzt läuft er wieder frei herum; er trampt, bis sein geschorener Kopf wieder mit Haaren bedeckt ist, dann ermordet er den nächsten Menschen, und vielleicht bin das ich!«
    »Vorsorgliche Haft gibt es nicht, Mister Teacock. Es ist nichts geschehen, und ich kann gegen Joe King keinen neuen Haftbefehl beantragen.«
    Die Rektorin blieb ernst und streng.
    »Nichts geschehen! Als ob das Bild hier nicht genügt! Nie kommt ein Kind von acht Jahren selbst auf den Gedanken, mich ermorden zu wollen! Das ist ihm von einem Verbrecher eingegeben worden!«
    »Byron Bighorn, hast du Joe King irgendwo getroffen?«
    Wakiya schüttelte den Kopf. Mit Joe King hatte er nichts zu schaffen. Der ihm einmal den Wassereimer getragen hatte, das war Inya-he-yukan.
    »Es ist nichts zu machen, Mister Teacock. Ich finde die Ähnlichkeit des Bildes mit Ihnen auch nicht eben groß. Ich werde nachforschen, ob den Kindern etwas im Fernsehen gezeigt worden ist. Vielleicht stammen von daher die blutrünstigen Phantasien.«
    Theodore Teacock ging, nur halb erleichtert.
    Wakiya und die Lehrerin wurden auch entlassen.
    Wakiya summte vor sich hin, was er sonst nie tat. Es war ihm nicht nur gelungen, Teacock zu töten. Es war ihm gelungen, ihn in Schrecken zu setzen. Wie feige war der mächtige Geist! Er hatte Angst vor Inya-he-yukan.
    Beim Abschluß der zweiten Klasse erhielt Wakiya eine sehr schlechte Betragenszensur. Auch seine Leistungen waren wieder merklich zurückgegangen. Doch wurde er noch in die dritte Klasse versetzt.
    In den ersten Ferientagen wollten Mrs. Whirlwind und Margot Adlergeheimnis den Busausflug in die Agentursiedlung und den Einkauf im Selbstbedienungsladen mit den Kindern wiederholen, und sie freuten sich nach den im allgemeinen guten Erfahrungen des vergangenen Sommers, diesmal vier Klassen mitzunehmen. Die Lehrer waren der Meinung, daß der Ausflug zum Erlernen der englischen Sprache angefeuert habe. Wakiyas Klasse sollte wieder teilnehmen. In Wakiya wurden die Schreckenserinnerungen wach. Doch glaubte Margot Adlergeheimnis, daß diese Erinnerungen am besten durch eine neue gute Erfahrung überwunden werden könnten und auch die anderen Kinder nicht etwa glauben sollten, daß Wakiya nun nicht mehr mitfahren dürfe. Sie wollte Wakiya mit David zusammen in ihren eigenen Wagen nehmen und die Nacht vorher und nachher bei sich behalten, damit er sich möglichst wenig anstrengen mußte. Margot Adlergeheimnis wurde zu ihrem besonderen Eifer noch durch eine unausgesprochene Absicht angetrieben. Vielleicht fand sie eine Gelegenheit zu erforschen, was sich Wakiya bei dem Bilde gedacht hatte, um das so viel Unruhe entstanden war. Mutter Bighorn gab Wakiya widerwillig die Erlaubnis mitzugehen. Sie wollte nicht Ed Adlergeheimnis kränken, der ihr das Gefängnis erspart hatte. So

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