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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Brüder liefen Hand in Hand mit, kaum mehr ihrer selbst mächtig. Aber sie träumten vom Wasser; hinter heißen Stirnen träumten sie.
    Wakiya wollten die Füße nicht mehr gehorchen. Sie begannen sich zu schlenkern und zu schleudern, seine Schultern ruckten, sein ganzer Körper zuckte. Die Mutter packte ihn und zog ihn dicht an sich. Aber er vermochte nicht mehr zu laufen. Die Mutter setzte die kleine Schwester zu Boden und versuchte, den Buben in die Arme zu nehmen, aber er schlug um sich, und sie mußte ihn loslassen. Sie riß sich die Bluse vom Leib und bettete Wakiyas Kopf, damit er ihn nicht auf die harte nackte Erde schlug.
    Das wußte er noch.
    Dann wußte er lange nichts mehr.
    Als er sich selbst wiederzufinden begann, hatte er Durst. Das war ein Durst, so stark, daß er töten konnte. Wakiya öffnete die Augen ein wenig, mit Mühe. Es war Nacht, und die Luft war kühl.
    Er schloß die Augen wieder.
    Er hatte gesehen, daß er mit Mutter und Geschwistern wieder in der Sandkuhle lag. Sie waren mit dem kranken Wakiya dahin zurückgekehrt, und nun waren sie alle zu schwach geworden, um sich noch einmal aufzumachen. Sie warteten auf den Tod oder auf einen Menschen, der sie finden würde. Aber wer sollte an die kleine Blockhütte und an Eliza Bighorn und ihre Kinder denken! Wer würde über das schwarze verbrannte Land laufen? Jetzt, nach dem Feuer, hatten sie alle mit sich selbst zu tun, mit ihren Häusern, mit ihrem Vieh, dem die Weide genommen war. Am Himmel erschien ein Riesenvogel, surrte und donnerte, kreiste, als ob er etwas suche. Eliza versteckte sich und ihre Kinder. Der Geistervogel zog wieder ab.
    Wakiyas Glieder zuckten von neuem.
    Er träumte einmal, daß er in der unendlichen Stille ganz von ferne Hufschlag und Stimmen gehört habe. Er träumte davon, bunt und heiß. Wakiya war ein krankes Kind, aber dennoch hatte er scharfe Augen und gute Ohren. Irgendein Geräusch, ganz von ferne, mußte seinen Traum geweckt haben. Er träumte von dem Schecken, den Inya-he-yukan auf dem Rodeo geritten hatte. Er träumte, daß der Schecken über die Prärie stürmte - da gab es keine Arena und keinen weißen Zaun - und keine klatschenden oder zischenden Geister - da gab es nur Himmel und Erde und verbranntes Gras. Aber ein Mustang wie dieser Schecke fand seinen Weg auch in der Nacht, und ein Reiter wie Inya-he-yukan fürchtete die verbrannte Prärie nicht.
    Wakiya wollte im Traume rufen, aber die Zunge war ihm am Gaumen angeklebt, und er brachte nur ein ächzendes Lallen hervor.
    Doch machte ihn die Qual dieses Augenblicks, in dem er rufen wollte und doch nicht rufen konnte, wach. Er sah die Mutter neben sich hocken, den Kopf auf die Knie gesenkt wie ein Mensch, der weiß, daß er sterben muß. Es war still rings, und kein Hufschlag war zu hören.
    Die Mutter stöhnte. Auch sie wollte rufen und konnte nicht mehr.
    Wakiya schloß die Augen, um wieder seine glühenden Bilder zu sehen. Er träumte wieder von dem Reiter durch die Nacht, von wehender Mähne und wehendem Schweif, von dumpfem Hufschlag, vom braunhäutigen Reiter mit schwarzem langem Haar - bis er erschrak und wach wurde, denn jemand hatte ihn angefaßt. Eine Hand hatte sich hinter seinen Nacken geschoben. Wakiya öffnete die Augen und schaute in ein Gesicht - den Schattenriß eines Gesichts in der Nacht.
    Inya-he-yukan.
    Wakiya konnte nicht sprechen. Aber er dachte den Namen so stark, daß der andere es fühlen mußte. Das Kind lag in den Armen des Mannes, dessen Kraft und Sicherheit sich für Wakiya in eine große Ruhe umsetzte.
    Wakiya konnte nicht sprechen; er öffnete auch die vertrockneten, verklebten Augen nicht mehr, obgleich es wieder regnete und das Labsal der Wassertropfen auf sein Gesicht fiel. Er fror und zitterte, aber er wußte, daß er gerettet war. Inya-he-yukan trug ihn. Er trug ihn wie damals auf dem Weg von der Wasserstelle zur Hütte.
    Wakiya war nicht zuwenig gewesen. Wakiya wurde in der kalten Nacht in etwas Wärmendes gewickelt. Vielleicht war es Inya-he-yukans Jacke, die dieser ausgezogen hatte, um sie Wakiya zu geben. Wakiya fühlte ein Hin und Her; Inya-he-yukan hatte ihn mit auf sein Pferd genommen. Wo blieben Mutter und Geschwister? Inya-he-yukan würde das alles bedacht haben.
    Auf dem Rücken des Schecken schaukelte und wiegte es sich leise. Da war noch ein zweiter Reiter... Wie gleichgültig! Wakiya verlor wieder das Bewußtsein. Er brachte es nicht. Inya-he-yukans Arm hielt ihn.
    Während Joe King, Wakiya im Arm, und sein

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