Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
Geisterreich und vergaß darüber ein Stück Vorsicht.
    »Stonehorn will nicht in unser schneeweißes Geisterreich hereinkommen. Er hat es mit schlechten Ärzten zu tun gehabt, als er gefangen war, und nun läßt er sich von keinem mehr anfassen.«
    Da war es gesagt.
    In Wakiya blitzte es auf. Die Mutter kam nicht in dieses Reich herein, in dem Wakiya jetzt lebte, und Inya-he-yukan auch nicht. Inya-he-yukan wurde leichter ohne die Geister gesund, die ihn immer verachtet und verfolgt und zwischen ihren Mauern krank gemacht hatten. Aber Wakiya war nicht so stark und hatte auch nicht soviel böse Erfahrungen gemacht. Ihm gefiel es bei dem Doktor mit den wenigen blonden Haaren gut. Vielleicht deshalb, weil er nun keinen weiten Weg zu laufen und nicht in die Schule zu gehen brauchte.
    Die Schule war weit, weit weggerückt.
    Eines Tages aber war sie wieder da.
    Wakiya hatte sich so weit erholt, daß er nicht mehr im Krankenhaus bleiben konnte. Er sah frischer und kräftiger aus; seine Krankheit schien sich gemildert zu haben.
    Dem Arzt und den Schwestern fiel es schwer, Wakiya gehen zu lassen. Sie hatten sich an ihn gewöhnt. Er war immer still und hilfsbereit gewesen, und sein kluges und nachdenkliches Gesicht hatte Gedanken und Fragen geweckt. Wenn er jetzt bei jedem Wetter wieder den langen Weg zur Schule laufen mußte - was sollte aus ihm werden? Wakiya selbst weinte beim Abschied.
    Still kam er nach Hause zu der Mutter, die ihn nie besucht hatte. Das neue Haus war geräumiger, es hatte Fenster und nicht nur eine Türöffnung, sondern eine Tür. Die Wände waren aus Brettern, nicht mehr aus dicken Balken gefügt.
    Wakiya fühlte sich erst fremd, aber der kleinen Schwester gefiel das hellblau gestrichene Haus gut.
    Der Bruder war nicht mehr da.
    Er besuchte nicht nur die Beginnerklasse, wie Eivie gesagt hatte, sondern er wohnte und schlief auch in der Schule. In einer Schule außerhalb der Reservation. Nicht in Wakiyas Schule. Wakiya mußte den Weg wiederum allein machen. Ihn konnte kein Schulheim aufnehmen. Er war krank und ein schlechter Schüler.
    Es fiel ihm sehr schwer, sich in seine Klasse wieder einzugewöhnen. Was er im Krankenhaus gelernt hatte, war nicht ganz das, was in der Schule von ihm verlangt wurde.
    Das blonde junge Geistermädchen, das über seinen versäumten Schulbesuch gezürnt hatte, war wieder seine Klassenlehrerin. Sie hatte unterdessen von Wakiyas Krankheit und seinem weiten Schulweg gehört und versuchte, auf ihre Weise Rücksicht zu nehmen. Doch machte Wakiya ihr das Leben schwer und gab kaum eine Antwort.
    Er mochte sie nicht leiden. Sie hatte die Mutter ins Gefängnis bringen wollen!
    Wakiyas Leistungen wurden schlechter und schlechter beurteilt. Auch sein Betragen galt als ungenügend, weil er nicht antworten wollte. Wakiya wartete während eines jeden Schultags auf nichts als auf das Ende des Unterrichts. Dann rannte er heim. Die Angst vor seiner Krankheit verfolgte ihn von neuem.
    Es nützte Wakiya nicht viel, daß er zuweilen Tashina sah, die >Queenie< der Geister. Sie kam im Schulbus und besuchte die zwölfte Klasse. Da sie Stonehorns Frau war, hatte sie nicht mehr in die Kunstschule zurückgehen wollen, die weit entfernt im Süden des Landes lag. Es nützte Wakiya auch nicht viel, daß Gerüchte in der Schule umgingen, Theodore Teacock habe gelogen, und Joe King sei kein Dieb. Wakiya freute sich zwar darüber, aber mitten in einer müden Trauer und Verlassenheit.
    Inya-he-yukan sollte es gut gehen. Wakiya war unnütz. Solche Gedanken kamen wieder über ihn.
    David nahm Wakiya eines Tages in der Pause beiseite. Diesmal sprachen die beiden englisch.
    »Du hast recht gehabt, Wakiya. Joe King hatte nicht gestohlen. Sie hatten ihn unschuldig verurteilt.«
    »Warum sagst du es mir? Ich habe es gewußt.«
    »Aber nun wissen es alle Leute. Teacock hatte wirklich geglaubt, daß Joe gestohlen habe, weil er ein so schlechter Schüler war.«
    »Ich bin auch ein schlechter Schüler. Vielleicht wird Teacock noch sagen, daß ich auch ein Dieb sei.«
    »Wakiya, sei nicht so verrückt.« »Stonehorn war auch verrückt.« »Du bist doch nicht Stonehorn.« »Ich bin Wakiya-knaskiya.«
    »Byron Bighorn bist du. Warum willst du den schönen Namen nicht haben?«
    »Es ist nicht der meine.«
    »Wem soll er denn sonst gehören?«
    »Meinem Geist.«
    »Byron, es gibt keine Geister. Es gibt Gott und seine Engel und den Teufel.«
    »Sind die Engel Menschen?«
    »Nein, die Menschen sind keine Engel.«
    »Was sind

Weitere Kostenlose Bücher