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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Begleiter, der Arzt Piter Eivie, in einem wilden Ritt die Höhen der weißen Felsen bezwangen und jenseits die Straße erreichten, war Eliza Bighorn mit den beiden jüngeren Geschwistern zurückgeblieben. Eliza hatte Essen und Wasser erhalten. Sie konnte am nächsten Morgen mit den beiden jüngeren Kindern dahin zurücklaufen, wo ihre Blockhütte gestanden hatte.
    Sie wollte dort bleiben, bis die Geister ihr eine neue Hütte gebaut hatten.
    Sie wollte von diesem Platz nicht fort. Nein, das wollte sie nicht.
    Mit bösen Augen schaute sie den beiden Reitern nach.
    Inya-he-yukan hatte Wakiya mitgenommen.
    Aber Eliza Bighorn hatte Wakiya nicht hergeben wollen.
    Für Wakiya gab es nun eine Frist, die für ihn weder lang noch kurz, weder gut noch schlecht war, weil er in dieser Spanne Zeit weder fühlte noch dachte.
    Was ihm dann zuerst wieder begegnete, war die Gewißheit, daß er weich lag und keinen Durst mehr spürte.
    Das tat ihm wohl, und er beeilte sich nicht, die Augen zu öffnen. Er rührte sich auch kaum, sondern blieb auf dem Rücken liegen und sandte Botschaft zu seinen Händen, sie sollten ihm berichten, was sie fühlten. Sie lagen still, ausgebreitet, auf einer Decke, die sich kühler anließ als die Wolldecken daheim. Die Luft war frisch, doch hatte sie einen eigentümlichen, fremden Duft. Durch die Augenlider schimmerte es eher rot als schwarz.
    Es mußte Tag sein, Wakiya horchte.
    Er vernahm, daß eine Tür leise auf- und zuging; er vernahm Schritte, die durch einen großen Raum kamen und auch bei ihm vorbeigingen und sich dann wieder entfernten.
    Die Tür ging nochmals auf und wieder zu. In der Nähe von Wakiya rührte sich etwas anderes; es knackte, wie eine Matratze und ein Bett knacken. Das war nicht das Zuhause; Wakiya war nicht daheim. Er befand sich aber auch nicht im Hause Adlergeheimnis. Dort gab es zwar knackende Betten, aber nicht so große Räume.
    Wakiya öffnete langsam die Augen, ohne sich sonst zu rühren. Es brauchte nicht jedermann gleich zu wissen, daß er seine Umgebung jetzt deutlich erkennen und beobachten wollte.
    Es war alles weiß um ihn. Decke, Wände, Tür, Fensterrahmen, Bettgestelle, ein Tisch, ein paar Stühle. Alles war weiß, und Fenster und Boden spiegelten blank.
    Draußen schien die Sonne vom blauen Himmel auf grüne Bäume und grüne Wiesen.
    Hier hatte kein Feuer gewütet.
    Wakiya blieb still liegen. Er fühlte sich selbst und alles, was um ihn war, als unwirklich, unwahrscheinlich, als im Zauberreich, in das man hineingeraten und das auch wieder verschwinden konnte.
    Er hatte keinen Durst, er hatte keinen Hunger, er war ausreichend müde, um gern auf einer weichen Matratze ausgestreckt zu liegen. Außer dem seinen standen noch fünf Kinderbetten in dem Raum. In jedem lag ein braunhäutiges, schwarzhaariges Kind, und alle waren so still wie Wakiya. Wakiya horchte wieder. Es war jemand an der Tür.
    Herein kam Margot Adlergeheimnis; sie war anders gekleidet als sonst, auch ganz in weiß, und auf dem schwarzen Haar trug sie ein weißes Häubchen. Vielleicht war sie hier nicht Margot Adlergeheimnis, vielleicht gehörte sie zu dem weißen Zauberreich, obwohl sie noch mit den gleichen braunen Antilopenaugen auf Wakiya schaute, wie sie immer getan hatte.
    Sie begrüßte Wakiya leise und vorsichtig. Dann lief sie weg, und mit ihr kam ein Geist zurück in weißem Kittel, mit einem runden freundlichen und wissenden Gesicht wie der Vollmond, mit blauen Augen und mit wenigen blonden Haaren auf dem Kopf.
    Als er sich zeigte, setzten sich die anderen fünf Indianerkinder in ihren Betten auf und schauten vertrauensvoll nach ihm.
    Er schien also ein guter Mann zu sein, obgleich er ein Geist war.
    Wakiya ließ sich von ihm abfühlen. Seine Hände waren weich und geschickt. Das war Piter Eivie, den die Patienten >Doktor< nannten, obwohl er kein Medical Doctor war, sondern nur ein einfacher Arzt.
    Von dieser Stunde an bildete sich eine eigentümliche verschwiegene Freundschaft zwischen den beiden, zwischen dem Kind und dem Arzt, heraus. Eivie fragte nichts, und Wakiya erzählte nichts. Aber wenn der Arzt zur Visite kam, lächelten sie einander an, als ob sie sich schon lange kennen. Der Doktor gehörte für Wakiya zu dem weißen Zauberreich, in dem es sich zeitweise leben ließ, das aber auch eines Tages wieder verschwinden konnte.
    Eivie gab dem Jungen Bilderbücher; Wakiya blätterte, schaute, dachte nach und wurde wieder müde. Allmählich aber kräftigte er sich und durfte

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