Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
Wochenend-Abend niemanden erreichen, der zuständig war, und legte den Hörer zurück. »Ich spreche mit unserem Gerichtspräsidenten und fahre am Montag nach New City.«
    Der Blinde machte sich mit Lehrer Ball zusammen sogleich auf den Weg zu dem alten Präsidenten, der außerhalb der Agentursiedlung wohnte. Wakiya blieb zurück und unterhielt sich mit David, dem Sohn des Richters, der mit Wakiya im gleichen Alter stand, in der Schule aber eine Klasse übersprungen hatte. Die beiden sprachen nicht über die Sache, die sie beschäftigte, sondern über vieles andere, was im Augenblick unwichtig erschien. - Als Crazy Eagle und Ball zurückkehrten, brachten sie keine guten Nachrichten. Der alte Gerichtspräsident war an einem Wiederaufnahmeverfahren nicht interessiert und wollte Wakiyas Bericht nicht trauen, solange Mary Booth ihn nicht selbst unterschrieben und bestätigt hatte.
    Da es nun schon spät geworden war, bat der Richter Lehrer Ball, mit Wakiya zusammen bei ihm zu übernachten. Ball dankte und nahm an. Wakiya lag gut gebettet auf der Küchenbank, schaute durch das verhängte Fenster hinaus über die Prärie in den Sternenhimmel hinein und träumte mit offenen Augen von Inya-he-yukan.
    Er wachte die Nacht durch und in den Morgen hinein. Nebenan hörte er Geräusche. David wälzte sich in seinem Bett, und Mr. Ball schnarchte ein wenig auf der Couch. Draußen sang schon ein Vogel, in den Wipfeln der Bäume rauschte der Frühwind. Die unzähligen Sterne verblaßten, aber der eine heilige Stern des Indianers, der Morgenstern, scharfzackig, fünfzackig, ging auf. Es wurde wieder hell. Wakiya war matt und doch ganz wach. Sein neuer Plan war fertig. Er schlüpfte von der Bank und wusch sich am Ausguß in der Küche.
    Als alle gefrühstückt hatten, bat Wakiya seinen Lehrer, mit ihm zum Supermarket zu fahren. »Ich habe nachgedacht«, sagte er dabei.
    »Byron Bighorn - auch ich, dein Lehrer, habe nachgedacht. Du kennst Mary, Bob und Alex besser als ich. Wie kommen wir an die drei heran? Wir brauchen ihre wahrhaftigen Aussagen. Wir brauchen sie schnell.«
    Wakiyas Gesicht zog sich zusammen. »Nicht mit dem Wagen kommen wir an die drei heran, mein großer Bruder Ball. Ich schlafe mit Bob zusammen im Hause King. Ich werde Alex heute abend zu uns beiden einladen. Ich werde Alex und Mary einladen. Mary kommt nicht. Sie ist allzu tief geduckt. Ich glaube nicht, daß sie kommt. Aber Alex kommt, wenn ich einen großen Rinderbraten für uns vier habe.«
    »Also gut. Zum Supermarket.«
    Wakiya hieß seinen großen Freund Ball Coca-Cola und vier Kilo Rinderfilet einkaufen.
    »Vier Kilo?«
    »Eines für Sie, Mister Ball.«
    Der Lehrer erfüllte Wakiyas Wunsch, lächelte und bezahlte. Darauf hatte Wakiya offenbar vertraut. Ball war ein Gast, aber auch ein Freund. Man konnte auf indianische Weise mit ihm zusammenarbeiten. Er brachte den Bub dann mit dem Wagen zur Schule, wo dieser sich seine Stute holte.
    »Um neun Uhr heute abend kommen Sie zu mir, Mister Ball?«
    »Ich komme.  bye.«
    Wakiya ritt heim. Er ließ sich zuerst bei der Booth-Ranch sehen und begrüßte Mary, die ihm halb abwesend zunickte.
    »Tante Mary, ich will heute abend ein Fleischessen bei uns oben geben.«
    »Dir hat wohl ein Spaßgeist den Verstand verwirrt. Was hast du vor?«
    »Ich bin ein Reiter und ein Häuptling geworden, und heute abend lade ich Gäste in mein Tipi. Bob ist da. Ich lade dich und Alex dazu. Ich spendiere Fleisch.«
    »Deine Mutter sollte ihre paar Dollar, die sie mit Angelhakenbiegen verdient, lieber anders anlegen. Sie braucht uns nichts zu spendieren. Du arbeitest hier für dein Essen.«
    »Tante Mary, ich habe dich und Alex und Bob für heute abend zu einem Fleischessen in mein Tipi eingeladen.«
    »Kindskopf. Alex und Bob können von mir aus in dein Tipi kommen und Fleisch schmausen, soviel da ist. Aber ein Weib wie ich ißt nicht mit am Zeltfeuer im Häuptlingstipi. Verstehst du?«
    »Du bist so allein, Tante Mary.«
    »Was soll das nun wieder! Ich war mein Lebtag allein in dieser ganzen Booth-Familie und werd's auch bleiben. Also laßt es euch schmecken. Und laß nichts verschmoren.«
    »Sagst du Alex Bescheid, Tante Mary?«
    »Ich schicke ihn um acht Uhr zu euch hinüber. Verlaß dich darauf. Bis dahin ist er noch bei den Büffeln; wir müssen sie ein Stück weiter treiben.«
    Wakiya ritt heim, lud den Sack Coca-Cola-Flaschen und das Fleischpaket vom Pferd ab, versorgte das Tier und schaffte die Einkäufe in die Blockhütte der

Weitere Kostenlose Bücher