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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Bitte unterschreiben auch Sie.«
    »Ich? Wozu? Es kommt ja nun doch noch einmal vor Gericht.«
    »Ihre Unterschrift unter diesen Schriftsatz ist vielleicht entscheidend dafür, ob die Sache tatsächlich noch einmal aufgenommen wird - oder ob Joe vier Jahre unschuldig im Kerker sitzt.«
    »Ich habe die zwei nicht erschossen, und als sie erschossen waren, bin nicht ich es gewesen, der darüber geredet hat.«
    »Miss Booth, sehen Sie nicht schweigend zu, wie ein Unschuldiger unter einem ungerechten Urteil leidet. Das können Sie nicht verantworten.«
    »Das verstehen Sie nicht, Mister Ball. Gehen Sie doch hin und fragen Sie meine Eltern. Isaac Booth und seine Frau sollen ja gehört haben, was ich sagte, und müssen alles bestens wissen.«
    »Miss Booth... bitte!«
    »Nein. Ich habe gesprochen.«
    Ball erhob und verabschiedete sich. »Ich lasse Ihnen Zeit, Miss Booth.« Er ging.
    Die anderen blieben bei Mary. Ihr Gesicht war noch mehr zusammengefallen. Keiner wußte etwas zu sagen. Schließlich brach sie selbst das Schweigen. »Mit dem Vater, das war mir schon genug.
    Daß ihr euch auch noch alle gegen mich verschworen habt, ist zuviel.«
    »Wirfst du uns jetzt raus, Mary?«
    »Ihr seid bei Joe King angestellt, nicht bei mir.«
    Vier Tage später wußten alle, die es anging, daß Joe King das Wiederaufnahmeverfahren mit neuen Beweisgründen beantragen würde. Crazy Eagle hatte aber nicht verhindern können, daß Joe zum Strafvollzug in den Kerker und dort in Gemeinschaftshaft gebracht worden war. »Seine ärgsten Feinde sind die Verbrecher. Richter Crazy Eagle weiß das«, sagte Wakiya zu Bob, und er zitterte jede Stunde, daß eine schlimme Nachricht über das Ergehen Inya-he-yukans eintreffen könne. Morgen für Morgen, lange ehe er sich auf den Schulweg machte, trieb er Bob an, zur Agentur zu reiten und zu fragen, wann das Wiederaufnahmeverfahren in Gang kommen werde. Der alte Gerichtspräsident widersetzte sich dem Antrag, der inzwischen eingegangen war; er hatte gehört, daß Mary den Bericht Wakiyas nicht unterschreiben wollte.
    Es wurde unterdessen unruhig auf der Reservation, da drei Abstimmungen bevorstanden: die Wahl der Ratsmänner, die Wahl des Chief President, die unabhängig davon vor sich ging, und der Entscheid über die Abschaffung oder Beibehaltung der Stammespolizei. Alle diese Stammesangelegenheiten erschienen wichtiger als das Schicksal Joe Kings, und Crazy Eagle hatte für sein Drängen keine Verbündeten. Wakiya war jetzt Schüler der fünften Klasse. Hin und wieder erfuhr er von den Vorbereitungen für die Wahlen. Die Liste der Ratsmänner, die zur Wahl standen und sich bereit erklärt hatten, das Amt zu übernehmen, das sehr wenig Geld, aber viel Arbeit einbrachte, sollte bereits bekannt sein. Wakiya befragte seinen Klassenlehrer Ball nach dem Mittagessen.
    »Eine Sensation ist dabei, Byron. Zum erstenmal steht auch eine Frau zur Wahl.«
    »Wer, Mister Ball?«
    »Mary Booth - weil sie so tüchtig wirtschaftet. Sie hatten Joe King aufstellen wollen, denn er hat die Büffel wiedergebracht. Aber Joe -das geht ja nun nicht. Seine Feinde haben schon gewußt, warum und wann sie ihn anzeigen.«
    »Mary ist auch für die Schulranch.«
    Ball lächelte. »Ich zweifle gar nicht daran. Eine neue Verhandlung in Sachen King ist übrigens noch immer nicht angeordnet.«
    »Ich habe Angst um Inya-he-yukan, Mister Ball. Jede Nacht ruft mich seine Stimme.«
    »Ich habe auch Angst, Byron. Irgend etwas muß schon passiert sein. Crazy Eagle hat es angedeutet. Joe hat eine Schädelverletzung. Disziplinarstrafen sind über ihn verhängt. Seine Feinde hier nützen das aus.«
    »Wer arbeitet gegen uns, Mister Ball?«
    Der Lehrer nahm die Frage des Kindes ernst. Er hatte sich schnell daran gewöhnt, mit dem zwölfjährigen Wakiya wie mit einem nachdenkenden jungen Menschen zu sprechen, dessen Erfahrungen bereits tief einschnitten. »Vor allem arbeitet Sidney Bighorn gegen uns, der ehrgeizige Ankläger. Er hetzt nach Kräften, und der alte Gerichtspräsident hört auf... nein, nicht auf Sidney, der ist ihm zu jung, aber auf Jimmy White Horse, euren Chief-President. Sidney ist mit Jimmies Frau verwandt und über Jimmy gelangt er an das Ohr des alten Gerichtspräsidenten. Sidney hat den Prozeß gegen Joe gewonnen, und er will auf den Ruhm, den ihm das bei Mister Shaw und höheren Verwaltungsstellen eingebracht hat, nicht verzichten.«
    »Warum hat Sidney gewonnen? Ich habe es nicht verstanden und verstehe es nicht. Stonehorn

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