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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Kings. Er brachte den Ofen in Gang, der ihm doch noch sicherer erschien als die elektrische Platte, holte sich den großen Familienkoch- und -brattopf, an dem er Queenies Hände noch zu spüren glaubte, ließ das Fett brutzeln und legte die Fleischstücke hinein. Dann fiel ihm ein, daß auch noch Salz dazu gehörte. Der Duft stieg ihm in die Nase. Er war selbst hungrig. Punkt acht Uhr abends erschienen Bob und Alex. Bob fühlte sich hier zu Hause. Alex Goodman war fremd in dieser Blockhütte. Aber auch er hatte seine Erinnerungen, von denen er nur die angenehmen erzählte. »Das ist ein Fest gewesen, Wakiya, als die Büffel kamen!«
    »Was machen die Büffel heute?«
    »Tollheiten. Einer allein ist zu wenig beim Treiben, wenn es auch vorläufig nur sieben Stück sind - in ein paar Wochen sind es wiederum zwei mehr. Aber der Stier, das ist ein Wildteufel. Ich muß Joe wieder dabei haben oder es geschieht noch ein Unglück.«
    Die beiden Burschen rauchten. Wakiya setzte Coca-Cola vor und verbarg, wie glücklich ihn die letzten Worte Alex Goodmans gemacht hatten. Ein Motor summte den Feldweg herauf. Bob ging ans Fenster und spähte. »Ball!«
    Ball war auch Bobs und Alex Goodmans Lehrer gewesen. Er wurde mit Hallo empfangen; Wakiya setzte ihm den Rest des Fleisches vor. Die Männer unterhielten sich über Schulerinnerungen und schmunzelten, da für Bob und Alex längst alles überstanden war. Die Rede kam auf Joe King, den berüchtigsten unter den damaligen Schülern, und auf Queenie, die berühmteste unter den ehemaligen Schülerinnen. Bob rückte mit seinen Sorgen heraus: »Kann man denn nichts für Joe tun? Wir brauchen ihn dringend hier, Mister Ball.«
    Ball knüpfte unbefangen an; vielleicht hatte er Wakiya zublinzeln wollen, aber es war gut, daß er es nicht tat.
    »Für Joe kann man etwas tun. Das haben wir gleich. Mary hat das Entscheidende schon gesagt; Byron und ich haben es aufgeschrieben und ihr unterschreibt. Dann geht es weiter; Ed Crazy Eagle nimmt die Sache in die Hand.«
    Ball las die von ihm selbst gefertigte Niederschrift vor. Er schaute dabei über das Blatt weg auf die Gesichter. Wakiya starrte bald Bob, bald Alex an. Die beiden hatten die Lippen leicht geöffnet und die Augen aufgerissen. Ball legte Bob das Blatt vor. »Unterschreibe Bob. Du bist ein Mann, der bei der Wahrheit bleibt.«
    Bob nahm den Kugelschreiber und übte ein paarmal in der Luft. »Für Joe tue ich es. Wenn Sie uns das hier bringen, Mister Ball, kann es ja nicht unrecht sein. Aber es ist genau so, wie Mary es gesagt hat. Aber ganz genau ist es doch nicht.«
    »Sag uns, Bob, wie es heißen müßte.«
    »Daß der Schweinestall immer Harolds Versteck war, wenn er vom Vater nicht gesehen werden wollte. Das fehlt.« »Also schreiben wir einen Zusatz.« Ball schrieb.
    »Noch etwas, Mister Ball.« »Alex?«
    »Lesen Sie bitte noch einmal das vom Vater vor.« Ball wiederholte.
    »Sie hat aber gesagt: >Du hast ihn getröstet, Mutter, und gesagt, daß er trotz allem euer Sohn sei - und du, Vater, warst Stein, aber du hast geschwiegen.< - So müssen die Worte stehen.«
    »Das schreiben wir ebenfalls dazu.«
    »Ja und außerdem hat sie gesagt - denn sie kennt Joe gut.« »Ja, was?«
    »Wenn er die Leichen nicht gemeldet hat, so hatte er wohl Angst vor der Polizei - oder so ähnlich - aber nur, weil sie ihm immer alles falsch auslegen.«
    »Kann sein, Alex, daß das der Grund war. Ich habe Joe als Schüler gehabt, und ein bißchen kenne ich ihn auch. Es war aber nicht richtig, wie er sich verhalten hat. Das hätte ihn jetzt das Leben kosten können.«
    Alex und Bob setzten ihre Namen unter das Schriftstück. Sie hatten sich nun schon an den Gedanken gewöhnt, das zu tun. Auch Wakiya unterschrieb. Er hatte einen heißen Kopf.
    »So. Dieses Schriftstück mit den Ergänzungen bringe ich also morgen früh auch noch zu Crazy Eagle, und dann werden wir weitersehen.« Ball atmete hörbar auf.
    Bob aber wurde unruhig. »Mary Booth muß das wissen.« »Ja, Bob. Wie machen wir das am besten?«
    »Wir gehen alle zusammen zu ihr. Sie hat geschwiegen, und dennoch hat sie nicht verdient, daß wir sie betrügen.«
    Die vier liefen hinüber zu der Booth-Ranch; sie setzten sich an den Tisch, an den einzigen, den großen Tisch im Hause Booth. Mary beugte sich über das Schriftstück, immer tiefer, um ihr Gesicht zu verbergen. »Macht, was ihr wollt«, sagte sie endlich. »Ihr macht ja doch, was ihr wollt.«
    »Miss Booth, es ist die Wahrheit, was hier steht.

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