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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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durch den Raum. Ich lauschte auf die Geräusche, die mir verrieten, wo er sich gerade befand. Klacken, Scharren, ein neuerliches Klirren, immer wieder ein Rascheln – und mehr als einmal schien er sekundenlang direkt vor dem Sofa zu stehen.
    Vielleicht war ich eingenickt, denn ich zuckte zusammen,als Julien sich unvermittelt mit der Hand an der Rückenlehne über mir abstützte und zu mir beugte. »Ich denke, ich bringe dich in dein Bett, Dawn«, sagte er direkt neben mir.
    Schläfrig öffnete ich die Augen. »Meinst du, ich könnte morgen von der Schule zu Hause bleiben?«
    Er hielt in der Bewegung inne, die Arme schon halb unter mir. »Sag nicht, dass du heute dort warst.«
    »Doch. Ich wollte einfach nicht allein sein.« Ich lehnte den Kopf gegen seine Schulter und ließ mich hochheben. »Ich kann alleine gehen, weißt du?« Auch wenn der Einwand ein bisschen spät kam: Ich musste ihn einfach loswerden.
    »Ich weiß. Aber ich genieße es, dich auf den Armen zu haben. Gönn mir einfach das Vergnügen.«
    Waren das eben gerade seine Lippen auf meinem Haar gewesen? »Na dann«, ich schmiegte mich ein wenig fester an ihn, »tu dir keinen Zwang an. – Adrien ist übrigens auch dort aufgetaucht, und natürlich dachten alle, er sei du. Nur damit du Bescheid weißt.« Julien brummte. »Ach, und ich soll dir etwas von Neal ausrichten.«
    »Und was?« Er war tatsächlich in der Lage, aus diesen beiden Worten ein Knurren zu machen.
    »Du bist im Fechten für den Vorentscheid im County-Schulwettkampf in einem Monat mit aufgestellt. Ab Montag hat der Coach dreimal in der Woche Training angesetzt.«
    »Schön für ihn.« Julien stieß ein Schnauben aus, während er mit mir die Treppe hinaufstieg, als hätte ich keinerlei Gewicht. Zugegeben: Viel hatte ich ja tatsächlich nicht mehr. »Ich werde garantiert keine Zeit mit solchem Blödsinn vergeuden.« … wenn ich sie mit dir verbringen kann. Er sprach es nicht aus, aber ich glaubte es dennoch in seinem Ton zu hören. Im ersten Stock stieß ich die Tür zu meinem Zimmer mit der Hand auf, ehe er sie aufkicken konnte.
    »Das kannst du nicht. Du wirst Ärger kriegen. Erinnerstdu dich? Arrons hat gedroht, dich nach der Sache mit dem Jungsklo von der Schule zu werfen. Und dich obendrein auch noch anzuzeigen und den Schaden bezahlen zu lassen.«
    Julien setzte mich auf meinem Bett ab. Ob ich ihm wohl erzählen musste, dass ich ihn zuvor belogen und sein Zwilling versucht hatte mich mit einem Kissen zu ersticken? Für den Moment entschied ich mich dagegen.
    Unwillig sah er auf mich hinab. »Meinetwegen. Soll er. Alles, was sie tun können, ist, mir eine Geldstrafe aufbrummen. – Allerdings würde ich mir das Geld dafür vermutlich von dir borgen müssen.«
    »Du bist pleite?« Ich wusste, dass Julien in letzter Zeit Unsummen für jeden noch so kleinen Hinweis auf den Verbleib seines Bruders ausgegeben hatte, aber irgendwie war ich wohl dem Mythos des unerschöpflich reichen Vampirs – in diesem Falle Lamia – aufgesessen. Offenbar zu Unrecht.
    Er fuhr sich durchs Haar. »Noch nicht ganz, aber weit ist es nicht mehr hin. – Und eine Bank auszurauben kommt im Moment ja nicht infrage.« Was auch immer gerade in meinem Gesicht stand, es brachte ihn dazu, den Kopf zu schütteln. »Du bist also tatsächlich bereit, das Schlimmste von mir anzunehmen, was? – Das war ein Scherz, Dawn. Mach den Mund wieder zu.«
    Ich brauchte einen Moment, um genau das zu tun. Vorsichtig räusperte ich mich. »Das Geld kann ich dir leihen, aber willst du es wirklich riskieren, dass er dich von der Schule wirft?«
    Julien stieß ein Seufzen aus, das einen Stein hätte erweichen können. »Das ist der einzige Grund, weshalb ich dieses Spielchen mitspiele. – Wie auch immer: Für den Augenblick bin ich offiziell krank und sie können sich das Training abschminken, was mich angeht.« Sein Blick wurde von einer Sekunde zur nächsten prüfend. »Wie fühlst du dich?«
    Ich wusste sofort, was er meinte – und lauschte in mich hinein. »Keine Veränderung«, sagte ich dann leise. »Was meinst du, wie lange es dauert, bis …« Ich brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Ich weiß es nicht. Morgen Früh vielleicht?« Er beugte sich zu mir und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. »Gehst du zuerst ins Bad? Ich will noch einmal nach Adrien sehen und dann muss ich ganz dringend ausgiebig duschen.«
    »Natürlich.« Ich fischte meinen Pyjama unter dem Kopfkissen hervor, schob mich vom Bett und tappte ins Bad,

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